Mit großer Verwunderung haben wir in der nmz 10/03 die Rezension
zu unserer neuen Klaviermethode „Abenteuer Klavier“
zur Kenntnis genommen. Verwundert nicht etwa deshalb, weil die Schule
darin kritisch beurteilt wird, sehr wohl verwundert aber da-rüber,
dass erwiesene und längst jedem Pädagogen bekannte, methodische
Fakten verworfen, beziehungsweise in negative Schlussfolgerungen
umgewandelt werden.
So heißt es in der Rezension: „Der Vorstufenband spricht
ganz junge Anfänger an; die Verwendung von sehr viel Text (auch
in den Noten) macht aber nur Sinn, wenn die Schüler diesen
auch lesen können (häusliches Üben). Es ist also
ratsam diesen Band nur Schulkindern anzubieten.“ – Diese
gedankliche Verknüpfung ist erstaunlich! In der Tat bietet
der erste Vorstufenband der Schule ausschließlich Musizierstücke,
die mit Text unterlegt sind, sprich: Es ist immer auch ein Liedtext
vorhanden (wie in jedem Kinderliederbuch). Dass diese Tatsache als
„nicht-Vorschulkinder-gerecht“ eingestuft wird, ist
tatsächlich mehr als überraschend. Erwiesen und jedem
Instrumentalpädagogen bekannt ist: Kinder verinnerlichen Rhythmen
mit Hilfe von Texten bedeutend besser. Ganz abgesehen davon, dass
ein frühinstrumentaler Unterricht (sprich im Vorschulalter)
überhaupt nicht ohne die elterliche Unterstützung beim
„häuslichen Üben“ ablaufen kann.
Zum Vorstufenband und der Methode der Noteneinführung ohne
Liniensystem: Es wird der Eindruck vermittelt, die Einführung
der Noten ohne das 5-Liniensystem (sondern in Noten unterschiedlicher
optischer Höhe mit Fingersatzhilfen) sei etwas Neues. Diese
sinnvolle und bereits seit vielen Jahren in anderen gängigen
Schulen erfolgreich verwendete Methode, beugt jedoch einer Überforderung
komplett unerfahrener Kinder vor. Die Spielfreude entwickelt sich
von Anfang an. In überschaubaren Lernschritten werden die Noten
stufenweise eingeführt, die Freude am Spielen und Üben
bleibt erhalten. Nach dem Übergang von den schwarzen auf die
weißen Tasten wird im Notenkopf der Notenname ergänzt.
Auch dieser, ebenfalls in der Praxis vielfach bewährte Zwischenschritt,
wird in der Rezension als „bedenklich“ hingestellt,
als wäre dies ein völlig neuer, experimenteller Vorstoß.
Neu an „Abenteuer Klavier“ ist eine differenzierte
Einteilung in Vorstufe und Hauptband. Während der Vorstufenband
(32 Seiten) für junge Anfänger ohne jegliche Vorkenntnisse
konzipiert ist (und eben deshalb auf die Einführung des 5-Liniensystems
noch verzichtet), richtet sich der erste Hauptband an Schüler,
die in der Musikalischen Grundausbildung oder Instrumentalen Früherziehung
bereits Grundlagen im Bereich der Notenkenntnis erworben haben.
Klavieranfänger, denen das 5-Liniensystem optisch bereits vertraut
ist (ohne dass sie schon die Noten konkret kennen), können
direkt mit dem ersten Hauptband beginnen. In einem schnelleren Einführungstempo
werden anfangs Viertelnoten, Takte und die „Klavierfinger“
auf einer Doppelseite erklärt. In der Rezension heißt
es dazu: „Der folgende erste Band ist nicht als Weiterführung
zu betrachten, da er Wiederholungen enthält.“ Dieser
Schlussfolgerung müssen wir – wie im Vorwort zu lesen
ist – vehement widersprechen. Ja, es gibt im ersten Hauptband
einige Wiederholungen für die erfolgreichen „Vorstufen-Bewältiger“,
dennoch ist selbst auf besagter Doppelseite die Einführung
des 5-Liniensystems für die „Ex-Vorstufler“ neu.
Sollten sinnvolle Wiederholungen – zumal in abgewandelter
Form – in Methoden unerwünscht sein?
Missverständlich und nicht nachvollziehbar ist eine weitere
Aussage in der Besprechung: „Die Arbeit am Klavier findet
meist zu zweit statt...“ Dieser Satz ist falsch, weil absolut
undifferenziert. Man wird kein einziges Beispiel für vierhändiges
Liedmaterial finden, was diese These sinnvoll belegen würde.
Fakt ist: Arbeitsaufgaben sind teilweise als „Spiele zu zweit“
gehalten. Aus dem simplen Grund, weil Zusatzwissen wie Gehörbildung,
Improvisation oder Kreativität. als „Spiele zu zweit“
nun einmal viel mehr Spaß machen. Ob der zweite Spielpartner
ein Schüler, der Lehrer oder ein Elternteil ist, bleibt offen
und variabel. Last, but not least endet der soeben zitierte Satz:
„... wünschenswert wäre das Vorhandensein eines
zweiten Instruments.“ – Wie ist diese ungenaue Aussage
zu verstehen? Sind zwei Klaviere im Klavierunterricht erwünscht?
„Abenteuer Klavier“ ist eine moderne Methode, die
auf die Bedürfnisse und das Umfeld unserer heutigen Kinder
eingeht. Es geht nicht um die gängige Aussage: „Kinder
konnten sich früher besser konzentrieren“. Es geht darum,
dieser unserer Zielgruppe Klavier spielen abwechslungsreich, kreativ,
mit Freude und durchaus auch mit Freunden möglichst dauerhaft
näherzubringen. Die beigefügte Mitspiel-CD steigert nicht
nur die Spiellust und das Erfolgserlebnis; Klavierkinder, in der
Regel zum alleine Spielen „vedammt“, lernen im Umgang
mit der CD auf andere Instrumente zu hören, sich anzupassen
und nicht zuletzt bei Fehlern wieder einzusteigen. Die durchwegs
farbige Gestaltung ähnelt einem Freundlichkeit ausstrahlenden
Kinderbuch, das man gerne aufschlägt, in das man gerne etwas
einträgt, mit dem man gerne und spielerisch lernt.