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nmz-archiv
nmz 2003/12 | Seite II
52. Jahrgang | Dez./Jan.
Weihnachtsbeilage 2003:
Bücher, Hörbücher und CDs
Geläufige Gurgeln und tenorale Rekordhalter
Ein Querschnitt der Opernszene für Anfänger und Fortgeschrittene
Manuel Brug: Die neuen Sängerstimmen. Von Cecilia Bartoli
bis Bryn Terfel, Henschel Verlag, Berlin, 2003, 319 S., Abb.,
€ 24,90, ISBN 3-89487-452-X
Wem ist es noch nicht so ergangen? Eine Opernpremiere, ein großer
Abend steht vor der Tür und gebannt blickt man auf den Besetzungszettel;
stolz entdeckt man sie, die neuen Sängerstimmen.
Bekannt sind sie einem schon, dem Namen nach, aber: man möchte
Näheres wissen, für sich und für andere, für
die Pause und danach. Ist die Kasarova, die doch eben wieder einen
Preis bekommen hat, nun Rumänin oder Bulgarin? Wie hält
es Andrea Bocelli mit dem hohen c? Wie alt ist Anja Silja wirklich?
Antworten auf diese unwichtigen und auf die vielen wichtigen Fragen
zur sängerischen Elite unserer Tage gibt der renommierte WELT-Journalist
Manuel Brug in seinem unlängst erschienenen Nachschlagewerk
„Die neuen Sängerstimmen“. Brug, der in seinen
Zeitungskommentaren fachkundiges Wissen mit munter Anekdotischem
zu verbinden weiß, gelingt auch in dieser bei Henschel erschienenen
Publikation die Balance zwischen seriöser Information und spritziger
Indiskretion. Auf 319 Seiten, mit ausführlichem Lexikonteil,
bindet und verbindet Brug die Starporträts paar- oder gruppenweise
und liefert daneben musikalisches Hintergrundwissen.
Kapitel, die überschrieben sind, wie „Frisches Fleisch
für einen hungrigen Markt: Die Neueinsteiger Anna Netrebko,
Magdalena Kozená und Juan Diego Flórez“, „Die
neue Lust am Androgynen: Barockoper und Countertenöre“
oder „Behinderung oder Freakshow: Der weite Weg von Andrea
Bocelli zu Thomas Quasthoff“, versprechen auch Musikamateuren
unter-haltsame Information. Zwischen den Porträts der Einzelkünstler
eingestreut sind Sammelkapitel über eine jüngere Generation
von Liedsängern, aber auch über die neuesten Trends der
Opernszene vom Barockboom bis zur Russensehnsucht.
Ein hilfreiches Nachschlagewerk ist schließlich der ausführliche
Lexikonteil, der neben den persönlichen Daten der Beschriebenen,
Internetadressen und die interessantesten Veröffentlichungen
enthält. Das Buch liest sich wie ein spannender Roman und macht
neugierig auf mehr Musik. Wer also morgen in die Oper gehen möchte,
findet bei Brug alles Wissenswerte und noch mehr.