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nmz-archiv
nmz 2003/02 | Seite 7
52. Jahrgang | Februar
Kulturpolitik
Der Deutsche Musikrat und die Neue Musik
Ein Aufruf der Gesellschaft für Neue Musik
Die Pressekonferenz mit dem Insolvenzverwalter des Deutschen Musikrats
Ludger Westrick ließ in bezug auf Fragen der zeitgenössischen
Musik manches in der Schwebe. Der Eindruck entstand, dass die Neue
Musik lieber ignoriert würde, da ihre direkte gesellschaftliche
Relevanz weit schwieriger auszumachen ist, als dies etwa bei publikumsstarken
oder breitenwirksamen Projekten der Fall ist.
Gerade aber auf dem Gebiet des gegenwärtigen kompositorischen
oder interpretatorischen Wirkens hat der Deutsche Musikrat ein Netz
von Fördermaßnahmen entwickelt, so zum Beispiel die CD-Porträts
junger deutscher Komponisten, dessen Wegfall oder Ausdünnung
für viele Aktivitäten an der Basis das Aus oder zumindest
eine merkliche Reduzierung bedeuten würden. Gerade hier aber
entstand und entsteht die Stärke für ein Musikleben, dem
nicht droht, von seiner Spitze her zum Absterben verurteilt zu sein.
In den vielfältigen Bereichen der Neuen Musik ist ein künstlerisches
Bewusstsein herangewachsen, das von Verantwortung, musikalischer
Intelligenz und von beständiger Wachheit getragen ist. Vieles
mag hier unscheinbarer im Stilleren und weniger medienwirksam gedeihen,
aber die Nachhaltigkeit und die stets neu he- rausgeforderte Innovationslust
sind umso bedeutender. Das hatte der Deutsche Musikrat bislang erkannt
und befördert. Kein Event, keine groß aufgezogene Veranstaltung
können dieses kontinuierliche Wirken in den künstlerischen
Nervenzellen an der Basis ersetzen. Wir fordern deshalb die Staatsministerin
für Kultur und Medien Christina Weiss auf, die Tragweite von
Schritten zu erkennen und zu berücksichtigen, die eine Zurückstufung
der Förderung von Neuer Musik durch den Deutschen Musikrat
zur Folge hätte. Wir fordern eine Beibehaltung der bisherigen
Fördermaßnahmen im vollen Umfang und die Freiheit von
Kompetenzgetragenen Umstrukturierungen, die allein vom zeitgenössischen
Musikleben und seinen sich wandelnden Bedürfnissen bestimmt
werden.
Jens Cording (Gesellschaft für Neue Musik, GNM), Reinhard
Schulz (Münchner Gesellschaft für Neue Musik, MGNM)