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nmz-archiv
nmz 2003/12 | Seite 14
52. Jahrgang | Dez./Jan.
Musikvermittlung
Künstler für das nächste Jahrtausend
„New Earports“ – 2. Internationaler Kongress
„Konzerte für Kinder“
Flughäfen – Versammlungsorte der besonderen Art. Menschen
aus aller Welt kommen und gehen, treffen aufeinander. Ihre Begegnungen
haben dabei den Charakter des Schemenhaften, Zufälligen und
Meist unbedeutsamen; anders bei „New Earports“.
Vom 2. bis 5.Oktober 2003 fand im schwedischen Helsingborg der
zweite internationale Kongress zum Thema „Konzerte für
Kinder“ statt. Veranstalter war die nordische Sektion der
„Jeunesses Musicales Internationales“ unter Leitung
der „Rikskonzerter Schweden“ (den ersten Kongress hatte
die inzwischen nicht mehr existente Initiative „Konzerte für
Kinder“ der „Jeunesses Musicales Deutschland“
im Mai 2001 in Weikersheim sehr erfolgreich und mit nachhaltiger
Wirkung ausgerichtet).
Ursonaten: Feuer. Foto:
Peter Ahlborn, Rikskonserter Schweden
Das Besondere bei „New Earports“: Konzerte für
junge Ohren wurden nicht nur auf theoretischer Ebene diskutiert,
sondern auch Workshops und Live-Konzerte, zu denen zahlreiche Kinder
eingeladen waren, gehörten mit zum Programm. So bekam der Kongress
einen wahren Festivalcharakter. Inhaltlich gab es drei thematische
Schwerpunkte: Konzerte als Kommunikationsform, Institutionen und
junges Publikum sowie Live-Konzerte in Schulen.
Tony Valberg von der Agder Universitiy in Norwegen, der seit vielen
Jahren Konzerte für Vorschulkinder konzipiert und durchführt,
stellte zu Beginn des Kongresses in seinem Vortrag die Frage, ob
es möglich und überhaupt ratsam sei, Qualitätskriterien
für Kinderkonzerte aufzustellen. Mögliche Kriterien nach
Valberg könnten sein: Qualität der Moderation, Mitmachaktionen
oder Länge der Musikstücke.
Als einzig messbares Qualitätskriterium für die Konzerte
erwies sich letztlich der Grad der Kommunikation zwischen den Künstlern,
gegebenenfalls dem Moderator, der Musik und dem jungen Publikum.
Indikator war dabei die spontane und sichtbare Reaktion der Kinder.
Im Verlauf des Kongresses haben sich die beiden Themenbereiche
„Konzerte in Schulen“ und „junges Publikum“
als eng verbunden dargestellt. Die Ausgestaltung der Musikvermittlung
hing in starkem Maße mit der jeweiligen Institution und ihrer
Einbettung in das nationale Bildungssystem zusammen. Viele Anwesende
kamen aus Ländern, in denen die Kunstvermittlung auf nationaler
Ebene angesiedelt war (etwa Norwegen und Schweden). Über gänzlich
andere Anforderungen sprach Luise Barkl aus Australien, die ihre
„Musica viva“-Projekte an Schulen verkaufte. Es handelte
sich dabei um Pakete aus fertig konzipierten Unterrichtseineinheiten
mit Musikbeispielen auf CDs, mit denen sogar fachfremde Lehrer die
Kinder auf ein Konzertevent vorbereiten können.
„New Earports“ als eine Verbindung von Festival und
Kongress zu gestalten, war eine gute Idee, die den Blick immer wieder
auf das Wesentliche lenkte. So stand etwa einer Reduzierung von
Musik auf den gängigen eurozentristischen Werkbegriff mit dem
dazugehörigen „Konzertgehabe“ und „angemessenem“
Publikumsverhalten schon die Vielfalt der musikalischen Genres auf
diesem Kongress entgegen: Die „Zukunftsmusik“ ist keinem
Stil oder Genre verpflichtet. Entscheidend ist die Qualität
und Authentizität sowohl der Musik als auch der Vermittlung.
Als Anregungen für einen nächsten Kongress sind in abschließenden
Foren folgende Themen genannt worden: 1. Künstler des 21. Jahrhunderts/
Begriff des Kunstwerks, 2. Konzerthäuser, Künstleragenturen,
Orchestermanager – wie stehen sie zum jungen Publikum?, 3.
Schulen als Veranstaltungsorte für Künstler? Außerdem
kam der Wunsch auf, regelmäßiger Festivals besuchen zu
können, um viele gute Produktionen kennen zu lernen.
Wie inspirierend ein solches Zusammentreffen sein kann, zeigt die
Entwicklung der letzten zwei Jahre in Deutschland und Österreich.
Es wurden deutlich mehr hochwertige Veranstaltungen für junge
Ohren produziert. Zudem haben die verschiedensten kulturellen Institutionen
(unter ihnen Konzerthäuser und Orchester) diesen Bereich für
sich entdeckt und sogar personell ausgestaltet. Eine nicht zu unterschätzende
Rolle bei dieser Entwicklung hat das Netzwerk „Konzerte für
Kinder“ gespielt. Der Dank geht an dieser Stelle an die Redaktion
der nmz, die mit ihrer „Musik-Vermittlungsseite“ dieses
Netzwerk ideell wieder belebt.
Wir sind gespannt, welche Entwicklungen „New Earports“
auslösen wird. Ein herzlicher Dank gebührt „Rikskonzerter
Schweden“. Fortgeführt wird die Veranstaltungsreihe im
September 2004 mit dem „Grand festival pour les petits“,
organisiert von der „Jeunesses Musicales Frankreich“
in Paris und im September 2005 im Rahmen des „Beethovenfestes
Bonn“ mit dem 3. Internationalen Kongress über Konzerte
für Kinder.