[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2003/02 | Seite 22
52. Jahrgang | Februar
Bücher
Ein Leben im wilden Wirbel
Gisela Mays Erinnerungsbuch neu erschienen
Gisela May: Es wechseln die Zeiten. Erinnerungen, Militzke
Verlag, Berlin 2002, 320 Seiten, € 24,80, ISBN 3-86189-269-3
20 Jahre nach dem Erscheinen des Erinnerungsbuches „Mit meinen
Augen“, das schließlich „der ,Wende‘ durch
die ,Abwicklungen‘ des damaligen Verlages zum Opfer gefallen
ist“, hat der Leipziger Militzke Verlag die 1924 geborene
Schauspielerin und Brecht-Interpretin Gisela May dazu ermuntert,
ihr Werk zu überarbeiten, zu erweitern und neu herauszubringen.
Und unter dem Kästner-Motto „Es gibt nicht Gutes, außer
man tut es“ hat die weltberühmte Diseuse ihr Versprechen
eingehalten.
Das Buch enthält aber keinen durchgehenden autobiografischen
Text, sondern in einfachen Sätzen verfasste Miniaturen, die
oft den Persönlichkeiten gewidmet sind, die die May auf ihrem
Lebensweg begleitet und immer wieder ermutigt haben. Los geht’s
mit Mutter, Vater und der Kindheit in Wetzlar, Ferienerlebnissen
bei den Großeltern bis hin zu den Anfängen an der Schauspielschule
in Leipzig, wo sie den zweiten wichtigen Mann in ihrem Leben, ihrem
Lehrer Schmidt-Sas begegnet, der das junge Talent fördert und
sie an die Lieder der Dreigroschenoper heranführt. Die zweite
wichtige Station ihrer Karriere führte sie nach Berlin, wo
sie unter anderem Hanns Eisler und Helene Weigel kennen und schätzen
lernt.
Nach zahlreichen Anekdoten über Begebenheiten aus ihrer langjährigen
internationalen Karriere und aus der Zeit als Gastprofessorin in
Weimar kann der Leser Gisela May noch in Gesprächen mit Wolfgang
Binder und Günter Gaus erleben. Mögen die kurzen Erzählungen
der Grande Dame manchmal etwas bruchstückhaft sein, das Buch
schließt mit Rollen-, Schallplatten-, CD- und Quellenverzeichnis
sicher eine Lücke.