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nmz-archiv
nmz 2003/06 | Seite 14
52. Jahrgang | Juni
Musikvermittlung
Spielräume eines professionellen Marketings
Selbstmanagement – eine große Herausforderung für
junge Musikerinnen und Musiker, Teil II [>>>
Teil I]
Überrascht stellten viele der Musikerinnen und Musiker fest,
dass sie den Konzertraum, das Publikum und damit verbunden auch
die eigene Bühnenpräsenz häufig „aus den Augen
verlieren“. Darüber hinaus wurde für alle Beteiligten
in den spielerischen Übungen spürbar, dass Blickwinkel
häufig Standpunkten entsprechen: Ein verstohlener Blick nach
unten beim Auf- und Abtreten oder ein verlorener Blick in die erste
Zuhörerreihe bei der Konzertansage spiegeln oft Angst, Unsicherheit
und vor allem Distanz zum Publikum wider. Wird hingegen der ganze
Konzertraum bewusst ins Blickfeld genommen, richtet sich die eigene
Präsenz automatisch nach außen und der Kontakt zum Publikum
lässt sich mühelos herstellen. Selbst die Stimme profitiert
von einer bewussten Haltung, wie in den anschließenden Sprachübungen
mit Krawutschke hörbar wurde. Auch hier konnten die Teilnehmenden
des Seminars selbst erfahren, dass man zunächst einmal Resonanz
entwickeln muss, um Resonanz zu erhalten.
Ulrike Klees, Dozentin für mentales Training an der Hochschule
für Musik Würzburg und der Orchesterakademie des Bayerischen
Rundfunks, widmete sich in ihren Ausführungen und Übungen
einem weiteren wichtigen Bereich der Bühnenpräsenz, der
schon vor dem Auftritt von großer Bedeutung ist: der mentalen
Vorbereitung auf das Konzert. Lampenfieber, Schweißausbrüche
und Angst vor einem „Blackout“ – frustrierende
Erfahrungen, die fast alle Musikerinnen und Musiker bereits gemacht
haben. Dass man diesen Situationen nicht hilflos und resignierend
gegenüberstehen muss, sondern sie selbst beeinflussen kann,
zeigten bereits einige wenige Übungen. Musikstücke wie
auch Konzertsituationen im Allgemeinen lassen sich mental von der
ersten bis zur letzten Note im Kopf durchspielen, was sich positiv
auf die Konzentrationsfähigkeit und schließlich auf die
Bühnenpräsenz auswirkt. Hier wurde wieder deutlich, wie
wichtig die innere Einstellung ist, um Fehler annehmen, die eigene
Leistung schätzen und sich selbst vertrauen zu können.
„Das Seminarangebot ,Musikvermittlung‘ hat eine wichtige
Ausbildungslücke gefüllt, worauf wir lange gewartet haben“,
wertete ein Teilnehmer. Der insgesamt große Zuspruch der teilnehmenden
Musikerinnen und Musiker und der einhellige Wunsch, sich mit dem
Thema „Musikvermittlung“ weiter intensiv auseinander
zu setzen, zeigte, dass so ein Angebot der Auftakt für weitere
Veranstaltungen dieser Thematik sein müsste.
Berthild Lievenbrück
Ein weiterführendes Seminar bieten die JMD und die Stiftung
Podium Junger Musiker vom 12. bis 17. Oktober 2003 auf Schloss
Weikersheim an.