Das Buch wird dort bereits in der Überschrift als Standardwerk
zur „Musikalischen Früherziehung“ bezeichnet. Dies
mag Anlass zu Irritationen bei Musikpädagoginnen und -pädagogen
geben. Während nämlich im englischsprachigen Raum unter
„early childhood music education“ Musikerziehung mit
Kindern vom Neugeborenen bis zum Achtjährigen gemeint sein
kann, ist der Begriff „Musikalische Früherziehung“
bei uns zum festen Terminus für die Arbeit mit Kindern von
vier bis sechs Jahren geworden. So wird er an Musikschulen und von
Lehrkräften der Elementaren Musikpädagogik benutzt und
verstanden. Demgegenüber behandelt das Buch von Maria Seeliger
die musikpädagogische Arbeit mit Gruppen von Eltern und Kleinkindern
von der pränatalen Zeit bis zum vierten Lebensjahr. Damit wird
– und das ist einzigartig und neu an diesem Werk – die
gesamte Spanne der Lebenszeit vor dem Alter, mit dem wir es in der
Musikalischen Früherziehung zu tun haben, dargestellt.
Dabei richtet sich das Buch primär an Musikpädagoginnen
und -pädagogen. Die musikalische Kommunikation als zentrales
Element lebt auch von Kompetenzen, die über das erzieherische
Moment hinaus eine vertiefte Vertrautheit mit dem Medium Musik voraussetzen.
Naturgemäß werden besonders Lehrkräfte der Elementaren
Musikpädagogik für diese Arbeit prädestiniert sein;
seit Jahren schon wird an Hochschulen im entsprechenden Studienhauptfach
auch die Arbeit mit Eltern-Kind-Gruppen thematisiert, erprobt und
gelehrt. Aus einer solchen Lehr- und Forschungstätigkeit heraus
ist das Buch ja auch erwachsen. Maria Seeliger leitet an der Mannheimer
Hochschule den Studiengang Elementare Musikpädagogik und beschäftigt
sich dort seit Jahren praktisch und theoretisch mit dem Thema des
Buches.
Es geht hier wohl auch weniger um Berührungsflächen,
die sich etwa mit der Musiktherapie ergeben könnten, oder um
die psychoanalytischen Substrate, die sich in Seeligers entwicklungspsychologischen
Grundlagen ver-bergen mögen. Seeliger geht es um eine Musikpädagogik,
die um die jeweils aktuellen Schwerpunkte, Tendenzen und Bereiche
der Entwicklung von Kindern weiß, diese achtsam begleitet,
unterstützt und fördert, wobei – auch dies zeichnet
das Buch aus – theoretische Grundlegung und praktische Unterrichtsgestaltung
in wechselseitiger Bezogenheit gedacht und dargestellt werden. Weder
wird abgehobene Theorie, noch werden aktionistisch blinde Praxistipps
geliefert. Für die Autorin hat die Musikpädagogik dabei
den ganzen Menschen im Blick zu behalten. Das Buch transportiert
neben allen fachlichen Details auch diese Botschaft: Alle Dimensionen
des Menschseins sind für die musikpädagogische Arbeit,
wie sie hier beschrieben wird, bedeutsam.