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nmz-news
nmz 2003/02 | Seite 4-8
52. Jahrgang | Februar
Nachrichten
Nachrichten aus Musikwirtschaft,
Kulturpolitik und Musikleben
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können
Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht
werden.
Nachrichten aus der neuen musikzeitung 2003/02:
Demontage der DMR-Auslandskontakte
Insolvenzverwalter Ludger Westrick, „Auswärtige Verbindungsstelle“
und Europäischer Musikrat
Mit allen erdenklichen juristischen und administrativen Mitteln
versucht der vorläufige Insolvenzverwalter Ludger Westrick
den eigentlich bereits vollzogenen Übergang der „Auswärtigen
Verbindungsstelle” vom Musikrat zum Goethe-Institut zu blockieren.
Einen programmatischen Einfluss des Musikrates hat er verhindert.
Darüber hinaus schafft er den Kontakt zum Europäischen
Musikrat ab: Die Demontage nimmt ihren Lauf.
Die Entscheidung fiel als Ergebnis einer Prüfung des Bundesrechnungshofes
schon vor zwei Jahren: Aus Effizienz-Gründen wurde die für
den „Export” junger Musiker und Ensembles zuständige
„Verbindungsstelle” vom finanzierenden Auswärtigen
Amt organisatorisch dem Goethe-Institut zugedacht. Allerdings sollte
dem Deutschen Musikrat ein weitgehendes inhaltliches Mitspracherecht
vertraglich zugesichert werden.
Der Vertrag lag im November vergangenen Jahres unterschriftsreif
vor. Unter Kündigungsandrohung verbot Ludger Westrick dem damaligen
Generalsekretär Thomas Rietschel die Unterzeichnung. Westrick
sah nur die etwa vier Millionen (komplett zweckgebundenen!) Euro
Etat, die dem Musikrat „verloren” gingen. Natürlich
eine Milchmädchen-Rechnung, die jetzt wahrscheinlich auch noch
reichlich Geld kostet, weil Westrick viel Zeit und Kraft aufwendet,
um mit fragwürdigen juristischen und administrativen Schritten
das Vollzogene rückgängig zu machen. Freilich konnten
einstweilige Verfügungen (mindestens eine ist derzeit noch
anhängig), das Bemühen des Gerichtsvollziehers (der seine
Kuckucke unter starker Heiterkeit auf wertloses Büroinventar
klebte) sowie die Verweigerung des Postempfanges für die Verbindungsstelle
durch den Musikrat und diverse weitere Abmahnungen und Kündigungsandrohungen
nicht verhindern, dass die Verbindungsstelle vergangene Woche ein
Haus weiter zog: raus aus dem Einflussbereich des Insolvenzverwalters.
Nur die (vom Steuerzahler finanzierte) Arbeit der Verbindungsstelle
wird durch logistische und sonstige Schikanen immer noch drastisch
behindert. Ihr Januargehalt erhielten die Mitarbeiter (die von sich
selbst sagen, sie seien auf der Sonnenseite gelandet) schon vom
Goethe-Institut. Den Schaden hat der Musikrat, der somit eines wichtigen
Teiles seiner Auslands-Arbeit komplett beraubt wurde.
Parallel zerstörte der Insolvenzverwalter ein weiteres Auslands-Kontaktfeld:
Mit den Worten „Stammtische finanziere er nicht” kappte
Westrick den Draht zum Europäischen Musikrat (EMR) –
indem er ihn materiell schlicht aushungert: Der EMR wurde bisher
völlig unabhängig vom DMR verwaltet. Er hatte eine eigene
Buchhaltung, eine eigene Steuernummer, er war in jeder Beziehung
organisatorisch und rechtlich vom DMR getrennt. Auch die Zuschüsse
des zuständigen Ministeriums (BKM) gingen immer direkt an den
EMR. Der EMR rechnete auch selbständig mit dem BKM ab. Der
EMR hatte eine eigene E-Mail-Adresse, eigenes Briefpapier und eigene
Statuten. Juristisch gesehen hatte er zwar keine eigene Rechtspersönlichkeit,
war aber als europäische Regionalgruppe des Internationalen
Musikrates (IMC) in einen rechtlichen Rahmen eingebunden. Da nun
weder der EMR (da er keine juristische Person war) noch der IMC
als französischer Verein ein eigenes Konto eröffnen konnten,
hatte der DMR für den EMR ein Konto eingerichtet mit dem Vermerk
bei Kontoinhaber: „DMR wg. EMR“. Dies ist die einzige
Verbindung zum DMR gewesen, auf die Westrick seine Behauptung stützte,
dass die Gelder des EMR in die Insolvenzmasse des DMR gehören
(fast 30.000,- Euro). Der EMR hat jetzt die Konsequenzen gezogen:
Er wird im Januar einen eigenen e.V. nach deutschem Recht gründen.
In der Satzung dieses eingetragenen Vereins kommt der DMR nicht
mehr vor. Eine Anbindung an den Deutschen Musikrat ist auch nicht
mehr vorgesehen. So zerstört man ohne Kenntnis des Netzwerkes
Landschaften, die eigentlich gepflegt gehören – wer stoppt
solchen Amok? Bestimmt nicht jene Taktierer, die immer noch glauben,
man könne das „temporäre Problem Westrick“
aussitzen.
Theo Geißler
Musikalische Post: neue Briefmarken
Als Sehenswürdigkeit des Jahres 2003 will die Deutsche Post
alle sogenannten Großbriefe bis zu 500 g mit dem Beethoven-Haus
Bonn markieren, das seit Mitte Januar die Dauer-Briefmarke zum neuen
Entgelt von 144 Cent schmückt. Als berühmte Knabenchöre
werden ab Mitte Februar der Thomanerchor Leipzig, der Dresdner Kreuzchor
und die Regensburger Domspatzen kombiniert in einem Block mit Marken
für Postkarte, Brief und Doppelbrief herausgestellt. Am 12.
Juni erinnert die Post an den 1953 entstandenen Deutschen Musikrat,
144 Cent wert – noch ungewiss ob mit schwarzem Trauerrand
versehen oder die Goldene Hoch-Zeit feiernd. Marken-würdig
sind ferner in diesem Jahr die seit einem halben Jahrhundert Rundfunk-sendende
Deutsche Welle, die Kulturstiftung der Länder und die vor 40
Jahren auch den Musikbereich beflügelnde deutsch-französische
Zusammenarbeit.
Pflichtversicherung
Freiberuflichen Künstler sind auch in Österreich seit
2001 in der gesetzlichen Sozialversicherung pflichtversichert und
zwar als sogenannte Neue Selbständige nach dem GSVG (Sozialversicherungsgesetz
für selbständig Erwerbstätige).
http://www.sva.or.at
Studie Musikexportbüro
Um die Möglichkeiten eines deutschen Musikexportbüros
zu prüfen, haben die deutschen Phonoverbände gemeinsam
mit der GEMA, dem Deutschen Musikverleger-Verband (DMV), der Gesellschaft
zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) und dem Verband
Unabhängiger Tonträgerunternehmen (VUT) eine Studie in
Auftrag gegeben, die nun vorliegt. Kulturstaatsministerin Christina
Weiss, die die Studie mitfinanziert hat: „Die Studie belegt,
dass die Einrichtung von Musikexportbüros sowohl wirtschaftlich
als auch kulturell positive Effekte auslösen kann.“
Die wahre Chronologie
Volker Mettig von der Verbindungsstelle für Internationale
Beziehungen im Deutschen Musikrat wies die Redaktion darauf hin,
dass nicht die junge Deutsche Philharmonie als erstes deutsches
(und überhaupt westliches) Orchester in Nordkorea war, sondern
das Collegium musicum der Universität Bonn, das bereits 2001
gemeinsam mit seinem Dirigenten Walter L. Mik für 14 Tage in
Süd- und Nordkorea gastierte. Als Gegenbesuch – und aus
Anlass des 50. Geburtstag des Collegium musicum – kommt das
Kammerorchester des Isang-Yun-Instituts dieses Jahr nach Deutschland.