[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2003/05 | Seite 31
52. Jahrgang | Mai
Arbeitskreis
Musik in der Jugend
Wissen in welche Richtung man segeln will
Wie Musiker nachhaltig von Networking profitieren · Von
Ellen Svoboda
In der Artikelserie „Laienmusik” beschäftigt
sich dieses mal die Gastautorin Ellen Svoboda mit dem Thema „Networking
in der Musikszene”.
Haben Sie beruflich erreicht,
was Ihnen und Ihrer Kompetenz entspricht? Oder haben
Sie die große Karriere, die hohen Ziele längst abgeschrieben, weil
Ihnen der Weg dahin zu beschwerlich und aussichtslos erscheint? Der eine oder
die andere vermisst noch den Traumjob, die Beförderung oder ein volles
Auftragsbuch? Networking schafft hier Abhilfe, auch bekannt als Klüngeln,
Vitamin B oder Seilschaft, schlicht: aktives Beziehungsmanagement.
„
Selbstmarketing für Musiker” vereint alle Themen, die in der Ausbildung
fehlten, anschließend dafür um so heftiger benötigt wurden.
Nach etlicher Weiterbildung ist diese Kompetenz jetzt im Seminar und im Einzelcoaching
verfügbar.
Leider kann man mit Künstlern am besten über Geld sprechen (welches
sie nicht haben) und mit Bankdirektoren über Kunst (wofür sie genug
Geld haben). Also: Schöne Künste versus schnödem Mammon? Dem
glücklichen Musiker wird ein sicheres Einkommen nutzen, neben dem künstlerischen
Ruhm natürlich, nicht anstatt. Über fachliches „Know-how” verfügen
alle durch ihren Studienabschluss. Kenntnisse über die Mechanismen der
Selbst-PR, der Imagepflege und des Telefonmarketing sind schon eher rar gesät.
Am allerwichtigsten ist jedoch das „Know-WHO”, der Bekanntheitsgrad
bei potenziellen Kunden, Arbeitgebern und Personalchefs, sonst würde
der Auftrag und der Arbeitsplatz anderweitig vergeben.
Jeder Einzelkämpfer wird nur begrenzt Erfolge erzielen, dagegen sind bei
guter Vernetzung enorme Resultate möglich. Erfolg in der Geschäftswelt
beruht auf Netzwerkarbeit (Networking). Ohne die mithelfende Gattin (Buchführung,
Haushalt, Familie, Unterstützung und Aufmunterung) und das Adressbuch
(Kontaktpersonen aus der Militärzeit, aus der Ausbildung, aus Privat-
und Berufsleben) gäbe es keine großen Erfolge. Karriereorientierte
Frauen benötigen ebenso häusliche Unterstützung und aktives
Beziehungsmanagement. Solche Zündkontakte sind daher die Voraussetzung
dafür, dass der Karriere-Motor in die Gänge kommt.
Erfolg erfolgt aus Planung
Ein Feedback aus der Arbeit von VIELFALT dazu: „Frau Svoboda
verfügt neben einem hohen Maß an Professionalität
und Fachwissen über viel Einfühlungsvermögen für
die Schwierigkeiten und ‚Bremsen‘ auf dem Weg in die
Selbständigkeit. Ich konnte nach dem Seminar meine Ziele besser
konkretisieren und systematischer angehen. Außerdem habe
ich gelernt, mein Potenzial für mein berufliches Weiterkommen
besser zu nutzen”.
Im Durchschnitt verfügt jeder berufstätige Erwachsene über
200 bis 250 Kontaktpersonen. Zunächst gilt es, alle schon
vorhandenen Kontakte vom aktuellen Stand des individuellen Angebots
und der klaren Ziele in Kenntnis zu setzen. Stellt sich die erwünschte
Wirkung noch nicht ein, werden bewusst neue Kontakte zu den vielversprechendsten
Kooperationspartnern geknüpft.
Wesentlich bleibt stets die positive Selbstdarstellung: Gute
Arbeit leisten und bei passenden Gelegenheiten darüber sprechen.
Wer Stärken und Fähigkeiten ins beste Licht rückt,
wird überhaupt erst als kompetent wahrgenommen. Ein Dauer-Lamento
dagegen bestätigt nur die Angst vor Weiterentwicklung. „Love
it, change it or leave it” nennt die Chancen zur Veränderung.
Warum sofort kapitulieren, wenn doch die Verbesserung der Situation
denkbar ist? Wirkliches Scheitern geschieht nur selten. Eine differenzierte
Herausarbeitung der eigenen Stärken führt zum persönlichen
Alleinstellungsmerkmal innerhalb des Wettbewerbs (was SIE von Ihrer
Konkurrenz unterscheidet). Der Marketing-Fachbegriff dafür
lautet „unique selling point, USP”. Gelingt es in Verhandlungen,
den USP gegenüber potenziellen Kooperationspartnern überzeugend
darzustellen, sind neue Kunden gewonnen. Hierfür unbedingt
erforderlich ist die partnerschaftliche und zielgerichtete Kommunikation.
Genauso lässt sich Souveränität im Umgang mit unfairen
Verhandlungspartnern trainieren.
Erfolg erfolgt grundsätzlich aus der Planung. Manchmal wird
der Mut zum Richtungswechsel nötig. Wer A sagt, darf später
erkennen, dass A falsch war und nun C statt B an die Reihe kommt.
Vergangenheit ist nicht Zukunft und diese darf gestaltet werden.
Was der Mensch an seinem jeweiligen Hobby schätzt, demonstriert
anschaulich, welche Eigendynamik auch im beruflichen Fortkommen
entstehen kann. Unser Hobby stellt eine Energie-Tankstelle dar:
Es macht uns froh und wach, durch die Begeisterung erhöht
sich die Lebensqualität, Erfolge motivieren zu weiterer Terrainerschließung,
Wünsche gehen in Erfüllung.
Würden solche Leidenschaft und Hingabe in die Karriere einfließen,
große Ziele wären zu erreichen. Dabei gilt: Der stärkste
Wind nutzt nichts, wenn ich nicht weiß, in welche Richtung
ich segeln möchte. Eine Zielformulierung gelingt am besten
schriftlich. Das Ziel sei positiv, attraktiv, motivierend, konkret
messbar, selbst erreichbar und ökologisch. Jedes Ziel hat
seinen Preis, wer bereit ist, ihn zu zahlen, wird nicht mehr davon
abkommen. Zur Zielerreichung wähle man sich drei Menschen:
einen Freund, der konstruktiv unterstützt, einen Coach, der
noch vorhandene Wissenslücken schließt, sowie einen
Mentor, der bereits in der angestrebten Position tätig ist
und über Insiderwissen und Kontakte verfügt. Mentoring
stellt eine spezielle Form des Networking dar und wird in der Wirtschaft
schon länger genutzt.
Vom Hobby zum Traumberuf
Die Teilnehmerin eines Mentoring-Programmes schilderte ihre Erfahrungen: „Durch
ihre positive Grundeinstellung begleitete Frau Svoboda mich ein
Stück zu meinem großen Ziel der freiberuflichen Musiklehrerin.
Mit Aufgeschlossenheit und Offenheit förderte sie meine Arbeitsmotivation
und Kreativität. Direkt, ehrlich und sehr konstruktiv sprach
sie Kritik und Anerkennung aus, was mich immer wieder dazu bewegte,
nicht aufzugeben und meine Ideen weiterzuverfolgen. Sie ermöglichte
mir den Weg vom Hobby zum Traumberuf”.
Solche positiven Entwicklungen können noch beschleunigt werden
durch die Anwendung eines sogenannten Erfolgsteams. Mehrere Teamkollegen
verabreden regelmäßige Treffen, um sich mit einem bewährten
Programm gegenseitig Unterstützung zu leisten. Der Grundgedanke
dabei ist die beschleunigte Zielerreichung, denn irgendwann und
irgendwie kommt jeder auch alleine an, gemeinsam sind die auftretenden
Hindernisse leichter zu überwinden.
Erfahrungsgemäß wird die eigene Preispolitik als problematisch
empfunden. Hohe Preise schüren die Angst, vom Markt nicht
angenommen zu werden. Kleine Preise untergraben das Renommee; was
wenig kostet, wird auch nichts taugen. Das Bewusstsein des Wertes
der eigenen Arbeit ist erforderlich. Letztlich muss das Einkommen
das Auskommen sichern, eine Summe in Reserve beruhigt und die Altersversorgung
will geregelt sein. In diesem Zusammenhang hilft die aktuelle Steuergesetzgebung
sehr zum Vorteil selbständiger Künstler, vorausgesetzt
eine Auseinandersetzung mit der Materie hat bereits stattgefunden.
Hier ist Zurückhaltung fehl am Platze, lässt sich die
Steuerlast doch recht einfach reduzieren.
Zur Nutzung von Synergieeffekten beteiligte sich Ellen Svoboda
seit Anfang 2002 an der Gründung des MUT Unternehmerinnen-Netzwerk
in Würzburg. Verschiedene Branchen treffen hier aufeinander,
knüpfen, pflegen und nutzen bewusste Kontakte zur gegenseitigen
Weiterbildung und Unterstützung. Positiv wirkt sich die Zusammenarbeit
mit einer weiteren Musikschulleiterin aus, die sich dem Netzwerk
ebenfalls anschloss.
Wer neugierig geworden ist auf seine Karrierechancen, mag jetzt
manchen Tipp ausprobieren. Was aber tun, wenn die eigene Schüchternheit
den Schwung noch hemmt? Gegen Lampenfieber auf geschäftlicher
wie auf musikalischer Bühne ist schon manches VIELFALT-Kraut
gewachsen, wie eine Coaching-Teilnehmerin berichtet:
„Mit Ihrer Unterstützung gelang es mir, gelassen und voller
Zuversicht meine ‚Komfort-Zone‘ zu überschreiten.
Und erfolgreich sowieso. Besonders der ganzheitliche Ansatz ihres
Coachings (das positive Programmieren, die Körper- und Stimmübungen
sowie praktische Tipps) hat mich begeistert – und dazu beigetragen,
dass ich mich auf die folgenden Vorträge freue!”