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nmz-archiv
nmz 2003/06 | Seite 47-48
52. Jahrgang | Juni
Dossier: Amateure
& Liebhaber
Belo Horizonte, Karlsruhe, Moskau, Saarbrücken
Ein Musikliebhaber besucht Unterrichtsstunden bei Robert Leonardy
und Michael Uhde
Werner Trockel kann auf eine erfolgreiche Karriere als Pharmazeut
und Apotheker zurückblicken. Seit er seine berufliche Tätigkeit
beendet hat, widmet er sich noch intensiver einer Leidenschaft,
die ihn sein ganzes leben lang begleitete: der Musik. Mit zehn hatte
er die ersten Klavierstunden, später lernte er Gitarre spielen.
Obwohl Kriegswirren und später berufliche Belastung einer kontinuierlichen
Ausbildung im Wege standen, blieb Trockel seiner Liebe zum Klavierspiel
stets treu. Und er suchte neue Betätigungsfelder im musischen
Bereich: Von 1974 an wirkte er an der Entwicklung der „Homburger
Meisterkurse“ mit. Seit dieser Zeit hat er viele Künstler
kennen gelernt und bekam Einblick in den „Markt“. Seit
etwa zwölf Jahren organisiert Werner Trockel für die Bundesapothekerkammer
Konzerta-bende in Davos, Meran, Sylt und Mallorca. Seit etwa acht
Jahren stiftet die Bundesapothekerkammer Sonderpreise für erste
Preisträger im Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert“.
Für die neue musikzeitung besuchte Werner Trockel zwei Musikhochschulen,
um dort am Klavierunterricht von Professoren teilzunehmen. Uns interessierte
der Blick des Laien und Amateurs auf das Tun der Profis. Das Resultat
seiner „Feldforschungen“ stellt die nmz im Rahmen des
Dossiers „Amateure, Liebhaber und Kenner“ hiermit ihren
Lesern vor.
Meine erste Station ist Saarbrücken. Die Hochschule für
Musik und Theater liegt zwischen dem Staatstheater und der Modernen
Galerie an den Saarwiesen, die in diesem Bereich parkartig angelegt
sind. Eine schöne Lage am Fluss und in der Nähe der Altstadt.
Ich betrete einen modernen Zweckbau aus den 60er-Jahren. Musik schallt
aus allen Räumen. Das Gebäude umschließt einen lauschigen
Innenhof. Da er an den Konzertsaal grenzt, dient er bei gutem Wetter
auch als Foyer. Die Hochschule ist mit etwa 300 Studenten möglicherweise
eine kleines Institut, aber sicherlich im Reigen der anderen Hochschulen
nicht unbedeutend. Da ich hier von Klaviermusik spreche, sei erwähnt,
dass Walter Gieseking hier in den 50er-Jahren als Klavierlehrer
tätig war und seit damals der Schule ein Ruf vorausgeht, der
bis heute aufrecht erhalten werden konnte.
Robert Leonardy. Foto: Archiv
Ich bin verabredet mit Professor Robert Leonardy. Ein kleiner Unterrichtsraum,
schallgedämmt, zwei Steinway-Flügel nebeneinander. Ich
treffe dort eine junge Dame an. Sie kommt aus Russland. Nach zwei
Jahren Grundstudium in Moskau setzt sie nun ihre Ausbildung mit
dem Aufbaustudium in Saarbrücken fort. Professor Leonardy tritt
ein und es geht gleich zur Sache, denn die Stunde ist auf 60 Minuten
begrenzt. Sie möchte den ersten Satz aus dem Klavierkonzert
Nr. 4 G-Dur von Beethoven vorspielen und legt dem Professor den
Klavierauszug des Orchesterparts auf den Flügel. Los geht’s.
Wer sich mit den Klavierkonzerten Beethovens etwas auskennt, weiß,
dass das G-Dur Konzert mit einem Klavier-Solo über fünf
Takte beginnt; diese ersten fünf Takte müssen sauber und
musikalisch überzeugend kommen, sonst ist der gute Eindruck
schon hin. Die Pianistin setzt sich, spielt die fünf Takte
und wird sogleich von Leonardy unterbrochen, weil der kleine Lauf
der rechten Hand nicht ganz sauber ist, das C ist nicht klar zu
hören. Es werden auch die Bindungen in dieser kurzen Passage
ausgiebig besprochen. Dann geht es weiter mit dem Einsatz des Klaviers
nach dem Orchestervorspiel. Leonardy hat etwas an der Artikulation
auszusetzen. Und weiter geht es durch das schwierige Konzert. Es
ist ein Unterschied, ob ich im Konzertsaal sitze und höre,
wie ein Pianist mit Leichtigkeit und Sensibilität die schweren
Passagen spielt oder ob ich aus der Entfernung von zwei Metern sehe,
welch komplizierte Gedanken der Komponist hier in die Noten geschrieben
hat. An einer Stelle ergibt sich die Frage nach piano oder forte.
Eine Orchesterpartitur wird herbeigeschafft und das Problem ist
gelöst.
Beim zweiten Thema, welches vom Soloinstrument in der oberen Lage
gespielt wird und mit Pianissimo espressivo bezeichnet ist, spielt
die Pianistin sehr leise. Leonardy: „Nicht zu leise spielen.
Auch in der 15. Reihe muss man noch genau hören was Sie spielen.
Das Orchester spielt piano, also muss mit einem gewissen Druck ein
sanfter, aber durchdringender Pianissimo-Ton erzeugt werden.“
Ich hatte nicht gedacht, dass auf einer Hochschule bei einem fortgeschrittenen
Schüler so intensiv auf die technischen Probleme eingegangen
wird. Leonardy weist die Schülerin bei schwierigen Stellen
auf technische Übungen hin, die er ihr jeweils vorspielt. Leonardy
geht dann auf den musikalischen Gehalt dieses Konzerts ein. Er weist
ausdrücklich darauf hin, dass das G-Dur Konzert ein lyrisches
Stück ist, wobei trotz der technischen Schwierigkeiten die
musikalisch sensible Darstellung im Vordergrund steht. Das Konzert
muss leicht klingen, obwohl es außerordentlich kompliziert
zu spielen ist.
Erstaunlich für mich, wie schnell die Korrekturen von der
Schülerin verstanden und umgesetzt werden. 60 Minuten sind
nicht viel Zeit für ein so umfangreiches Werk. In der kommenden
Woche ist die nächste Stunde für die junge Studentin aus
Russland. Reicht die kurze Zeitspanne, um das Stück fehlerfrei
vortragen zu können?
Die nächste Studentin ist eine junge Asiatin, die wöchentlich
aus Paris kommt, um bei Leonardy eine Stunde zu nehmen. Sie studiert
schon seit mehreren Jahren und verfügt über eine hervorragende
Technik. Leonardy fordert sie auf, an Wettbewerben teilzunehmen,
Erfahrungen zu sammeln und um sich selbst am Können der anderen
messen zu können. Sie spielt zunächst den ersten Satz
der h-Moll Sonate von Chopin komplett durch. Was mich erstaunt:
sie hat kleine Hände, spielt aber gleichwohl die schwierigen
Passagen mit großer Bravour auch dort, wo eigentlich große
Hände erforderlich sind, ist sie in der Lage, durch entsprechend
geschicktes Verhalten die Schwierigkeiten zu meistern. Sodann folgte
das Scherzo, welches die Schülerin sehr schnell und, wie Leonardy
anmerkte, etwas unstrukturiert spielte. Die Läufe waren ihm
zu virtuos dargestellt und wurden von ihm auseinandergenommen. Die
Struktur des Stückes wurde diskutiert und es ergab sich nach
diesem „Eingriff“ eine musikalische Gestalt der Komposition,
die ganz anders war als die erste Fassung der Studentin. Das Finale
war zu seiner Zufriedenheit dargestellt, nur der Schluss müsste
etwas schlüssiger sein. Leonardy demonstriert am Flügel.
Die dritte Schülerin ist wieder eine Russin aus Petersburg.
Sie ist im dritten Semester in Saarbrücken, hatte allerdings
schon eine gewisse Ausbildung in Petersburg. Sie will den Abschluss
als Schulmusikerin machen.
Auf dem Programm steht heute zunächst die Beethoven-Sonate
E-Dur op.14. Sie spielt den ersten Satz vor, der dann musikalisch
und technisch ausgiebig kritisiert wird. Ich denke, dies ist eine
Sonate, die technisch nicht so aufwendig ist, die aber musikalisch
nicht unproblematisch ist. Wenn man diese Sonate mal so „etwas
durchspielt“, wirkt sie zunächst spröde und erschließt
sich nur langsam. Dies kommt auch hier zum Ausdruck. Im ersten Satz
ist eine Kantilene in Oktaven, die von der Schülerin erst nach
dem Eingriff von Leonardy gebunden wird. Dadurch bekommt diese Passage
eine andere Wirkung. So oder ähnlich gab es mehrere Stellen
im ersten Satz. Leonardy half auch über technische Hürden,
indem er Möglichkeiten zum Üben demonstrierte. In der
nächsten Unterrichtsstunde soll die Sonate noch einmal vorgespielt
werden. Es folgt die Etüde op. 10 Nr. 3 von Chopin, die von
der Schülerin für mein Empfinden überraschend locker
vorgetragen wird. Allerdings sind die con bravura zu spielenden
Sexten im Mittelteil der Etüde nicht so, wie man es hätte
erwarten können. Leonardy erklärt die Möglichkeiten,
die- se schwierige Passage zu üben. Er schlägt vor, bei
diesen Sexten die obere und untere Stimme einzeln zu üben –
also einmal nur fünfter und vierter Finger und die unteren
Töne der Sexten mit erstem und zweitem Finger. Auf diese Weise
entsteht Sicherheit und die Hand weiß genau, wohin sie soll.
u
Fortsetzung Seite 48
u Im Anschluss an die Unterrichtsstunden habe ich noch ein kleines
Gespräch mit Leonardy. Hat der Lehrer so großen Einfluss
auf das Interpretationsverhalten des Schülers, dass dieser
quasi etwas nachspielt? Professor Leonardy legt seinen Unterricht
so an, dass die eigenen Überlegungen des Schülers erhalten
bleiben und von ihm nur der musikalische Gedanke und die Struktur
des jeweiligen Werkes erklärt werden. Er will auf jeden Fall
vermeiden, dass nachgespielt wird. Der Schüler soll spielen,
was in den Noten steht. Er weist darauf hin, was man technisch machen
kann, und sagt dem Studenten, dass man diese oder jene Stelle etwas
leiser, lauter, schneller oder langsamer nehmen sollte, aber er
besteht nicht darauf.
Mich interessiert, ob Leonardy es für richtig hält, wenn
ein Schüler im Laufe seiner Studien den Lehrer wechselt. Er
befürwortet einen solchen Wechsel, da der Student nur so die
unterschiedlichen Sichtweisen und Interpretationen lernen kann.
Mein nächster Besuch gilt der Staatlichen Hochschule für
Musik in Karlsruhe. Ich bin verabredet mit Professor Michael Uhde,
der hier Klavier und Kammermusik unterrichtet. Wir treffen uns im
Schloss Gottesaue. Dort ist die Musikhochschule mit ihren Dozenten
und Studenten zum großen Teil untergebracht. Ein beeindruckendes
Gebäude, dieses Schloss. Nicht allzu weit von der Innenstadt
von Karlsruhe entfernt. Ein Schloss, welches eine wechselvolle Geschichte
erlebt hat. Die Anfänge liegen im Jahre 1588. Im Laufe der
vielen Jahre gab es durch-aus unterschiedliche Nutzungen: landwirtschaftliches
Gut, Kaserne, zuletzt Polizeischule bis zur Zerstörung in den
Wirren des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1944. Mehr als 30 Jahre
lang stand dann am Rand der Stadt das Schloss als Ruine, bis es
wieder aufgebaut wurde, um die Staatliche Hochschule für Musik
zu beherbergen. Das Gebäude ist daher für die jetzige
Nutzung geeignet und vermittelt einen großzügigen Eindruck.
Von außen ein historisches Gebäude, das im Inneren die
Nutzungsmöglichkeiten bietet, die man heute erwartet. Im Laufe
der Jahre ist die Hochschule auf zirka 500 Studenten gewachsen und
man hat Pläne für eine Erweiterung auf dem Gelände
um das Schloss herum. Das Bauprojekt ist so umfangreich, dass auch
in den nächsten Jahren mancher Student in einer der drei Dependancen
im Zentrum der Stadt seinen Studien nachgehen muss.
Michael Uhde. Foto: Archiv
Professor Uhde legt als Prorektor Wert darauf, mir die Einrichtungen
der Hochschule zu zeigen. Es gibt ein Institut für Neue Musik
und Medien, ein Institut Lernradio, in dem Musikjournalisten ausgebildet
werden. Im gleichen Gebäude ist auch das musikwissenschaftliche
Institut untergebracht. Wie man weiß, ist dieses nor-malerweise
von der „praktischen Musik“ getrennt. Dieses Nebeneinander
und nicht zuletzt die gemeinsame Bibliothek im Dachgeschoss führen
zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit. Beeindruckend für einen
Besucher ist ohne Zweifel die Großzügigkeit und Weitläufigkeit
des Gebäudes, das hervorragende Möglichkeiten zum Unterricht
bietet und schon durch seine Gestaltung die Kreativität der
Studenten und Dozenten beflügelt. Man denke da an den Konzertsaal
oder an das Aufnahmestudio, wo CDs hergestellt werden können,
was dann gleichzeitig im Lernradio verwendet werden kann.
Dann geht es zum Unterricht. Eine junge Russin, die nach fünf
Jahren Studium in Moskau nun hier im ersten Semester bei Uhde ihre
Ausbildung fortsetzt. Sie will das Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur
von Mozart spielen. Professor Uhde übernimmt den Orchesterpart.
Erstaunlich, welche technischen Fähigkeiten hier gezeigt werden.
Die junge Frau spielt mit hohem Tempo die sehr schweren Passagen
des ersten Satzes. Nach dem ersten Durchgang korrigiert Uhde eine
Phrasierung, zeigt sich aber sehr zufrieden. Der zweite Satz wird
von ihr zu langsam gespielt. Obwohl Adagio überschrieben, muss
nach Meinung des Lehrers der Zusammenhang und der Fluss der Musik
hergestellt werden. Die Stimmung und die Intimität des Satzes
müssen durch den entsprechenden zarten Anschlag erzielt werden.
Er demonstriert ihr auf überzeugende Weise, was er sich vorstellt.
Der zweite Schüler am heutigen Vormittag ist ein deutscher
Student, der sein Studium bis auf das letzte Examen abgeschlossen
hat. Er hat schon Konzerterfahrungen sowohl bei Klavierabenden als
auch insbesondere als Mitglied eines schon erfolgreichen Quartetts.
Auf dem Programm stehen „Bunte Blätter“ op. 99
von Robert Schumann, ein schwieriges Werk, technisch teilweise sehr
anspruchsvoll und auch musikalisch nicht einfach darzustellen. Der
junge Mann spielt mit großer Virtuosität und kräftigem
Zugriff. Man merkt, dass er Konzerterfahrung hat, er spielt gelassen
und unbeeindruckt von seinen zwei Zuhörern. Herr Uhde lässt
ihn zunächst das ganze Heft durchspielen und macht sich in
den ihm vorliegenden Noten Notizen zu den Passagen, die er für
korrekturbedürftig hält. Nach dem Vorspiel wird das Ganze
durchgesprochen. Es geht um Tempofragen, es geht um Zusammenhänge,
um exakt das wiederzugeben, was in den Noten steht. Da nicht alles
direkt besprochen werden kann, entnehme ich dem Gespräch, dass
das Werk in einer Woche noch einmal vorgetragen werden soll. Dann
werden die Einwände von Herrn Uhde berücksichtigt sein.
Mittagspause. Ich habe die Gelegenheit in der Cafeteria des Instituts
die Leiterin des Veranstaltungsbüros, Eva Lichtenberger, kennen
zu lernen. Das Institut hat ein eigenes Veranstaltungsbüro,
das sich in die Kulturaktivitäten von Karlsruhe und Baden Baden
einklinkt und dafür sorgt, dass die Konzerte der Dozenten und
Studenten von der Öffentlichkeit besucht werden können.
Eine lobenswerte und auch notwendige PR, die sicherlich auch an
anderen Hochschulen geleistet wird, wie ich mir vorstellen kann.
Man hat hier auch Prospekte und Programme für das ganze Semester
vorliegen.
Mittags ergibt sich zufällig die Gelegenheit zu einem kurzen
Gespräch mit Professor Ulf Hölscher, der hier Violine
unterrichtet. Ich bin in eine Unterrichtstunde geplatzt und konnte
hören, wie intensiv an dem Violinkonzert von Tschaikowsky gearbeitet
wurde. In dem anschließend stattfindenden Gespräch kommen
wir auch auf die beruflichen Aussichten der Studenten, ein Thema
welches heute viele Professoren beschäftigt. Theater und Orchester
können von den öffentlichen Haushalten nur noch mit großer
Mühe finanziert werden. Umso mehr ist der Eifer und der Idealismus
der jungen Menschen zu bewundern!
Dann kommt noch eine Unterrichtstunde bei Herrn Uhde. Durch einen
Irrtum bei einer Terminverschiebung warten zwei Studenten auf den
Professor. Eine Französin, die nach mehreren Jahren Unterricht
in Paris nun im ersten Semester hier studiert und ein Brasilianer,
der nach dem Studium in Brasilien nun im ersten Semester bei Herrn
Uhde studiert.
Da der Professor noch nicht da ist, ermuntere ich die Französin,
etwas zu spielen. Sie wählt die C-Dur Sonate von Haydn. Ich
bin überrascht, wie gut sie das macht. Ich habe selten ein
derart farbiges und abwechslungsreiches Spiel bei einer Haydn-Sonate
gehört. Einfach schön! Sie spielt mit leichtem Anschlag
und sehr ausdrucksstark und überzeugend. Den zweiten Satz,
ein Presto, nimmt sie für mein Empfinden etwas zu schnell,
aber darüber kann man sicherlich streiten.
Werner Trockel. Foto: Andreas
Kolb
Dann beginnt die Unterrichtsstunde für den Brasilianer, der
übrigens bisher in Belo Horizonte bei einer Professorin studiert
hat, die ihrerseits ihre Ausbildung in Karlsruhe absolviert hatte.
Auf dem Programm steht der erste Satz des Konzerts a-Moll von Schumann.
Er ist eine Begabung, ohne Frage. Der junge Mann spielt das Konzert
sehr flüssig und mit großem Verständnis. Vor allem
auch in der Kadenz zeigt er, was er so „drauf hat“:
Professor Uhde geht dann den ersten Satz noch mal durch und zeigt
ihm, was man bei Schumann alles hören muss. Insbesondere die
Kadenz wird auseinander genommen, die gedank-lichen Zusammenhänge
erklärt. Dadurch wird diese Kadenz noch etwas schwieriger,
bekommt aber auch ein anderes Gewicht.
Der junge Brasilianer kann noch kein Deutsch oder jedenfalls sehr
wenig. Unterrichtssprache ist deshalb Italienisch. Es ist aber so,
dass die Sprache gar nicht eine so große Wichtigkeit hat:
Als Zuhörer, der nicht Italienisch spricht, weiß ich
dennoch stets, worum es geht. Michael Uhde demonstriert entweder
mit theatralischen Gesten oder mit Beispielen am Flügel, was
er meint. Hier kommt zum Ausdruck, wie „international“
Musik ist; auch ohne Sprache ist sie eine Möglichkeit der Verständigung.