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nmz-archiv
nmz 2003/7-8 | Seite 1
52. Jahrgang | Jul./Aug.
Titelbild
Massacre
Früher bezeichnete das französische Wort „massacre”
den Hackklotz des Fleischhauers. Als dann im August 1572 in Paris
Tausende von Hugenotten dem Blutrausch Pariser Katholiken zum Opfer
fielen, erhielt der Begriff „massacre” die Bedeutung,
die er auch heutzutage noch hat: ein sinnloses Gemetzel.
Foto: Schaefer
Die so genannte Bartholomäusnacht von 1572 regte Künstler
zu dramatischen Schöpfungen an: Marlowe schrieb schon 1592
eine Tragödie, Meyerbeer komponierte im 19. Jahrhundert eine
große Oper, Chéreau drehte einen Film. Jetzt nahm sich
der Österreicher Wolfgang Mitterer den Stoff vor, um aus ihm
ein Musik-Theater zum Thema „Gewalt” zu filtern. Zwischen
hohen brennenden Kerzen jagt eine dekadente Sozietät dem eigenen
Wahnsinn nach. Mitterers Musik aus Elektronik, verstärkten
Instrumentalklängen und Singstimmen öffnet raffiniert
die Tiefenschichten, aus denen solcher Wahnwitz sich speist. Die
Uraufführung bei den Wiener Festwochen hinterließ einen
starken Eindruck. „Massacre” darf zu den interessantesten
Projekten eines neuen Musik-Theaters gezählt werden. Unser
Bild zeigt eine Szene aus der Aufführung (Bericht
Seite 35).