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nmz-archiv
nmz 2003/12 | Seite III
52. Jahrgang | Dez./Jan.
Weihnachtsbeilage 2003:
Bücher, Hörbücher und CDs
Multiversum
Peter Kemper (Hg): Rock-Klassiker, Reclam Verlag, 3 Bände,
1588 S., Abb., € 34,90, ISBN 3-15-030027-4
Viel wurde rumgenörgelt an Reclams „Rock-Klassiker“
in den letzten Monaten. Und wenn man wollte, könnte man selbst
weiternörgeln über die Auswahl des Herausgebers Peter
Kemper. Befremdlich zumindest scheinen mir Einträge zu sein
zu den Prinzen, Scorpions oder auch den Searchers. Wenn man sich
jedoch klarmacht, dass in Deutschland zumindest solch ein Lexikonversuch
bisher ein Desiderat war, mag man das alte Kritikerspiel nicht mehr
lange mitspielen. Und auch die Diskussion über den „Kanon“
beginnt einen bald zu ermüden. Vielleicht ist dieses dreibändige
Lexikon einfach nur gedacht als erster Baustein einer Basisbibliothek
zum Thema.
Über ein Dutzend Autoren, von „Zündfunker“
Karl Bruckmaier bis „Soul Brother“ Gerald Hündgen,
versuchen hier, in persönlich gefärbten Biografien die
Geschichte der Popmusik nachzuzeichnen: von AC/DC bis Zappa. Im
besten Fall bietet das Lexikon in kompakten Essays, die oft perfekten
Liner Notes ähneln, Einblicke in musikalische Universen, sei
es das der Beatles, Rolling Stones, Beach Boys oder auch von Miles
Davis, Curtis Mayfield, Robert Johnson oder Prince. Im „Meer
der flüchtigen Alltagskultur“ könnten Rock und Pop
als „Erinnerungsanker“ dienen, meint der Herausgeber
Kemper im Vorwort: „Allein die Namen der Musiker und Bands
könnten als Synonyme für bestimmte Haltungen, Überzeugungen
und wechselnde ‚Zeitgeister‘ stehen.“ Als Beispiele
dienen ihm die Sex Pistols als Punk-Rebellen der Siebzigerjahre
und Madonna mit ihren „postmodernen Rollenspielen“ der
Eighties. „Role models“ könnte man viele der Helden
dieser Rock-Geschichten nennen, von Hank Williams, Elvis, John Lennon,
Bob Dylan, Marvin Gaye bis zu Michael Jackson. Und deshalb vermisst
man all die anderen, die es nicht zum „Rock-Klassiker“
geschafft haben, nicht wirklich.