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nmz-archiv
nmz 2003/06 | Seite 20
52. Jahrgang | Juni
Rezensionen
Soundtracks
Femme Fatale
Universal 017 940-2
F wie Fälschung: Brian De Palma in Paris, der Hauptstadt
des Kinos. Rebecca Romijn-Stamos als Alice in der Stadt der Déjà-vus
und Täuschungen. Der japanische Notenfälscher Ryuichi
Sakamoto schneiderte für De Palmas „Femme Fatale“
ein täuschend echtes musikalisches Kleid. Der Film beginnt
mit einer fast viertelstündigen Cannes-Sequenz, unterlegt
von einem Bolero, „Bolerish“. Sakamoto verwandelt
den alten Ravel-“Gassenhauer“ leichtfüßig
in etwas eigenes: die raffinierteste Kinomusik des Jahres. Und
nachdem Hitchcock bekanntlich zu den großen Kinoidolen De
Palmas gehört, wandelt Sakamoto hier auch auf den musikalischen
Spuren Bernard Herrmanns. Am Ende führt der Weg aber wieder
zurück nach Paris, zu Debussy & Satie, die vor 100 Jahren
Sakamotos „Bolerish“ für das Klavier bearbeitet
haben.
25th Hour
Hollywood/WEA 5050466-4407-2
Der neueste Film von Spike Lee zeigt die letzten 25 Stunden
eines Drogendealers in der Freiheit. Eine Elegie auf das New York
nach dem 11. September. Spike Lee ließ sich dafür von
seinem Hauskomponisten Terence Blanchard einen sehr elegischen
sinfonischen Score anfertigen. „25th Hour“ ist ein
Requiem geworden: Man glaubt, die Stimmen der „Twin Towers“-Opfer
klagen zu hören.
The Quiet American
Varèse Sarabande/Colosseum VSD-6426
Seit dem 11. September 2001 lag dieses grandiose Graham-Greene-Verfilmung
mit Michael Caine bei Miramax auf Halde. Jetzt, nach dem Irak-Krieg,
kommt dieses Melo über die Vorgeschichte des Vietnamkriegs
endlich in die Kinos. Craig Armstrong komponierte dafür einen
sehr melodiösen, östlich angehauchten Score in „Madame
Butterfly“-Manier. Exotische Musik für den „stillen
Amerikaner“ in uns.