nmz 2003/12 | Seite 31
52. Jahrgang | Dez./Jan.
Verband Bayerischer
Sing- und Musikschulen
Schule & Musikschule: ideale Kooperationspartner
VBSM startet Umfrage unter Mitgliedern zur Zusammenarbeit zwischen
Schulen und Musikschulen
Die Zusammenarbeit zwischen allgemein bildenden Schulen und Musikschulen
ist in der letzten Zeit immer mehr in den Blickpunkt gerückt.
Begrenzte Ressourcen für die musikalische Bildung, fehlende
Musiklehrer an Schulen und die neue Entwicklung der Ganztagsbetreuung
haben dieses Thema zu einer wesentlichen perspektivischen Herausforderung
werden lassen. An neuen Kooperationen in der Ganztagsbetreuung sind
Musikschulen besonders interessiert. Die Voraussetzungen sind günstig,
da sich Schulen und Musikschulen schon immer ergänzt haben.
Als öffentliche Einrichtungen gelten sie als ideale Kooperationspartner.
Kooperationen zwischen Schulen und Musikschulen finden bereits
seit vielen Jahren erfolgreich statt. Häufig bilden Musikschulen
den Nachwuchs für die Orchester, Big Bands und anderen Musiziergruppen
der Schulen aus. Gemeinsame Musikveranstaltungen und gegenseitige
personelle Hilfe sind Alltag. Musikschulunterricht findet vielfach
in den Schulräumen statt und Instrumente wie Klaviere oder
Schlagwerk werden gemeinsam genutzt. Vielerorts erhalten Schüler
der musischen Gymnasien Instrumentalunterricht an der örtlichen
Musikschule. Zahlreiche Schulen und Musikschulen führen zeitlich
begrenzte Gemeinschaftsprojekte wie zum Beispiel Musiktheaterproduktionen
durch. Die Volksschule Ruhstorf an der Rott im Landkreis Passau
wurde vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus in diesem
Jahr offiziell zur ersten bayerischen Musikhauptschule ernannt.
Das Kultusministerium will nach dem Erfolg der Volksschule Ruhstorf
in Zusammenarbeit mit der Kreismusikschule Passau weitere Musikhauptschulen
in allen Regierungsbezirken Bayerns einrichten. Modellprojekte des
Kultusministeriums wie die Kooperationen der Musikschulen in Hof
und Traunstein mit den örtlichen Schulen sind bereits erfolgreich
angelaufen.
Neue Wege
In das Konzept der Ganztagsbetreuung bindet das Kultusministerium
auch die Musikschulen ausdrücklich mit ein. Kinder und Jugendliche
sollen die Möglichkeit erhalten, nach dem planmäßigen
Unterricht zu singen und zu musizieren, in Gruppen und Ensembles
zu spielen und sich in musikalischen Projekten zu engagieren. In
der Konzeption des Kultusministeriums heißt es: „Vereine,
Verbände und andere Institutionen werden entweder eingeladen,
sich an der Gestaltung der Tagesangebote an der Schule zu beteiligen,
oder die Schülerinnen und Schüler erhalten die Erlaubnis,
für den Besuch ihrer Jugendgruppe, der Musikschule, eines Sportvereins
oder für ähnliche Aktivitäten vorübergehend
die Schule zu verlassen.“ Entsprechend forderte Staatsministerin
Monika Hohlmeier in ihrer Festrede anlässlich des Bayerischen
Musikschultages 2003 in Starnberg die systematische Vernetzung der
beiden Bildungseinrichtungen.
Für Musikschulen ergeben sich daraus neue Wege in der Zusammenarbeit.
Als selbstverständlich erachtet der VBSM-Präsident Landrat
Hanns Dorfner, die Einbindung der Musikschulen in die schulischen
Angebote der Ganztagsbetreuung. „Organisatorische und rechtliche
Probleme müssten lösbar sein. Schwieriger sind die Fragen
der Finanzierung“, so Dorfner. Übergeordnete Finanzierungsmodelle,
die eine kontinuierliche Zusammenarbeit beider Bildungseinrichtungen
ermöglichen, stehen größtenteils noch aus. Gefragt
sind deshalb kreative Lösungen vor Ort.
Erfahrungen sammeln
Die Chancen der Ganztagsbetreuung zu nützen, ist für
die Musikschulen zu einem zentralen Anliegen geworden. Aus diesem
Grund startet der VBSM eine Umfrage unter seinen Mitgliedern zur
Zusammenarbeit zwischen Schulen und Musikschulen. Die bereits existierenden
Kooperationsformen bayerischer Musikschulen mit allgemein bildenden
Schulen sollen zusammengetragen, ausgewertet und dokumentiert werden.
„Ziel der Umfrage ist es, einen Überblick über die
Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Projekte zu bekommen“,
erläutert VBSM-Geschäftsführer Werner Mayer. Die
bisherige Erfahrung zeige, dass die Zusammenarbeit zwischen Musikschulen
und allgemein bildenden Schulen häufig über persönliche
Kontakte funktioniert und durch Impulse der Musikschule oder durch
die Initiative von Schulleitung und Schulmusikern zustande kommt.
„Die örtlichen Gegebenheiten sind sehr unterschiedlich.
Deshalb sammeln wir zunächst die Erfahrungen der Musikschulen
mit Kooperationen und Gemeinschaftsprojekten“, so Mayer. Aus
den verschiedenen Formen der Zusammenarbeit sollen dann die Bedürfnisse
und Möglichkeiten der örtlichen Musikschule speziell für
die Einbindung in schulische Tagesangebote herausgearbeitet werden.
Zu wissen, welche Formen der Zusammenarbeit für Schulen und
Musikschulen möglich sind und welches die notwendigen Voraussetzungen
dafür sind, ist nicht nur für den VBSM wichtig, um zusätzliche
Strategien entwickeln zu können. „Eine überregionale
Evaluation hilft in jedem Fall allen Musikschulen, detaillierte
und wertvolle Anregungen und Hilfestellungen für den Einstieg
in die Zusammenarbeit oder in die Weiterentwicklung bereits gestarteter
Projekte zu bekommen“, so Mayer. Die Musikschulen sind aufgerufen,
sich an der Fragebogenaktion rege zu beteiligen.