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nmz-news
nmz 2004/02 | Seite 4-8
53. Jahrgang | Februar
Nachrichten
Nachrichten aus Musikwirtschaft,
Kulturpolitik und Musikleben
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können
Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht
werden.
Nachrichten aus der neuen musikzeitung 2004/02:
Luft für die freie Musikszene
Der Münchner Kulturausschuss hat auf seiner Sitzung vom 22.
Januar 2004 aufgrund eines Antrags der Kulturreferentin Lydia Hartl
einstimmig beschlossen, der Freien Musikszene in München, die
unter den letzten Haushaltskürzungen massiv zu leiden hatte,
einen jährlichen Betrag von 90.000 Euro zur Verfügung
zu stellen. Unter dem Motto „Musik im öffentlichen Raum”
werden die Finanzen aus den Mitteln für „Freie Kunst
im öffentlichen Raum” bestritten (jährliches Gesamtbudget
knapp 1,4 Millionen Euro, die bislang im Wesentlichen für Projekte
der Bildenden Kunst verwendet wurden). Gedacht ist an ein Jury-Modell.
Die einzelnen Mitglieder der freien Musikszene in München können
nun Anträge für neue Projekte einreichen, die Jury entscheidet
dann über die Bewilligung und eventuell auch über die
Höhe der städtischen Zuwendung. Eine zweijährige
Arbeit „Musikprojekt München” wurde durch diesen
Beschluss des Kulturausschusses (der Stadtrat muss noch die letzte
Entscheidung treffen, die Bewilligung ist aber eigentlich nur noch
Formsache) honoriert. Über die Vergabemodalitäten wird
das Kulturreferat München ab Mitte Februar informieren.
Foto: Charlotte Oswald
Siemens Preis an Alfred Brendel
Der Pianist Alfred Brendel erhält in diesem Jahr den internationalen
Ernst von Siemens Musikpreis. Die Bayerische Akademie der Schönen
Künste wird Alfred Brendel die mit 150.000 Euro dotierte Auszeichnung
am 14. Mai 2004 bei einem Festakt in den Münchner Kammerspielen
überreichen. Die Laudatio hält Michael Krüger, der
Verleger des Hanser Verlages, in dem fünf Bücher des auch
als Lyriker und Essayist bekannt gewordenen Künstlers herausgekommen
sind – unser Foto zeigt Alfred Brendel bei einer Lesung in
Freiburg im Breisgau im Herbst vergangenen Jahres.In der Begründung
der Musikpreis-Jury heißt es unter anderem: „Alfred
Brendel, am 5. Januar 1931 im nordmährischen Wiesenberg geboren,
ist einer der großen Pianisten unserer Zeit. Im Zentrum seiner
interpretatorischen Tätigkeit steht der Kanon der Werke aus
Klassik und Romantik. Doch erstreckt sich sein weitgefächertes
Repertoire auch auf Kompositionen, die lange als randständig
galten, denen er durch sein rückhaltloses Eintreten zu erneuter
Resonanz im Konzertleben verhalf. Beispiele dafür sind Busonis
Klaviermusik, Schuberts Sonaten, das Spätwerk von Franz Liszt
oder das Klavierkonzert von Schönberg.
Alfred Brendel verkörpert den Typus des Interpreten, der seine
Tätigkeit als Musiker stets mit historischer Forschung und
einem wachen Bewußtsein für die Gegenwart verbunden hat.
Seine profunden Reflexionen über das Metier des Interpreten,
über Musik und Musikleben weisen ihn als Musikschriftsteller
von hohem Rang aus. Seine einzigartige Doppelbegabung als Musiker
und Schriftsteller zeigt sich auch in seiner Gedichtsammlung „Spiegelbild
und schwarzer Spuk“ (München 2003), die von der Groteske
über die scharfe intellektuelle Reflexion bis zum versöhnlichen
Humor einen weiten Bogen zu schlagen versteht“. Alfred Brendel
lebt seit über dreißig Jahren in London. Neben dem Hauptpreis
werden wieder zahlreiche Förderpreise vergeben. Die drei Komponisten-Preise
gehen an den Franzosen Fabien Lévy, den Österreicher
Johannes Maria Staud sowie an den Deutschen Enno Poppe.
Foto: Charlotte Oswald
Klanggestalten: York Höller 60
Der Komponist York Höller, der am 11. Januar 2004 sechzig Jahre
alt geworden ist, hat mit seinem Schaffen eine höchst individuelle
Farbe in die Neue-Musik-Szene gesetzt. Die Kölner „Urväter“
Zimmermann und Stockhausen haben Höller ebenso beeinflußt
wie die Arbeit am Pariser IRCAM bei Boulez. Aber er hat es verstanden,
aus allem eine eigenständige Musik- und Klangsprache zu entwickeln.
Mit seiner Oper „Der Meister und Margarita“ nach Bulgakows
Roman, 1989 in Paris uraufgeführt, hat sich Höller auch
als genuiner Musik-Theatraliker erwiesen.
Seiler & Olympia
Haben ein Hammerwerfer und ein Violinist Gemeinsamkeiten? Auf den
ersten Blick nicht allzu viele. Aber generell gesehen ähnelt
sich die Lebensweise von Sportlern und Musikern sehr. Beide Berufsgruppen
entwickeln ständig ihre Fähigkeiten durch körperliche
und geistige Disziplin weiter. Im Sinne des Ideals „mens sana
in corpore sano“ belebt die Seiler Pianofortefabrik Kitzingen
mit ihrem Projekt „Musik und Sport“ eine alte olympische
Tradition wieder, denn seit der Antike werden die Olympischen Spiele
von kulturellen Veranstaltungen begleitet. Im Hinblick auf die Olympischen
Spiele 2004 in Athen findet deshalb auf Rhodos der 1. Olympische
Internationale Seiler Klavierwettbewerb für zwei Altersgruppen
statt. Die Seiler Pianofortefabrik möchte mit „Musik
und Sport“ die Lust an der Leistung wecken und so der zunehmend
von passivem Konsum geprägten Kulturlandschaft entgegensteuern.
Das Nationale Olympische Komitee, die Deutsche Sporthilfe und Organisationen
innerhalb des IOC unterstützen den Event, der sich nach 2004
zum von mitwirkenden Verbänden, Organisationen und Medien getragenen
„Selbstläufer“ entwickeln soll.
Frühjahrsbuchwoche Die 14. Internationale Frühjahrsbuchwoche vom 8. bis 15.
März 2004 in München widmet sich dem Thema „Literatur
& Musik“. Sie will die wichtigsten Facetten dieses weiten
und komplexen Gebiets reflektieren und hörbar machen und konzentriert
sich dabei auf zeitgenössische Werke. In Lesungen, Konzerten,
Vorträgen, Podiumsgesprächen und Performances werden die
wechselseitige Inspiration, das Nah- und Fernverhältnis von
Dichtung und Musik ausgelotet.