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nmz-news
nmz 2003/12 | Seite 4-8
52. Jahrgang | Dez./Jan.
Nachrichten
Nachrichten aus Musikwirtschaft,
Kulturpolitik und Musikleben
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können
Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht
werden.
Nachrichten aus der neuen musikzeitung 2003/12:
Leuchttürme in der Kultur-Steppe
Einmal keine Kürzungsnachricht. Die Kulturstiftung des Bundes
will ihre Fördermaßnahmen ausbauen. Unterstützt
werden sollen, so der eigene Sprachgebrauch, „kulturelle Leuchttürme“,
die das zeitgenössische kulturelle Schaffen in herausragender
Weise repräsentieren.
Unter anderem werden, zunächst befristet auf fünf Jahre,
die Tage Neuer Musik in Donaueschingen, das Ensemble Modern und
die Berlin Biennale gefördert werden. Die Mittel der Kulturstiftung
wurden zur Finanzierung der Projekte aufgestockt. Die Donaueschinger
Musiktage sollen zum Beispiel mit 210.000 Euro unterstützt
werden, was unter dem Strich (wegen Wegfall der Bundesförderung)
eine Mehreinnahme von 160.000 Euro ausmacht (beim Ensemble Modern
beläuft sich der Betrag auf 445.000 Euro).
Wichtige Randbedingung: Die Mittel werden nur gewährt unter
der Vorgabe, dass die anderen Zuwendungen aus öffentlicher
Hand in gleicher Höhe beibehalten werden.
DTKV-Diskussion: Wieviel Staat, wieviel privat?
Bei seiner Bundesdelegiertenversammlung Anfang November in Passau
wagte sich der Deutsche Tonkünstlerverband (DTKV) an ein heißes
Thema: Es ging um das mit viel negativer Vorspannung behaftete Verhältnis
zwischen privaten und öffentlich geförderten Musikschulen.
Als ein dem privaten Musikunterricht traditionell zugewandter Verband
bietet sich der DTKV als Standesvertretung auch für private
Musikschulgründungen organisch an. Dass diese Bildungseinrichtungen
ihre Probleme mit „konkurrierenden“ Institutionen haben,
die mit Mitteln der öffentlichen Hand gefördert werden,
ist klar. Andererseits können private Musikschulen –
was flächendeckendes Angebot musikalischer Bildung oder Vielfalt
der Instrumenten-Palette betrifft –, die kommunale Musikschule
nicht ersetzen. Vor diesem Konfliktszenario trafen sich mit Werner
Mayer (Geschäftsführer des VBSM) und Landrat Hans Dorfner
als Präsident dieses Verbandes auf der einen Seite sowie mit
Hans Lutz, Sprecher des Bundesfachausschusses Freier/Privater Musikschulen
im DTKV – er hatte auch eingeladen – und Verbandspräsidentin
Inka Stampfl auf der anderen Seite kompetente und prominente Vertreter
des jeweiligen Standpunktes zum Podium. Es gelang, ältere Vorbehalte
auszuräumen. Angesichts neuer Aufgabenfelder – beispielsweise
im Rahmen der Nachmittagsbetreuung an allgemeinbildenden Schulen
– fanden sich sogar kooperative Anknüpfungspunkte. Dass
dieses Gespräch – unter reger Publikumsbeteiligung –
bei aller Deutlichkeit in weitgehend konstruktiver und kollegialer
Atmosphäre zu solchen Ergebnissen führen konnte, ist Signal
einer erfreulich hohen Kulturkompetenz aller Beteiligten. Fortsetzung
ist erwünscht und nötig.
Symposium „Diktaturen“
„Musik in Diktaturen des 20. Jahrhunderts“ lautet der
Titel eines musikwissenschaftlichen Symposiums an der Universität
Wuppertal am 28. und 29. Februar 2004, das vom Fach Musikpädagogik
der Bergischen Universität Wuppertal veranstaltet und von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. 14 Referentinnen
und Referenten analysieren Musik und Musikpolitik im Kontext faschistischer
und sozialistischer Diktaturen, Das Ziel ist es, die Möglichkeiten
und Grenzen komparatistischen Arbeitens in diesem Themengebiet auszuloten.
Infos: fok1@gmx.de
Stringtime®-Kompositionspreis 2004
Ein kleines Städtchen am Niederrhein macht kulturell von sich
reden: Im nächsten Jahr findet in Goch zum zehnten Mal die
Stringtime® NiederRhein statt – eine trinationale Akademie
für Nachwuchsstreicher bis 15 Jahre. Etwa 50 herausragende
Talente aus Polen, den Niederlanden und Deutschland geben sich jährlich
zur Osterzeit im Gocher Kultur- und Kongresszentrum KASTELL die
Klinke in die Hand, bekommen Einzel- und Kammermusik-Unterricht
bei einem gleichfalls trinationalen Dozententeam und musizieren
gemeinsam in einem großen Streichorchester. Sieben Konzerte
in zehn Tagen machen die Stringtime® zu einem Festival. Infos:
www.stringtime-niederrhein.de
oder bei der KulTOURbühne®Goch, Tel.: 02823/320 202, Fax:
320 251.
A-Cappella-Gesang
Bereits zum neunten Mal schreibt die Vereins- und Westbank im Jahr
2004 den „Jugend kulturell Förderpreis“ aus. In
der Sparte „A Cappella“ können sich Gesangsensembles
mit einem Durchschnittsalter von bis zu 30 Jahren mit Wohnsitz oder
Geburtsort in Deutschland bewerben. Die Ausschreibungsbedingungen
sind ab Januar 2004 bei der Vereins- und Westbank Hamburg erhältlich,
Einsendeschluss ist der 15. Juni 2004. Die Intention der Veranstalter
ist es, junge, ambitionierte A-Cappella-Gruppen zu „finden“,
ihnen ein Auftritts-Forum zu geben und einen Einstieg in die professionelle
Szene zu ermöglichen. Der Jugend kulturell Förderpreis
ist insgesamt mit 15.000 Euro dotiert. Nähere Informationen:
E-Mail: jugend-kulturell@vuw.de,
Tel. 040/3692-33 87
Jazzpreis für Dirk Hewig Das Bayerische Jazzinstitut, die LAG Jazz in Bayern e.V. und
das Landes-Jugendjazzorchester Bayern verliehen erstmals gemeinsam
den neu geschaffenen Bayerischen Jazzpreis. Im Jahr 2003 geht der
Preis an Dirk Hewig, den ersten Vorsitzenden des Landesverbandes
bayerischer Tonkünstler und ehemaligen Ministerialrat im Staatsministerium
für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Er hat in Zusammenarbeit
mit Richard Wiedamann maßgeblich dazu beigetragen, dass die
Grundfinanzierung des Landes-Jugendjazzorchesters wie auch des Bayerischen
Jazzinstituts in Regensburg sicher gestellt wurden. Zehn Jahre lang
hat er als Kuratoriumsmitglied die Arbeit der Institutionen begleitet,
sein Engagement als Ministerialrat reicht noch wesentlich weiter
zurück.
Orchestergewerkschaft: Rettungsplan mit Tücken Nach Ansicht des Deutschen Bühnenvereins steckt beim Plan
der Deutschen Orchestervereinigung DOV, die Berliner Symphoniker
durch einen Verzichttarifvertrag der anderen Orchester zu retten,
die Tücke im Detail. Der Vorschlag der DOV ist im Prinzip nicht
anderes als die Anwendung des Berliner Tarifvertrages für die
öffentliche Hand auf die Orchester und stellt kein „Sonderopfer“
dar. Wer die Vergütung kürzen will, muss nach dem Berliner
Tarifvertrag für die öffentliche Hand die Tarifliche Arbeitszeit
ebenfalls verkürzen. Das bedeutet zum Beispiel, eine Reduzierung
von tariflich acht Diensten pro Woche auf sieben Dienste. Die meisten
Berliner Orchester haben jedoch faktisch schon eine Sieben-Dienste-Woche.
Für eine von der Orchestergewerkschaft stattdessen häufig
geforderte Arbeitszeitreduzierung in Form von zusätzlichen
freien Tagen besteht jedoch weder Spielraum noch Anlass. Daran scheiterte
bisher die Übernahme des Berliner Tarifvertrages des öffentlichen
Dienstes auf die Orchester. Die Lohnerhöhung von 2,4 Prozent
wird demzufolge zurzeit an die Musiker nicht gezahlt.
Musikleben in Schulen Schulen und Schulstufen können sich mit musikalischen Aktionen
und Initiativen verschiedenster Art bis zum 31. Januar 2004 am neuen
bundesweiten Wettbewerb „Musikalisches Leben in Schulen”
beteiligen. Möglich sind alle Formen des aktiven Musizierens,
Komponierens, der Projektarbeit, auch fächerübergreifend,
sowie die musikalische Gestaltung. Mit dieser Initiative des Verbandes
Deutscher Schulmusiker, des Bundeselternbeirates, der Strecker-Stiftung
Mainz und dem Westdeutschen Rundfunk soll angeregt werden, die Schule
zum Ort musikalischen Lebens zu machen. Weitere Infos: D. Zimmerschied,
Mainz, Tel.: 06131/83 41 05, dzimmerschied@t-online.de;
Einsendungen an den VDS, Weihergarten 5, 55131 Mainz.
Weniger Gewerbesteuer: Theater Zwickau bedroht
Die vom Volkswagen-Konzern angekündigte Aussetzung der Gewerbesteuer-Zahlung
macht den sächsischen Städten Zwickau, Dresden und Chemnitz
unterschiedlich stark zu schaffen. Am stärksten betroffen ist
offenbar Zwickau: „Wir verlieren etwa zehn Prozent unserer
gesamten Gewerbesteuer-Einnahmen für 2003“, stellte Zwickaus
Oberbürgermeisters Vettermann (CDU) fest. Auch das Theater
Plauen-Zwickau sei bedroht. Es sei unklar, wie die kulturellen Angebote
der Stadt erhalten werden könnten. Zwickau werde wahrscheinlich
Entgelte und Gebühren erhöhen, kündigte Vettermann
an. In Dresden wird der Einnahme-Ausfall nicht so dramatisch bewertet.
Offenbar unabhängig davon aber kündigte die Stadt aber
an, ihre Parkgebühren deutlich zu erhöhen. VW hatte angekündigt,
wegen drastischer Gewinneinbußen in diesem Jahr keine Gewerbesteuern
zu zahlen.
nmz.de/kiz
Gnadenfrist für Kultureinrichtungen
Im Juni dieses Jahres hat der Deutsche Kulturrat die Fördervereine
von Kultureinrichtungen daran erinnert, dass ihnen zum 31. Dezember
2003 der Verlust der Gemeinnützigkeit droht, wenn die von ihnen
geförderten Einrichtungen selbst nicht gemeinnützig sind.
Jetzt hat das Bundesministerium der Finanzen (BMF) diese Frist bis
zum 30.06.2004 verlängert (BMF-Schreiben IV C 4-S0177-31/03).
Der Deutsche Kulturrat begrüßt diese Fristverlängerung.
Ab dem 1. Juli 2004 droht den gemeinnützigen Fördervereinen
nun endgültig der Verlust des Gemeinnützigkeitsstatus,
wenn die von ihnen geförderte öffentliche Kultureinrichtung
nicht selbst als gemeinnützig im Sinne der Abgabenordnung (Steuerbegünstigung
nach § 58 Nr. 1 der Abgabenordnung) anerkannt ist.
Etat-Verdopplung
Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände,
begrüßt die Bereitschaft der Kulturstiftung des Bundes
die Finanzierung der selbst verwalteten Kulturförderfonds (Fonds
Darstellende Künste, Stiftung Kunstfonds, Fonds Soziokultur
und Deutscher Literaturfonds) zu übernehmen, die bislang von
der Kulturstiftung der Länder mit Bundesmitteln finanziert
wurden.