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VdM
nmz-archiv
nmz 2003/06 | Seite 27
52. Jahrgang | Juni
Verband deutscher Musikschulen
Musikschule mit Vergnügen oder in Bedrängnis?
Musikschulkongress ’03 vom 9. bis 11. Mai 2003 in Hannover
„Passt es in diese Zeit, dieses Thema – Musikschule
mit Vergnügen? Müsste es nicht heißen: Musikschule
in Bedrängnis, in Not gar?“ Mit diesen Worten begann
Gerd Eicker, Vorsitzender des VdM (Verband deutscher Musikschulen),
seine Rede zur Eröffnung des Musikschulkongresses ’03,
zu dem rund 1.100 Teilnehmer und 460 Mitwirkende nach Hannover kamen.
Martin Maria Krüger
(Präsident des Deutschen Musikrates), Rainer Mehlig
(Bundesgeschäftsführer des VdM), Dr. Gerd Eicker
(Vorsitzender des VdM)
Die finanzielle Situation der Musikschulen war immer wieder Thema
in Hannover, bei den Eröffnungsreden, der Plenumsdiskussion
zu „Öffentliche Musikschulen sind Teil des deutschen
Bildungssystems“ wie auch der vorhergehenden Bundesversammlung.
Eicker äußerte seine Überzeugung, dass die Konzeption
des Kongresses unter dem Motto „Musikschule mit Vergnügen!
Das Unterhaltende in der Musik“ dennoch richtig gewesen sei,
da die Funktion des Kongresses darin bestehe, sich auf Entwicklungen
im gesellschaftlichen, musikalischen, pädagogischen und auch
wissenschaftlichen Bereich zu beziehen. „Dieser Kongress soll
Impulse auslösen, ein wenig in die Zukunft schauen, neue Wege
aufweisen, die pädagogische und musikalische Arbeit an unseren
Schulen vorantreiben“, so Eicker. Entscheidend sei die mutige
Suche nach neuen Möglichkeiten, auch wenn es manchmal schwer
falle, die vertrauten Pfade zu verlassen. Er stellte dabei auch
die Frage nach dem „Stellenwert“ des Musikschulwesens
in Deutschland, ob musikalische Bildung eine „Freiwilligkeitsleistung“
sei oder eher eine Verpflichtung den nächsten Generationen
gegenüber.
Eicker hob die Bedeutung des Vergnügens beim Musizieren als
Qualität hervor, die die Musikschule ebenfalls vermitteln solle.
Denn „ein vergnügter Mensch, der eine positive Lebenseinstellung
durch ernsthafte Beschäftigung mit Musik erworben hat, ist
eher in der Lage, Schwierigkeiten in seinem Leben zu meistern. Wenn
wir also dem Unterhaltenden in der Musik nachspüren, es für
unsere Schüler erfahrbar machen, sie diese Lust gewinnen lassen,
leisten wir Menschenbildung im besten Sinne“, so Eicker.
Qualität war auch für Martin Maria Krüger, Präsident
des Deutschen Musikrates, das Stichwort, als er in seinem Grußwort
an die Kongressbesucher die Gegensätzlichkeit von Pädagogen
und Künstlern als völlig falsch bezeichnete. Dies lasse
sich bereits daran ersehen, mit welcher Qualität und wie künstlerisch
in den Musikschulen gearbeitet werde. „Pädagogen sind
Künstler“, so Krüger in seinem Fazit.
Schmalstieg, Oberbürgermeister der Stadt Hannover, hob in
seiner Rede die Bedeutung der Musikschulen für das Gemeinwesen
hervor. Er habe daher immer auch deutlich gemacht, dass Musikschulen
nicht in die Reihe der freiwilligen Aufgaben einzuordnen seien.
Schmalstieg befürwortete daneben die Öffnung der öffentlichen
Musikschulen nach außen, um neue Möglichkeiten von Kooperationen
einzugehen. Der Minister für Wissenschaft und Kultur des Landes
Niedersachsen, Lutz Stratmann, betonte in seinem Grußwort
die Sympathie und Wertschätzung seines Hauses für die
Arbeit der Musikschulen. Hinsichtlich der schwierigen finanziellen
Rahmenbedingungen versicherte er, dass er für seinen Teil versuchen
werde, dazu beizutragen, zumindest den derzeitigen Stand der Kulturförderung
zu halten.
Mit Nachdruck dankte Stratmann allen Musikschullehrern und -leitern,
die in der täglichen pädagogischen und administrativen
Arbeit vor Ort stehen, und sprach seine Anerkennung für ihr
großes Engagement aus. „Sie leisten mit viel Energie
und Kreativität einen wichtigen Beitrag zur ganzheitlichen
Ausbildung unserer Kinder und Jugendlichen.“ Die Entwicklungen
im Bereich Rock/Pop/Jazz oder frühkindlicher Musikförderung
seien nicht zuletzt auch daher möglich, weil viele der Lehrer
in einem ständigen Lernprozess stünden. Auch der Musikschulkongress
sei nicht zuletzt eine impulsgebende Fortbildungsveranstaltung,
„die dazu beiträgt, Musikschulen zukunftsweisend zu entwickeln“.
Stratmann wies ebenfalls auf die positiven Effekte des Musizierens
hinsichtlich des Sozialverhaltens und der Lernbereitschaft von Kindern
und Jugendlichen hin. „Wir wissen heute, dass musisch-kulturelle
Bildung kein reiner Theorieunterricht sein darf, sondern erst durch
das Musizieren lebendig wird“, so Stratmann. Er begrüße
es deshalb ausdrücklich, dass sich Musikschulen und allgemein
bildende Schulen aufeinander zu bewegen und gemeinsame Strategien
für die musikalische Ausbildung der jungen Generation entwickeln.
Die neue Landesregierung habe sich in ihrem Regierungsprogramm vorgenommen,
einen Schwerpunkt in der Entwicklung Niedersachsens als Musikland
zu setzen. „Wir folgen dabei der Auffassung, dass zu einem
Musikland nicht nur einige wenige hochkarätige Festivals zählen,
sondern auch die Arbeit an Musikschulen, Musikvereinen, Schulen
oder Kirchen ein Musikland repräsentiert.“