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nmz-archiv
nmz 2003/02 | Seite 15
52. Jahrgang | Februar
Deutscher Kulturrat
Ein Festtag für Wert der Kreativität
Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände,
gratulierte der GEMA, die am 14. Januar 2003 hundert Jahre alt wurde,
zu diesem runden Geburtstag. Die GEMA hat sich zur Aufgabe gestellt,
dafür zu sorgen, dass die kreative Leistung von Künstlerinnen
und Künstlern angemessen entlohnt wird. Sie ist die größte
Verwertungsgesellschaft der Welt. Künstlerinnen und Künstler
bestreiten von der Verwertung ihrer kreativen Leistungen ihren Lebensunterhalt.
Mit der Verbreitung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien,
besonders dem Internet, wurden neue Nutzungsformen für künstlerische
Leistungen möglich. Das Bewusstsein für den monetären
Wert künstlerischer Leistungen trat dabei immer mehr in den
Hintergrund. Der Wert der Kreativität gerät in Gefahr.
Der Deutsche Kulturrat will deshalb in diesem Jahr mit einer Kampagne
„Wert der Kreativität“ das Bewusstsein für
den Wert kreativer Leistungen schärfen. Dabei geht es sowohl
um den ökonomischen Wert kreativer Leistungen, also das Entgelt
für künstlerische Produkte, als auch um den ideellen Wert
von Kultur für die Gesellschaft. Die GEMA hat in ihrer hundertjährigen
Geschichte bewiesen, dass Kreativität und die Entlohnung der
Kreativen untrennbar verbunden sind. Nur wenn Künstler von
ihrem künstlerischen Schaffen leben können, entsteht neue
Kunst. Der hundertste Geburtstag der GEMA ist deshalb ein Festtag
für den Wert der Kreativität.
Kulturpolitische Bilanz des Jahres 2002
Auf der Habenseite sind die Reform des Stiftungszivilrechts sowie
der Gesetzesentwurf zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft
als wichtige gesetzgeberische Maßnahmen zu verzeichnen. Die
Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“
des Deutschen Bundestages hat in ihrem Abschlussbericht wegweisende
Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen gerade
auch für Kultureinrichtungen und Kulturvereine vorgelegt. Mit
der Gründung der Kulturstiftung des Bundes hat der Bund gezeigt,
dass es ihm mit seiner kulturpolitischen Verantwortung ernst ist.
Die von der Bundesregierung in der Koalitionsvereinbarung festgeschriebene
Kulturverträglichkeitsprüfung von Gesetzesvorhaben durch
die Kulturstaatsministerin hat sich beim Erhalt des Spendenabzugs
für Unternehmen sowie den Erhalt des ermäßigten
Mehrwertsteuersatzes für Kunstwerke bewährt. Die erfolgreiche
Gründung der „Initiative Hören“ wird dem Hören
als Kulturtechnik eine neue öffentliche Beachtung bringen.
Die Verantwortung des Bundes für die Kultur von nationalstaatlicher
Bedeutung kann auch an einem um 2,5 Prozent gestiegenen Kulturetat
in 2002 abgelesen werden. -Wo Licht ist, ist auch Schatten. So beschränkt
sich der positive Gesetzesentwurf zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft
weitgehend auf die Aspekte, die laut einer EU-Richtlinie in nationales
Recht umgesetzt werden müssen. Die bereits seit mehreren Jahren
von der Bundesregierung in ihren Vergütungsberichten selbst
geforderte und längst überfällige Anhebung der Vergütungssätze
für Vervielfältigungen urheberrechtlich geschützter
Werke wurde nicht in Angriff genommen. Ebenso wurden bei der Reform
des Stiftungszivilrechts die Forderungen des Deutschen Kulturrates
nach einer Definition der Stiftung sowie nach mehr Transparenz im
Stiftungswesen durch ein bundesweites Stiftungsregister nicht umgesetzt.
Kein gutes Vorbild im Sinne des neuen Stiftungsrechtes ist die Kulturstiftung
des Bundes. Im Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes sind Vertreter
der Bundesregierung, des Bundestages und der Länder fast unter
sich. Nach wie vor ist die Zivilgesellschaft in der Bundeskulturstiftung
unzureichend eingebunden. Die Debatte um die Entflechtung der Kulturkompetenzen
zwischen Bund und Ländern, seltsamerweise ohne Einbindung der
Kommunen, bringt der Kultur keinen Nutzen, sondern gefährdet
vielmehr bislang von Bund, Ländern und Kommunen gemeinsame
finanzierte Kultureinrichtungen. Darüber hinaus sind die Kulturausgaben
der Länder in 2002 um 4,8 Prozent gesunken.Bei einem Vergleich
der Soll- und Habenseite bleibt ein bescheidenes Nullsummenspiel
für die Kultur. Das neue Jahr muss besser werden, damit die
positive Entwicklung der Kulturpolitik der letzten Jahre auf der
Bundesebene nicht verspielt wird.