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nmz-archiv
nmz 2003/06 | Seite 37
52. Jahrgang | Juni
Jazz, Rock, Pop
Hits & Clips
Girls Aloud: Sound Of The Underground (Universal)
Das ist also der neue Trend der britischen „Popstars“-Ausgabe:
Statt Schmuse-Pop wird ein wenig „dirty“ gerockt. Dieser
„Underground“ hört sich natürlich auch nur
an wie ein Klon aus Atomic Kitten und Sugababes, garniert mit einem
ordentlichen E-Gitarren-Riff und einer Strophe im Kompressor-Sound.
Der Rest ist typischer britischer Girls-Pop: Die Melodieführung
zielt auf unverschämt gelungene Eingängigkeit, die rhythmische
Struktur erzählt von den Resten des Drum&Bass-Garage im
Weichspüler-Matsch. Völlig absurd wird’s im Video:
Da winden sich die fünf gecasteten Model-Mädchen gefährlich
dreinblickend und dennoch top geschminkt in irgendeinem feuchten
Kellerloch hinter Maschendrahtzaun. Wie heißt es im Text:
„The world is upside down. Water’s running in the wrong
direction.“ In der Tat.
Evanescence: Bring Me To Life (Sony)
Angetrieben vom existenzialistisch-kitschigen Schwarzkittel-Look
aus Filmen wie „Matrix“ oder „Daredevil“
(durch den diese Single gepuscht wurde), werden die dunklen Gedanken
der Teenie-Welt gerne mit einer Mischung aus Härte und Sensibilität
thematisiert. Die US-Newcomer Evanescence treffen diesen Tonfall
in all seinen Klischees. Die Gitarren bratzen im typischen Nu-Metal-Sound
durch den insgesamt wie ein zäher Brei wirkenden Track. Strukuriert
wird der erst durch die stimmgewaltige Sehnsucht von Sängerin
Amy Lee in Abwechslung mit den Rock-Raps von Gastsänger Paul
McCoy. Beeindruckend ist allerdings, wie das „Teenager am
Abgrund“-Feeling im Video getroffen wird: Welche Girlie-Depression
findet sich nicht in den aufwändigen Bildern von Lee im weißen
Nachthemd auf dem umstürmten Hochhausfenstersims wieder –
hinter den Fenstern die Welt, die sie nicht versteht.