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nmz-archiv
nmz 2004/02 | Seite 4
53. Jahrgang | Februar
Cluster
Schönes Gesäß
Sieben Sekunden. Acht Worte, in der Mitte getrennt durch ein Geräusch:
„Ich höre klassik radio”, dann ein Geräusch,
welches als akustisches Ereignis das Klatschen einer Frauenhand
auf das nackte Gesäß eines Mannes begleitet, kurze Pause,
dann mit einer tieferen Frauenstimme: „klassik radio –
modern music”.
Standbild aus dem Klassik-Radio
Werbespot
Wie für Akt-Fotografie typisch sind Männertorso und Frauenhand
in diesem Werbespot in schwarz-weiß gehalten. Bemerkenswert.
Das erinnert von Ferne an die Aktion des „Stern” aus
dem Jahr 1971: „Ich habe abgetrieben.” Radio hören
darf zum Bekenntnis vornehmlich luxuriöser Frauen werden. Ähnlich
daher die Plakatwerbung von MDR Figaro, in der eine offenbar etwas
wohlhabendere Frau nicht zu schwer bekleidet in rotem Kleid relativ
unbequem auf einem weißen Sofa sitzt, den Gestus des aufmerksamen
Lauschens annehmend. Darüber steht: „Das Schöne
lauert überall.” Überall? Wozu dann MDR Figaro („Das
Kultur-Radio”) hören? Es lauert schließlich überall.
Geburtstagskind Immanuel Kant definierte das Schöne in der
Kritik der Urteilskraft offenbar zu abstrakt: „Schön
ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.” Aber machen
Sie dazu mal einen Werbespot oder ein Plakat. Einsendungen bitte
an hufner@nmz.de