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nmz-archiv
nmz 2003/02 | Seite 30
52. Jahrgang | Februar
Bayerischer Kulturrat
Intensive Kommunikation
Musikalische Performance im Josephine Beuys Forum
Am 7. Oktober 2002 fand eine musikalische Performance im Rahmen
des Josephine Beuys Forum für Bildende Künstlerinnen statt.
Im vollbesetzten Saal der Seidlvilla, München-Schwabing, gestalteten
Ulrike Dangendorf (Akkordeon, Halle/Weser) und Claudia Matussek
(Oberton-Sängerin, Schauspielerin, München) einen „Hörraum“
besonderer Art: Jedem Zuhörer, jeder Zuhörerin wurde in
einem szenischen Geschehen die Augen verbunden. Durch diese Zurücknahme
der visuellen Ein- und Zuordnung wurde das ganze Publikum für
den Zeitraum etwa einer Stunde in einem reinen Raum des Horchens
wirklich zum Mit-Hörer gebracht. Geleitet und verbunden durch
einen Text von Claudia Matussek verschmolzen die Künstlerinnen
zu einem Klangkörper, der immer wieder neue Positionierungen
im Raum fand und sich durch die Hörenden hindurch bewegte.
Die verschiedenartigen Stimmspektren der Oberton-Sängerin Claudia
Matussek loteten eine Vielfarbigkeit aus, von der Sprache und deren
Fragmentierung bis hin zum reinen Klang und Ton. Als Kommunikationspartnerin
antwortete, rief und reflektierte Ulrike Dangendorfs Akkordeon Hörbares
bis an den Rand der Unhörbarkeit: ein das Publikum umwogender
und umwiegender Klangdialog.
Die Dunkelheit hinter den Augenbinden führte jeden Einzelnen
zu einem vertieften Horchen nach innen bis in den eigenen Körperraum
hinein. Die Geschichte des Textes rief Erinnerungen an frühe
Hörerlebnisse aus der Kindheit wach. Die Hörenden konnten
eine radikal veränderte Wahrnehmungshaltung erfahren. Das zeitgedehnte
„Wachwerden“ gegen Ende der Performance, als die Augenbinden
wieder abgenommen wurden, war eindeutig. Die Zuhörer fühlten
sich wirklich angesprochen. Sie zeigten danach sehr bewegte und
bewegende Reaktionen. Mit dem Weben des Klangdialogs der beiden
Künstlerinnen war eine intensive Kommunikation mit dem Publikum
entstanden. Die Zusammenarbeit der Künstlerinnen Ulrike Dangendorf
und Claudia Matussek lässt weitere tiefe Erlebnisse des Hörens
erwarten.