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nmz-archiv
nmz 2003/12 | Seite 22
52. Jahrgang | Dez./Jan.
Bücher
Das Abenteuer des Ungesicherten eingehen
Grundlagen für die Erarbeitung von Unterrichtskonzepten
in der Musikalischen Früherziehung
Vroni Priesner/Doris Hamann: Unterricht gestalten –
Wege zu fantasievollen Konzepten für die Musikalische Früherziehung,
Klimperbein Verlag, Nürnberg 2003, 110 S., € 19,- ,
ISBN 3-9809236-0-6
Stundenbilder zur Musikalischen Früherziehung gibt es reichlich.
Ist man als Lehrperson auf der Suche nach neuen Unterrichtsmaterialien,
stellt sich jedoch meist heraus, dass die angebotenen Stunden gerade
nicht zur Gruppensituation, zur Jahreszeit oder zu den eigenen inhaltlichen
Schwerpunkten passen, die benötigten Materialien zu aufwändig
in der Beschaffung sind et cetera. Warum also nicht gleich ein eigenes
Stundenkonzept entwerfen, das optimal auf die eigenen Bedürfnisse
und die der jeweiligen Gruppe abgestimmt ist? Vroni Priesner und
Doris Hamann bieten in ihrem Buch „Unterricht gestalten. Wege
zu fantasievollen Konzepten für die Musikalische Früherziehung“
beides an: Zum einen findet man hier Materialien für zwanzig
Unterrichtsstunden, von denen sechs exemplarisch ausgearbeitet und
methodisch-didaktisch reflektiert wurden. Die übrigen werden
in Form von Materialbausteinen dargeboten, die mit Hilfe eines „methodischen
Grundgerüstes“ leicht organisiert, erweitert und verknüpft
werden können. Solche Grundgerüste bietet das Buch –
in Anlehnung an die Lehrpläne des VdM – zu jedem Arbeitsbereich
der Elementaren Musikpädagogik (EMP) an. Mit ihrer Hilfe lassen
sich Probleme der Strukturierung von Unterricht bearbeiten und methodische
Grundprinzipien erlernen.
Hier wird deutlich, dass diese Handreichungen nicht nur für
im Beruf stehende Musikpädagogen/-innen gedacht sind, sondern
sich auch an Studierende der EMP wenden. Trotz ihrer Ausführlichkeit
wollen die angebotenen Entwürfe nur exemplarischen Charakter
haben. Die Autorinnen ermutigen ausdrücklich zur eigenständigen
Stundenplanung und schlagen als technische Vorgehensweise bei der
Vorbereitung unter anderem die Erstellung einer so genannten „Mind-Map“
vor. Hier werden zunächst alle Ideen zu einem bestimmten Inhalt
gesammelt, um der eigenen künstlerischen und methodischen Fantasie
freien Lauf zu lassen. Anschließend kann dann ein tragfähiger
Aspekt weiterverfolgt und ausgearbeitet werden. Diverse Schaubilder
und die beispielhafte Mind-Map zu einem „Monsterlied“
veranschaulichen dieses Verfahren. Der methodische Ansatz der beiden
langjährig in (Musik-)Schule und Hochschule tätigen Autorinnen
ist dabei aber folgender: Sie unterscheiden zunächst zwischen
der Erarbeitung vorhandener Unterrichtsinhalte (Lieder, Tänze,
rhythmische Patterns...) und solchen Stundenkonzepten, in denen
es im eigentlichen Sinne der EMP darum geht, einen schöpferisch-kompositorischen
Prozess in Gang zu setzen, dessen Endprodukt nicht vorhersehbar
ist. Ihrer Überzeugung nach müssen dann schöpferische,
oder zumindest nachschaffende Elemente auch in der Erarbeitung bereits
vorhandener, „konventioneller“ Unterrichtsinhalte enthalten
sein. Dies kann aber nur gelingen, wenn die Lehrperson eigene Erfahrungen
im gestalterischen Bereich machen konnte, sich mit dem jeweiligen
Inhalt identifizieren kann (wie durch Nach- und Neuschaffen desselben)
und Visionen „jenseits tradierter Werke“ entwickelt.
Dazu muss sie das musikalische Material fantasievoll neu beleuchten,
sich in das „Abenteuer des Ungesicherten“ begeben. Dazu
will dieses Buch ermutigen.