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nmz-archiv
nmz 2003/05 | Seite 1
52. Jahrgang | Mai
Titelbild
György Ligeti 80
Seine historische Stellung in der Geschichte der Neuen Musik
ist schon seit langer Zeit gesichert, genau: mit dem Orchesterstück „Atmosphères“,
das Anfang der 60er-Jahre uraufge-
führt wurde.
Foto: Charlotte Oswald
Ligetis Erfindung der „Klangflächenkomposition“ entwickelte
sich aus der intensiven Beschäftigung mit Serieller Musik:
Sein Verzicht auf Intervallprägnanz, rhythmisches Profil und
durchhörbare Zeichnung führte zwangsläufig zur totalen
Autonomie des Klanges, für den nur noch Farbe, Dichte, Volumen
und Binnenstruktur prägend sind. Selbständig geführte
Stimmen verschmelzen zur so genannten „Mikropolyphonie“,
das Ergebnis ist ein faszinierendes Fließen einer scheinbar
oft statisch wirkenden Klangfläche. Im Orchesterstück „Apparitions“ wurden
die neuen Techniken zum ersten Mal perfekt realisiert. Ligetis
Schaffen erweitert sich in der Folgezeit aber erheblich: Absurdes
Musiktheater in „Aventures“ und „Nouvelle Aventures“ beziehen
die Sprache ein, Mitte der 60er-Jahre bilden sich auch wieder plastischere
Charaktere in seiner Musiksprache aus. Seine Oper über den „Großen
Makabren“ wurde von vielen Bühnen gespielt. György
Ligeti, am 28. Mai 1923 in Diciosanmartin (Siebenbürgen)
geboren, lebt heute in Hamburg, wo er auch seinen 80. Geburtstag
feiern wird.