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nmz-archiv
nmz 2003/02 | Seite 50
52. Jahrgang | Februar
Dossier: Musikhochschulen
Gute Perspektiven für eine dynamische Zukunft
Arbeitsgemeinschaft deutscher Musikakademien und Konservatorien
· Von Michael Dartsch
Die Arbeitsgemeinschaft deutscher Musikakademien und Konservatorien
besteht heute aus sechs Mitgliedsinstituten (Darmstadt, Frankfurt,
Hamburg, Kassel, München, Wiesbaden), in denen über 1.000
Studierende auf anerkannt hohem Niveau ausgebildet werden. Sprecher
ist Martin Maria Krüger (München), der das Amt seit 2001
in der Nachfolge von Hartmut Gerhold (Darmstadt) ausübt.
Fast alle Einrichtungen können auf eine reiche Tradition zurückblicken,
die bis in das ausgehende 19. Jahrhunderts zurückgeht. Sie
haben damit einen maßgeblichen Beitrag zur Gestaltung und
Entwicklung des deutschen Musiklebens geleistet. Entsprechend ihrer
langen Geschichte und Ausbildungserfahrung haben sich bei den Akademien
und Konservatorien individuelle Angebotsstrukturen und Schwerpunkte
herausgebildet. Neben den musikpädagogischen Fachrichtungen
finden vielfältige künstlerische Ausbildungen statt, ergänzt
von Besonderheiten wie Studiengänge für „Alte Musik“,
„Neue Musik“, Hochschulvorbereitung oder Aufbaustudiengänge.
Besonders hervorzuheben ist die traditionell enge Verbindung der
berufsbildenden Abteilungen zu Laienabteilungen beziehungsweise
Musikschulen. Hierdurch bieten die Akademien beziehungsweise Konservatorien
die wertvollen Vorzüge einer praxisnahen Ausbildung für
Instrumental- und Gesangslehrer. Darüber hinaus sind alle Institute
aufgrund ihrer Struktur in der Lage, flexibel und zügig auf
die sich wandelnden Ausbildungsanforderungen zu reagieren. Der enge
Austausch innerhalb der Arbeitsgemeinschaft sorgt für eine
nachhaltige Profilierung und Qualitätssicherung der Ausbildung.
Spätestens mit der Resolution des Deutschen Musikrates im
Oktober 1990 hat sich die traditionsreiche Arbeitsgemeinschaft stetig
und absichtsvoll verkleinert. Zielformulierung war seinerzeit die
Vereinheitlichung der Ausbildung für Musikberufe an Hochschulen,
Akademien und Konservatorien. Die „Arbeitsgemeinschaft der
Leiter musikpädagogischer Studiengänge“ (ALMS) hat
2001 diese Grundsatzforderung mit einer eigenen Resolution unterstrichen.
Gefordert wurden einheitliche Qualitätsmerkmale für die
Ausbildung sowie einheitliche Studienabschlüsse für Musiklehrer
an Musikschulen und im freien Beruf. Vor diesem Hintergrund gelang
es in den letzten Jahren zahlreichen der damals zwölf Mitgliedinstitute
(Augsburg, Bremen, Nürnberg, Osnabrück und Würzburg),
die dringend angestrebte Statusänderung auf unterschiedlichen
Wegen zu erreichen. Die missliche Zweiklassen-Ausbildung wurde damit
immer mehr zur Ausnahme.
Eine erfreuliche Entwicklung haben die Institute in Hessen erfahren.
Hier konnten die Akademien in Darmstadt, Kassel und Wiesbaden nach
umfangreichen kommunalen Investitionen in vorbildliche neue Gebäude
umziehen. Weiter erhielt die Stiftung Dr. Hoch’s Konservatorium
die staatliche Anerkennung als Musikakademie. Wichtigstes Ereignis
ist jedoch der erfolgreiche Abschluss der Diplomverhandlungen. Mehr
als zehn Jahre hat es gedauert, bis endlich ein tragfähiges
Diplommodell für Studierende der hessischen Musikakademien
(Darmstadt, Frankfurt, Kassel, Wiesbaden) gefunden werden konnte.
Der Verhandlungsdurchbruch gelang 2001 unter Staatsministerin Ruth
Wagner, die eine Arbeitsgruppe aller Beteiligten zusammenrief. Mit
Prof. Dr. Ulrich Mahlert (UdK Berlin) als externem Moderator gelang
der schwierige Interessenausgleich zwischen allen hessischen Ausbildungsstätten.
So wurde ein konsensfähiges Modell entwickelt, das sowohl den
Belangen der Hochschule für Musik in Frankfurt als auch denen
des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie denen der
Akademien entspricht. Der Diplomzugang für Studierende wird
seit Herbst 2002 durch Kooperationsverträge verbindlich geregelt.
Das neue Ausbildungsmodell sieht vor, dass Studierende der Akademien
ihre Musiklehrer-Ausbildung jetzt auch neben der SMP mit dem Diplom
abschließen können. Letzteres erfolgt in einer „Arbeitsteilung“
zwischen der jeweiligen Akademie und der Hochschule. Die zentralen
Hauptfächer werden von einer gemeinsamen Kommission (Hochschule
und Akademie) abgenommen. Alle anderen Prüfungsfächer
werden am Ausbildungsort autonom durchgeführt. Die hessischen
Akademien stehen mittlerweile in engem Dialog und Austausch mit
der Hochschule für Musik Frankfurt. Erste gemeinsame Prüfungsläufe
sind ab Herbst 2003 vorgesehen. Die Vorteile der praxisorientierten
und flexiblen Akademieausbildung können in Zukunft mit einem
Hochschuldiplom verknüpft werden. Damit hat sich die lange
angestrebte Chancengleichheit in der musikpädagogischen Ausbildung
entscheidend verbessert. Das Hamburger Konservatorium sowie das
Richard-Strauss-Konservatorium München pflegen diese unmittelbare
Kooperation mit den Hochschulen vor Ort bereits seit einigen Jahren
mit großem Erfolg, wobei in München neben pädagogischen
auch künstlerische Diplome erreichbar sind. Über die Arbeitsgemeinschaft
konnte sichergestellt werden, dass zahlreiche praktische Erfahrungen
in den hessischen Kooperationsvertrag Eingang gefunden haben.