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nmz-news
nmz 2003/02 | Seite 2
52. Jahrgang | Februar
Personalia
Personalia
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können
Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht
werden.
Siemens-Musikpreis 2003
Für den Komponisten Wolfgang Rihm
Der Komponist Wolfgang Rihm erhält in diesem Jahr den Ernst
von Siemens Musikpreis 2003. Die Bayerische Akademie der Schönen
Künste wird ihm die Auszeichnung am 22. Mai 2003 bei einem
Festakt im Münchner Cuvilliéstheater überreichen.
Die Laudatio hält der Musikwissenschaftler Reinhold Brinkmann,
der 2001 den Siemens-Musikpreis erhielt. In der Begründung
der Jury heißt es unter anderem: Wolfgang Rihm ist einer der
fruchtbarsten und vielseitigsten Komponisten der Gegenwart. Mit
unerschöpflicher Phantasie, vitaler Schaffenslust und scharfer
Selbstreflexion hat er ein an Facetten reiches Œuvre geschaffen,
das schon heute über vierhundert Kompositionen aus allen musikalischen
Gattungen umfasst. In Rihms Musik manifestiert sich der Glaube an
die unzerstörbare Existenz des schöpferischen Individuums,
das seine Kraft und Würde gegen alle äußeren Gefährdungen
zu behaupten vermag.
Die Musikpreis-Stiftung vergibt auch in diesem Jahr wieder zahlreiche
Förderpreise in Höhe von insgesamt 1.150.000 Euro. Drei
Komponisten-Preise gehen an die in Amerika lebende Israelin Chaya
Czernowin sowie an die beiden Deutschen Christian Jost (Berlin)
und Jörg Widmann (Freiburg). Neben anderen Institutionen, Orchestern,
Editionen, Festivals oder Stiftungen erhalten die Donaueschinger
Musiktage in diesem Jahr einen Zuschuss von 100.000 Euro. Weitere
Förderungen für 2005 und 2006 sind in Aussicht gestellt.
Wieder einmal: Ab nach Kassel?
Das Hessische Staatstheater in Kassel sucht nach einem neuen Intendanten
von der Spielzeit 2004/2005 an. Aus der üblichen Vielzahl der
Bewerbungen haben sich, wie zu hören ist, zwei potentielle
Kandidaten herausgeschält: Klaus Pierwoß, derzeit Generalintendant
in Bremen, und Peter Sauerbaum aus Berlin. Pierwoß ist als
Theaterleiter das, was man einen „alten Hasen“ nennt.
In Bremen hat er sehr gute Arbeit geleistet, was die Hansestadt
traditionsgemäß mit wachsender Knauserigkeit bei den
Subventionen honoriert – Theaterpolitik in Bremen war schon
für Kurt Hübner ein Kreuz. Peter Sauerbaums „Karriere“
wirkt daneben wie ein Fleckerlteppich: kommissarischer Leiter des
Berliner Ensembles, Geschäftsführer bei der Rundfunk-Orchester
und Chöre GmbH, Geschäftsführer des Jüdischen
Museums Berlin, Controller am Deutschen Theater, im Augenblick noch
in Verwaltungsfunktion an der Deutschen Oper und so fort: Er hatte
sich auch als Intendant für das Theater des Westens beworben
und auch das ruinierte Metropoltheater war einmal im Blickfeld.
Wenn das Kasseler Theater sich auf seine bessere Vergangenheit besinnen
möchte, auf die Zeiten, als Dohnanyi, Ulrich Melchinger, Ulrich
Brecht als Intendant für überregionales Aufsehen sorgten,
dann wäre ein Intendant Sauerbaum für Kassel vermutlich
ein erhebliches Risiko. Pierwoß bedeutete sicher die verlässlichere
Lösung, die dem Kasseler Theater die notwendige künstlerische
Neubestimmung vorgeben könnte. Ganz so unwichtig wäre
eine künstlerische Revitalisierung des Kasseler Theaters für
die deutsche Theaterlandschaft nicht. Mit einem flotten Entscheid
à la „Ab nach Kassel“ wäre niemandem gedient.
G.R.
Protagonist in Sachen Europa
Aus gesundheitlichen Gründen ist Rolf Pasdzierny (geboren 1944)
zu Beginn dieses Jahres von seinem Amt als Generalsekretär
des Arbeitskreises Musik in der Jugend (AMJ) zurückgetreten.
Seit 1991 war er in diesem Amt tätig und er hat in diesen zwölf
Jahren maßgeblich die Konturen des AMJ neu bestimmt. Pasdzierny
ist einer der großen Initiatoren auf musikalischem Sektor,
die ihr Amt als Verantwortung, nicht als bloße Verwaltung
eines Ressorts verstehen. Musik wurde von ihm als eingebunden in
ein sich fortwährend wandelndes soziales Umfeld verstanden.
So nennt er, der seit 1991 ebenfalls als ehrenamtlicher Geschäftsführer
der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände (ADC) wirkt,
drei Bereiche, denen er seine Arbeit in ganz besonderem Maße
widmete, die gewissermaßen zur Herzensangelegenheit wurden.
So hat er angesichts der Tatsache, dass zwischen Chormusik und zeitgenössischem
Komponieren eine immer größere Kluft entstand, das AMJ-Projekt
„Komponisten schreiben für Kinder- und Jugendchöre“
ins Leben gerufen und die bislang erzielten Ergebnisse, die zweifelsohne
noch auszubauen sind, machten Mut, öffneten das Denken hin
auf neue Perspektiven und bauten Berührungsängste auf
beiden Seiten ab. Begegnung, dieser Begriff stand und steht immer
im Zentrum von Pasdziernys Aktivitäten. So wurde er zu einem
der großen Protagonisten in Sachen europaweiten kulturellen
Austauschs. Bei Reisen von Jugendchören, etwa nach Israel oder
in den Osten Europas, stellte er nicht nur das musikalische Tun
in den Mittelpunkt, sondern bemühte sich um Verständnis
für gesellschaftspolitische Strukturen, um Austausch von Gemeinsamkeiten
und Differenzen. „Eurotreffs“ führten Jugendliche
aus ganz Europa zusammen und für die Unerschrockenheit dabei
und für das Setzen von neuen Akzenten wurde Pasdzierny 2000
mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Als dritten
Schwerpunkt schließlich nennt Pasdzierny das Zusammenführen
der Chorszenen von Ost- und Westdeutschland, wo nach der Wiedervereinigung
große Ressentiments auf beiden Seiten herrschten. rs
Goritzki geht – kommt Contratto?
Wenn im Sommer des nächsten Jahres die aktuelle Spielzeit der
Deutschen Kammerakademie Neuss am Rhein zu Ende geht, endet auch
die Ära des bisherigen Chefdirigenten Johannes Goritzki, der
das Ensemble vor einem Vierteljahrhundert gegründet hat. Matthias
Gawriloff wird als Intendant der Deutschen Kammerakademie für
das kommende Jahr sieben Künstler einladen, die sich die musikalischen
Aufgaben teilen werden. In der Saison 2003/2004 wird sich das Orchester
dann eine/n neue/n Chefdirigentin/en erwählen. Den Reigen eröffnete
die Schweizerin Graziella Contratto mit dem traditionellen Neujahrskonzert
in der Neusser Stadthalle.