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nmz-news
nmz 2003/06 | Seite 4-8
52. Jahrgang | Juni
Nachrichten
Nachrichten aus Musikwirtschaft,
Kulturpolitik und Musikleben
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können
Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht
werden.
Nachrichten aus der neuen musikzeitung 2003/06:
Nürnberger Bühnen werden Staatstheater
Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) kündigte Ende
Mai an, Oper, Theater und Ballett in den Rang eines Staatstheaters
erheben zu wollen. In mehreren Stufen soll die Trägerschaft
zwischen Stadt und Freistaat aufgeteilt werden. Die Nürnberger
Bühnen werden bereits mit jährlich acht Millionen Euro
subventioniert. Jetzt wird die Summe in den nächsten Jahren
auf voraussichtlich 14 Millionen Euro steigen.
Kultur-Enquete
Der Deutsche Kulturrat begrüßt die Einsetzung einer
Kultur-Enquete im Bundestag. Der Kulturpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion
Eckhardt Barthel hatte die Einsetzung dieser Enquetekommission bekannt
gegeben. Bereits in seinen Wahlprüfsteinen zur Bundestagswahl
2002 (siehe nmz 7/8-2002) hat der Deutsche Kulturrat gefordert,
dass eine vertiefende Untersuchung zur sozialen Lage der Künstlerinnen
und Künstler in Auftrag gegeben werden sollte. Die Kommission
könnte der Ort sein, um eine solche Untersuchung zu veranlassen
und die entsprechenden Handlungsempfehlungen für den Bundesgesetzgeber
abzuleiten. Dabei sollte die Frage der sozialen Sicherung auch auf
andere Kulturberufe ausgedehnt werden. Weitere wichtige Fragen,
die eine fundierte Bearbeitung in der Enquetekommission verdienen,
sind die Zukunft der Kulturfinanzierung und die Auswärtige
Kulturpolitik.
Eine Kommission im Deutschen Bundestag muss sich auf die Fragen
konzentrieren, bei denen der Bund die Gesetzgebungskompetenz besitzt.
Die Situation in den Ländern, Städten und Gemeinden muss
mitreflektiert werden. Die Enquetekommission sollte aber unter einem
Föderalismusvorbehalt arbeiten und sich nicht in die Gestaltungsspielräume
einmischen, die in die Zuständigkeit der Länder, Städte
und Gemeinden fallen. Die unterschiedlichen kulturellen Sparten
und die verschiedenen Bereiche des kulturellen Lebens sind wie kommunizierende
Röhren mit-einander verbunden. Der Erfolg der Enquetekommission
hängt daher davon ab, dass alle künstlerischen Sparten
und der gesamte Kultursektor in den Blick genommen werden.
Festival der Ehemaligen
3. Kammermusikfest des ARD-Musikwettbewerbs
Seit 2001 veranstaltet der Internationale Musikwettbewerb der
ARD jährlich Kammermusikfeste, zu denen Preisträger und
andere herausragende Teilnehmer verschiedener Wettbewerbsjahrgänge
eingeladen werden. Auf dem Programm stehen in diesem Jahr Stücke
aus vier Jahrhunderten von Zelenka über Schumann bis hin zu
Zeitgenossen, wie Isang Yun, Aribert Reimann, Hans-Jürgen von
Bose und Jörg Widmann. Der renommierte Oboist Heinz Holliger,
der übrigens 1961 ein erster Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs
war, wird die musikalische Koordination der aus zwölf verschiedenen
Ländern stammenden jungen Musiker übernehmen. Diesen sollen
durch das Kammermusikfest Kontakte ermöglicht werden, aus denen
sich weitere künstlerische und berufliche Entwicklungen ergeben
können. Der Gedanke, dass neben einem besonders anspruchsvollen
Musikwettbewerb, wo ein Teilnehmer gegen den anderen antritt, noch
ein musikalisches Miteinander möglich sein sollte, war der
Anlass für den künstlerischen Leiter des ARD-Musikwettbewerbs,
Christoph Poppen, das Kammermusikfest mit den ehemaligen Preisträgern
ins Leben zu rufen.
Die Konzerte finden dieses Jahr auf Schloss Elmau (12. –15.
Juni), im Konzerthaus Berlin (16.–18. Juni) sowie in Münchens
Max-Joseph-Saal der Residenz statt (19.–22. Juni).
Unser Bild zeigt das Trio Con Brio beim Wettbewerb vom vergangenen
Jahr.
Foto: ARD-Musikwettbewerb
Bregenz modern
„Kunst aus der Zeit“ (kaz) heißt die Programmschiene
der zeitgenössichen Musik im Rahmen der Bregenzer Festspiele.
Sie wurde in den vergangenen Jahren zum dritten Schwerpunkt neben
dem Spiel auf dem See und der Opernproduktion im Festspielhaus ausgebaut.
Höhepunkt von kaz 2003 wird am 14. August die Uraufführung
von Georg Friedrich Haas’ neuestem Werk. „die pferde
und die ratten und die lerche“ sein. Die Konzerte in der Reihe
Nach(t)klänge im Bregenzer Kunsthaus und auf der Werkstattbühne
des Festspielhauses geben in diesem Jahr einen Überblick über
das vielfältige Schaffen zeitgenössischer Vorarlberger
Komponisten, etwa Porträtkonzerte der Komponisten Peter Herbert
und Wolfram Schurig. Der Wiener Concert Verein – das zeitgenösssiche
Ensemble der Wiener Symphoniker – bringt in Konzerten Werke
von Richard Dünser, Gernold Amann, Michael Amann, Michael Floredo,
Volker Plangg, Michael Buchrainer, Johanna Doderer und Gerlad Futscher
zur Aufführung. Das Klangforum Wien spielt unter der Leitung
von Sylvain Cambreling Morton Feldmans „For Samuel Beckett“.
Neuer Direktor des NRW-Kultursekretariats
Zum ersten Januar 2004 wird der Journalist Christian Esch neuer
Direktor des Kultursekretariats Nordrhein-Westfalen in Wuppertal,
das von zwei Dutzend Großstädten des Landes getragen
wird. Er wird die Nachfolge von Dietmar N. Schmidt antreten, der
im April diesen Jahres 65 Jahre alt geworden ist und das Amt seit
1989 inne hatte. Der 1961 in Bonn geborene Musikwissenschaftler,
Kritiker und Operndramaturg ist seit 1995 Redakteur des HR.
Hieber lebt
Nach der Veräußerung des Musikhauses Hieber an den
Unternehmer Alfred Loib sind inzwischen alle Weichen für die
Fortführung des Münchener Traditionsunternehmens gestellt.
Die ehemalige Max Hieber KG wird seit 8. April diesen Jahres in
zwei separaten Firmen fortgeführt. Das Musikhaus in der Liebfrauenstraße
1 am Dom (hier gibt es unter anderem Instrumente, Tonträger
und einen Kartenvorverkauf) firmiert künftig unter Max Hieber
GmbH und das Notenhaus im Rathaus unter Bauer & Hieber GmbH.
Momentan befinden sich beide Firmen noch im Gründungsstatus.
Der Eintrag im Handelsregister ist zwar beantragt, steht allerdings
noch aus. Der Geschäftsbetrieb läuft vorerst noch mit
unveränderten Bankverbindungen, Telefon- und Faxnummern weiter.
Winfried Raczkowski, der neue Geschäftführer der Max
Hieber GmbH, hat seit dem 12. Mai 2003 sein neues Amt inne und wird
durch seine Erfahrungen sicherlich nicht unwesentlich zum erfolgreichen
Wiederaufbau des Unternehmens beitragen.
IDKV gegen das Jammern
Deutschlands Konzert- und Veranstaltungsbranche will nicht länger
in den publizistischen Negativsog der krisengeplagten Tonträgerindustrie
gezogen werden. Der Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft (IDKV),
wehrt sich jetzt gegen die fortwährende Verallgemeinerung,
„der Musikbranche“ gehe es „schlecht“.
„Wenn Tonträgerunternehmen“, so IDKV-Präsident
Jens Michow, „ seit mehreren Jahren Hiobsbotschaften über
ihre wirtschaftliche Lage unter dem Deckmantel der deutschen Musikindustrie
verbreiten, so erweckt dies einen absolut unzutreffenden Eindruck.“
Zur Musikindustrie zählten eine Vielzahl von Wirtschaftszweigen,
neben der Tonträgerwirtschaft etwa die weitaus umsatzträchtigere
Veranstaltungsbranche, aber auch die Künstlermanager, Konzert-
und Gastspieldirektionen, Musikverleger und Instrumentenhersteller.
Tatsache sei, dass die Veranstaltungswirtschaft in den letzten Jahren
kontinuierlich wachsende Umsätze zu verzeichnen habe und auch
aktuell immer noch befriedigende Ergebnisse erziele. Dass die Veranstaltungsbranche
den wesentlichen Teil der Musikwirtschaft bildet, belegt eine vom
IDKV letztmalig im Jahr 2000 bei der Gesellschaft für Konsumforschung
(GfK) in Auftrag gegebene Studie.
Danach verzeichneten die Veranstaltungsbetriebe bereits im Jahr
1999 mit einem Gesamtjahresumsatz von 2,71 Milliarden Euro einen
Umsatzvorsprung von rund 240 Millionen Euro gegenüber der Tonträgerindustrie.
Deutschlands Veranstalter profitieren vom aktuellen Boom bei Konzert-
und Festivalbesuchen. „Live-Events erfreuen sich wieder größerer
Beliebtheit“, resümiert Jens Michow. „Die Menschen
sind das ständige Katastrophenszenario im Fernsehen leid, gehen
lieber wieder in ein gutes Konzert.“ Daher sei es wünschenswert
und angemessen, wenn sowohl die Tonträgerbranche wie auch die
Medien zukünftig bei Aussagen über die wirtschaftliche
Situation klarer zwischen den Branchenzweigen der Musikwirtschaft
differenzieren würden.
Rubinstein-Wettbewerb Dresden
Der von dem russischen Komponisten und Pianisten Anton Rubinstein
1890 selbst initiierte Internationale Klavierwettbewerb ist in Dresden
nach einem guten Jahrhundert wieder neu ins Leben gerufen worden.
Rubin-stein, der 1891 für kurze Zeit in Dresden lebte, hatte
ursprünglich 25.000 Gold-Rubel für seinen Wettbewerb gestiftet.
Dem ersten Vorausscheid Anfang Juni in Los Angeles sollen weitere
in St. Petersburg, Krakau, New York, London und Dresden folgen.
Die Initiatoren vom Internationalen Forum für Kultur und Wirtschaft
in der Elbestadt rechnen mit etwa 150 bis 200 Teilnehmern. Das Abschlusskonzert
findet im November in der Dresdner Semperoper statt.
Musikfest Stuttgart
Beim Europäischen Musikfest Stuttgart werden zwischen 22.
August und 5. September Meisterkurse für Gesang mit Ingrid
Fischer, Mechthild Georg, Scot Weir und Rudolf Pierney, für
Klavier mit Robert D. Levin und für Orgel mit Kay Johansen
angeboten. Info: christa.richter@ bachakademie.de
Polnischer Kritikernachwuchs
Der Deutsche Musikrat (DMR) wird ab sofort polnische Musikjournalisten
bei ihrer Ausbildung unterstützen. Im Rahmen des am 10. Mai
2003 in Warschau gegründeten DMR-Projektes „Musikjournalist“
hat eine Jury aus polnischen und deutschen Musikjournalisten aus
14 polnischen Bewerberinnen und Bewerbern eine Stipendiatin und
drei Stipendiaten ausgewählt, welche den Beruf des Musikkritikers
beziehungsweise -journalisten erlernen wollen. „Diese Stipendiaten
werden nach einer ausführlichen Vorbereitungsphase jeweils
sechsmonatige Praktika bei zunächst polnischen und sodann deutschen
Zeitungen absolvieren und anschließend unter entsprechender
Anleitung selbstständig über deutsche Musikereignisse
in polnischen Medien berichten“, erläutert DMR-Präsident
Martin Maria Krüger das Projekt. Dieses ist ein Ergebnis des
2001 begonnenen Engagements des DMR im Rahmen des Festivals „Warschauer
Herbst“, einem der international bedeutendsten Festivals für
zeitgenössische Musik. Auch die nmz wird bald zwei dieser Volontäre
aufnehmen.
Jugend jazzt ’03
Förderpreise in Gesamthöhe von 75.000 Euro erwarten die
Teilnehmerbands bei der vierten Bundesbegegnung „Jugend jazzt“
vom 28. Mai bis zum 1. Juni in Bonn. Allerdings nicht in Geldform,
sondern als Anschluss- und Fördermaßnahmen für die
ausgewählten teilnehmenden Bands aus ganz Deutschland. Der
För-derkatalog enthält so attraktive Anschlussmaßnahmen
wie CD-Produktio-nen im Deutschlandfunk, Stipendien für die
Teilnahme an den Arbeitsphasen des Bundesjazzorchesters, ein spezielles
musikalisches Training mit eigenen Mentoren und Zuschüsse für
die Anschaffung von Instrumenten und Equipment. Zahlreiche Sonderpreise
werden vergeben. Entsprechende Partner sind renommierte Jazzfestivals
und Veranstaltungsorte, die ihre Bühnen Jugend-jazzt-Preisträgern
zur Verfügung stellen. Darunter sind zu nennen „Jazzmeile
Thüringen“, „Jazz Baltica“, „Ostsee
Jazzfestival“, aber auch das Bonner Arithmeum und der Jazzworkshop
Kleve. Weitere Informationen unter www.jugend
jazzt.de und Tel. 0228/20 91-120.
„Ferne Welten” Festival
Das 2. Kempen Musik Festival wird dieses Jahr vom 6. bis 9. Juni
2003 (Pfingsten) stattfinden. Initiiert wird es von Concerto Köln
– einem der Spitzenensembles der Alten Musik. Concerto Köln
feiert vor den Toren Kölns ein musikalisches Fest, bei dem
es sich künstlerische Wünsche erfüllt, die im Alltag
des Tourneebetriebs schwer zu realisieren sind: Die Musikerinnen
und Musiker gestalten besondere Orchesterkonzerte, treten aber auch
in verschiedenen Kammermusik-Formationen auf. Dazu laden sie Gäste
ein: Mit dabei sind dieses Jahr unter anderem Elisabeth Scholl,
Daniel Hope, David Stern, das Silk & Bamboo Ensemble Peking,
Karsten Gundermann, der RIAS-Kammerchor und das Ensemble Widosari
aus Java. Infos: www.kempen.de
XIV. Chordirigierseminar
Für Dirigenten und Sänger findet vom 1. bis 10. August
2003 in Gy (Nähe Besançon, Franche Comté, Frankreich)
unter der künstlerischen Leitung von Konrad von Abel ein Chordirigierseminar
statt. Der Kurs wendet sich an junge Dirigenten sowie an Studenten
mit Dirigiererfahrung. Sie werden in täglich zwei Proben mit
den zirka 20 Sängern (teilweise Mitglieder des Monteverdi-Chores
München) ein Programm aus verschiedenen Stilepochen erarbeiten
und in einem Abschlusskonzert vortragen. Außerdem findet täglich
Unterricht in funktioneller Schlagtechnik statt. Infos und Anmeldung:
www.celibidache.asso.fr
Dowani-Direktor
Seit 1. April 2003 hat Johannes Raber den Posten des geschäftsführenden
Direktors bei Dowani International übernommen. Raber verfügt
über einschlägige Branchenkenntnisse — er war mehr
als siebeneinhalb Jahre als Werbeleiter des G. Henle Verlags, München
tätig — und will dem Verlag „zu internationalem
Ansehen“ verhelfen. DOWANI dürfte nicht nur Insidern
aufgrund seines einzigartigen Play-along-Systems in drei verschiedenen
Tempi bekannt sein. Die hochwertig eingespielten Live-Aufnahmen
können in der Unterrichtspraxis ebenso eingesetzt werden wie
auch zum häuslichen (oder gar professionellen) Vergnügen.
Auf der letzten Frankfurter Musikmesse präsentierte der Verlag
erstmals Urtextausgaben klassischer Musik.