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VdM
nmz-archiv
nmz 2002/11 | Seite 28
51. Jahrgang | November
Verband deutscher Musikschulen
Impulse für das Musikschulleben in der Region
Internationale Musikschulakademie – Kulturzentrum Schloss
Kapfenburg
Zur offiziellen Eröffnung der Internationalen Musikschulakademie
– Kulturzentrum Schloss Kapfenburg, konnten im Sommer im Rahmen
des Festival Schloss Kapfenburg 2000 interessierte Zuhörer
erleben, wie ein Schloss sich in ein einziges großes Klanggebilde
verwandelte – 80 junge Musiker aus den Musikschulen Baden-Württembergs
und aus Miskolc (Ungarn) brachten eine riesige, von den beiden renommierten
Künstlern Renate Hoffleit und Michael Bach Bachtischa realisierte
Saitenklanginstallation zum Klingen.
Wesentliche Ziele dieses Leistungszentrums der Musikschulen Baden-Württemberg
kamen bereits in diesem ersten Projekt zum Tragen – denn das
Unternehmen war von internationalem Austausch geprägt: Junge
Deutsche musizierten gemeinsam mit jungen Ungarn. Auch die Festivalbesucher
waren eingeladen, sich selbst als Musiker an diesem Instrument zu
versuchen. „Schloss Kapfenburg besaitet“ hat es geschafft,
als größtes Musikinstrument der Welt ins Guiness-Buch
der Rekorde einzugehen. Dieser gelungene Auftakt sollte richtungsweisend
bleiben für die weitere Arbeit der Musikschulakademie.
Seit nahezu drei Jahren liefert die Musikschulakademie einen wichtigen
Beitrag zur Belebung der musikalischen Landschaft der Region Ostwürttemberg
und weit über deren Grenzen hinaus. Beim Musikschultag, der
fest in das Programm des jährlich im Sommer stattfindenden
Festivals eingebunden ist, haben einerseits alle Musikschulen der
Region die Möglichkeit, sich durch ihre Präsenz mit verschiedenen
Ensembles in der Öffentlichkeit darzustellen. Über das
Festival Schloss Kapfenburg und zahlreiche andere Veranstaltungen
und Projekte, welche die Akademie initiiert, kommen alljährlich
zahlreiche Menschen direkt und indirekt mit den Musikschulen in
Kontakt. Und was sie kennen gelernt haben, lernen sie meist auch
zu schätzen.
Es gehört zur Konzeption der Internationalen Musikschulakademie
– Kulturzentrum Schloss Kapfenburg, die Bedeutung der Musikschulen
im Bildungsspektrum unseres Landes darzustellen und die Auswirkungen
musikalischer Ausbildung auf Persönlichkeitsbildung und Toleranzfähigkeit
aufzuzeigen. Um jungen Menschen die Tür zu einer musikalischen
und damit auch einer persönlichen Ausbildung zu öffnen
und auch für die Zukunft zu sichern, bedarf es kompetenter
Lehrkräfte. Daher sieht es die Internationale Musikschulakademie
als eine weitere wichtige Aufgabe an, Fortbildungsarbeit zu leisten.
Diese richtet sich in erster Linie an Leiter, Lehrer und Verwaltungsmitarbeiter
an Musikschulen, aber auch an Lehrer/-innen des Faches Musik an
allgemein bildenden Schulen.
Zeitgleich mit den Probenphasen junger Musiker und den Fortbildungs-veranstaltungen
für Lehrer finden auf Schloss Kapfenburg oft Tagungen mit Vertretern
aus Wirtschaft und Politik statt. Durch das Arbeiten unter einem
Dach beginnen hier Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen der
Gesellschaft auf subtile Art miteinander zu kommunizieren. Dadurch
wird der gegenseitige Austausch gefördert und die einzelnen
Dialogpartner lernen Probleme und Zwänge des jeweiligen Gegenübers
kennen. Wertvolle Synergieeffekte, die sich aus den einzelnen Geschäftsfeldern
der Akademie ergeben, bieten eine zunehmend breitere Basis für
vielfältige Kooperationen von Kultur, Wirtschaft und Politik.
Gerade das Festival Schloss Kapfenburg, durch das die junge Akademie
weit über die Grenzen der Region und des Landes Baden-Württemberg
hinaus bekannt ist, zeigt, was entstehen kann, wenn auf vorbildliche
Weise ein Miteinander von Kultur und Wirtschaft genutzt, gepflegt
und gelebt wird. Ein derartiges Vorhaben zu realisieren ist nämlich
nur dann möglich, wenn sich aus den Reihen der Wirtschaft Sponsoren
und Förderer finden, die es verantwortlich mittragen.
Wo ein derartiger Impuls aufgegriffen wird, können Projekte
entstehen, die das kulturelle Leben einer Region außerordentlich
bereichern. Dies zeigt sich beispielsweise am MusiVal 2002. MusiVal
bezeichnet das Musiktheaterfestival Ostwürttemberg - eine Initiative
der 14 Musikschulen dieser Region. Das MusiVal wurde im Jahr 2000
aus der Taufe gehoben. Dieses Jahr stand der zweite Theater- und
Musicalsommer vor der Tür, und die Fülle der Veranstaltungen
zeigte, dass die Begeisterung für dieses Projekt und die Verbindung
von Musik und Theater sehr groß ist. Annähernd 30 Musiktheaterproduktionen
unterschiedlichster Art werden bis zum Ende des Jahres 2002 aufgeführt
worden sein. Da war die Kinderoper „Brundibar“ aus Theresienstadt
genauso zu erleben, wie das Broadway-Musical „Cinderella“
oder das Traumstück „Spielplatz“ von Bertram Schattel.
Oft findet diese Arbeit in Kooperation mit allgemein bildenden
Schulen statt, wodurch sich ganz neue Konstellationen in der Zusammenarbeit
der beteiligten Institutionen ergeben.
Interessant ist weiter, dass Politik und Wirtschaft in der Region
erkannt haben, welch großes Potenzial sich durch ein direktes
Sponsoring der Musikschulregion zur Stärkung der Kultur- und
Wirtschaftsregion Ostwürttemberg ergibt. Die Musikschulen haben
sich dabei als professionelle Partner auf allen Ebenen der Zusammenarbeit
gezeigt.
Neben einem regionalen Flyer gibt es Plakate und natürlich
eine WebSite (http://www.regio-musikschulen.de), welche die Musikschulregion
präsentiert und viele Informationen auch über andere gemeinsam
getragene Aktivitäten bietet. Genannt sei beispielsweise das
regionale Orchester „Junge Philharmonie Ostwürttemberg“,
das sich in wenigen Jahren weit über die Kreisgrenzen hinaus
einen vielbeachteten Namen erarbeitet hat.
Derartige Beobachtungen bestärken die Internationale Musikschulakademie
in ihrem Tun und der Gewissheit, dass der Weg, den sie geht, weit
in die richtige Richtung führen wird. Es lässt sich immer
wieder beobachten, dass Schloss Kapfenburg als kultureller Treffpunkt
an historischem Ort für alle Besucher von besonderem Reiz ist,
immer wieder ergeben sich ungewöhnlich nette Gespräche
zwischen Menschen mit unterschiedlichster Zielsetzung, und die Atmosphäre,
die dadurch entsteht, wird von allen Gästen als anregend und
spannend empfunden.