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nmz-archiv
nmz 2003/05 | Seite 21
52. Jahrgang | Mai
Internet/Computer
Web-Watch
Klagewege
Die großen Musikkonzerne klagen allenthalben: über Umsatzrückgang
und gegen tote Tauschbörsen. Kürzlich erst meldete der
heise newsticker (http://www.heise.de/): 98 Milliarden US-Dollar-Klage
gegen Studenten aus Maryland, die einen Tauschserver an der Universität
betrieben haben, auf den 8.500 Kommilitonen zugreifen konnten.
Die Schadenshöhe bestimmt sich aus der Maximalforderung von
150.000 US-Dollar pro unberechtigt angebotenem Titel. In einer
anderen Nachricht heißt es: „Die Plattenlabels Universal
Music Group und EMI haben das Venture-Capital-Unternehmen Hummer
Winblad Venture Partners wegen Unterstützung von Piraterie
im Internet verklagt. Grund für die Klage sind die insgesamt
15 Millionen US-Dollar, die die Risikokapitalgesellschaft in die
gescheiterte Peer-to-Peer-Tauschbörse Napster gesteckt hatte.“ Übel
nehmen kann man es den Musikkonzernen ja nicht, denn der Klageweg
gehört zu den Errungenschaften der Rechtstaatlichkeit. Manches
Nachgefecht riecht zwar arg nach Geldschneiderei, doch die Klagen
sind ja noch nicht durch.
Keinen Grund zur Klage sieht allerdings
der Vertrieb Online-CD-Baby aus Portland, Oregon (http://www.cdbaby.com).
Als CD-Store für die „beste
neue unabhängige Musik“ (Selbstbeschreibung) konnte
CD-Baby über drei Millionen US-Dollar an seine Künstler
aus über 400.000 verkauften CDs ausschütten. Das sind
zwar bei 34.694 Künstler im Schnitt auch nur knapp 100 US-Dollar,
dennoch, das Geschäft scheint zu boomen. Für die erste
Million benötigte CD-Baby dreieinhalb Jahre, die zweite Million
brauchte nur noch neun Monate und die dritte fiel nach weiteren
viereinhalb Monaten. Man kann nicht einfach sagen, dass die Musikindustrie
in der Krise wäre, die Krise sieht CD-Baby allein auf die
Major-Labels beschränkt, die kleinen dagegen machen das Rennen.