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nmz-archiv
nmz 2003/02 | Seite 23
52. Jahrgang | Februar
Rezensionen
Kurz vorgestellt
DVD
Britten: Death in Venice; Robert Tear, Allen Opie, Michael
Chance; Glyndebourne Chorus, London Sinfonietta, Graeme Jenkins;
Regie: S. Lawless/M. Clarke (1989)
Arthaus/Naxos DVD 100 172
Robert Tear ist als Aschenbach geradezu eine Idealbesetzung,
weil nichts kalkuliert wirkt. Zusammen mit Alan Opie als flexibler
Dionysos, der federleichten Hand von Graeme Jenkins und der klassizistisch
ausgewogenen Inszenierung von Lawless/Clarke entsteht ein Sog,
dem man sich kaum entziehen kann.
Merz/Qualtinger: Der Herr Karl; Helmut Qualtinger, Karl
Eidlitz und andere; Regie: Erich Neuberg (1961) BMG 74321 929889
Wäre es nicht Satire, man würde weinen: Selbst nach
40 Jahren hat dieses bissige Porträt einer rückgratlosen
Wetterfahnenfigur nichts verloren an treffsicherer Aktualität,
an unumstößlichem Wahrheitsgehalt – auch und
gerade im digitalen Remastering.
Tschaikowski: Eugen Onegin; Teresa Kubiak, Bernd Weikl,
Stuart Burrows und andere; John Alldis Choir, Orchester des Royal
Opera House Covent Garden, Georg Solti; Regie: Petr Weigl (1988)
Decca DVD 071 124-9
Was diesen Film besonders macht, sind nicht nur Petr Weigls
Landschafts-Bilder von poetischer Schönheit. Überzeugender
ist die akustische Seite: Soltis Ausnahme-Interpretation verbindet
Dramatik ohne falsches Pathos mit Klarheit und Präzision.
Offenbach: La Belle Hélène; Vesselina Kasarova
und andere, Chor und Orchester des Opernhaus Zürich, Nikolaus
Harnoncourt; Regie: Helmut Lohner (1997)
Arthaus/Naxos DVD 100 086
Die poppigen Kostüme von Modezar Castelbajac suggerieren
die Gesellschafts-Satire im Comic-Format; nie verbissen oder kopflastig.
Da ist Vesselina Kasarova als Titelheldin ein Glücksfall.
Oliver Wazola
Bücher
Musik-Konzepte Heft 117/118: Arnold Schönbergs „Berliner
Schule“, hrsg. von Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn,
edition text + kritik, München 2002, 178 S., € 21,00,
ISBN 3-88377-715-3
Mit seinem Buch „Arnold Schönberg und seine Meisterschüler.
Berlin 1925-1933“ hatte Peter Gradenwitz 1996 ein breites
Fundament für ein Symposium gelegt, das im November 2001
von Wilhelm Holtmeier in den Räumen der Berliner Akademie
der Künste veranstaltet wurde und dessen Beiträge im
vorliegenden Band versammelt sind. Holtmeier setzte dabei den
Fokus auf die Diskussion der These, dass sich auch durch Schönbergs
Berliner Lehrtätigkeit eine Schultradition ausgebildet hatte.
Jan Hemming: Begabung und Selbstkonzept. Eine qualitative
Studie unter semiprofessionellen Musikern in Rock und Pop (Beiträge
zur Musikpsychologie, Bd. 3), Lit Verlag, Münster 2002, 233
S., € 25,90, ISBN 3-8258-5586-4
Auf der Materialbasis von zwanzig Interviews mit semiprofessionellen
Musikern untersucht Jan Hemmig, in wie weit der herkömmliche
Begabungsbegriff im Rock- und Popsektor anwendbar ist und in welchem
Maß weitere Aspekte wie die Selbsteinschätzung oder
das Reflexionsvermögen bezüglich der eigenen Möglichkeiten
und Grenzen für eine erfolgreiche Karriere in diesem Bereich
relevant sind.
Lothar Scholz: GEMA, GVL & KSK. Ein Praxisbuch über
die Institutionen für Musiker und Musikverwerter, PPV Medien,
Bergkirchen 2003, 292 S., € 28,00, ISBN 3-932275-49-7
Die erste Publikation, die das 100-jährige Geburtstagskind
GEMA im Jubeljahr 2003 thematisiert, sucht keine historische Annäherung:
Es geht um aktuelle und anwendungsbezogene Informationen zu den
Institutionen GEMA, GVL und KSK, die anhand von zahlreichen Fall-
und Rechenbeispielen vermittelt werden.
Michael Wackerbauer
Noten
Max Bruch: Serenade nach schwedischen Volksliedmelodien für
Streichorchester op. posth., hrsg. von Otmar Mayer, Stimmen
Oct 10286 Kunzelmann.
Diese Bearbeitung erscheint durch die Beschränkung der orchestralen
Mittel und durch die formale Straffung den Volksliedbearbeitungen
gerechter als das Original. Die angesprochene volkstümlich-verständliche
Art, die Sanglichkeit, Klangschönheit und Formklarheit stellt
den Komponisten in unmittelbare Nähe von C.M.v. Weber. SG:
mittel.
Peter Illitsch Tschaikowsky: Tanz der Clowns aus „Schneeflöckchen“,
arrangiert von Terry Kenny für großes Blasorchester mit
Streichbass und Schlagzeug, Ed. Molenaar.
Aus dem seiner Zeit erfolgreichen Theaterstück blieb eine
Konzertsuite im russischen Konzertrepertoire. Daraus der „Narrentanz“,
ein Teil der Karnevalmusik im 3. Akt, der die fröhliche Atmosphäre
eines Volksfestes wachruft. SG: mittel.
Johann Strauß (Sohn): Fledermaus-Quadrille op. 363,
hrsg. von Rudolph H. Führer, DM 1021 und „Rosen aus dem
Süden“, Walzer nach Motiven der Operette „Das Spitzentuch
der Königin“ op. 388, gestaltet, hrsg. von Isabella Sommer,
DM 1046, Doblinger.
Aus der neuen Gesamtausgabe des Wiener Instituts für Strauß-Forschung,
übersichtlicher Druck mit guter praxisbezogener Auszeichnung
in großer Besetzung mit Holz, Blech, Schlagzeug und Streichern.
SG: mittel.
Matthias Drude (*1960): Sinfonietta (1987) für Orchester,
ADU-Verlag Aurich ISMN M 500210818.
Das groß besetzte Auftragswerk ist für Laienorchester
konzipiert, braucht aber volle symphonische Besetzung, setzt Bläser
teilweise solistisch ein und stellt insgesamt erhöhte rhythmische
und harmonische Anforderungen, mittelschwierig, Spieldauer 12’30.