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nmz-archiv
nmz 2004/02 | Seite 47
53. Jahrgang | Februar
Dossier: Fort- und Weiterbildung
Neues Kursprogramm in Ochsenhausen
Direktor Klaus K. Weigele im Gespräch mit der neuen musikzeitung
neue musikzeitung: Vor uns liegt das neue Kursprogramm
der Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg.
Unterscheidet es sich wesentlich von dem des vergangenen Jahres?
Klaus K. Weigele: Inhaltlich ja. Unser Lehrgangsprofil
der vokalen und instrumentalen Kurse wie der Lehrerfortbildungen
und musiktherapeutischen Kurse wurde um die Bereiche Meisterkurse
und Multimediale Kurse erweitert. Wir gehen vor allem im multimedialen
Bereich dabei ganz auf die Anforderungen und Wünsche unserer
Kursteilnehmer ein und bieten Kurse zum Notenschreiben und Arrangieren
mit dem PC sowie Kurse zur Internetrecherche an. Speziell dafür
wird zur Zeit ein Multimediaraum eingerichtet.
nmz: Ist der Bereich der Meisterkurse denn so neu?
Weigele: Das Profil war auch schon im vergangenen Jahr
vertreten. Doch die gezielte Beleuchtung dieses qualitativ so hoch
angesiedelten Bereichs fehlte. Sehen Sie, durch das inhaltlich gegliederte
Kursprogramm findet jeder rasch seine Interessengebiete oder anders
ausgedrückt, die Gliederung spiegelt die stärkere Zielgruppenbezogenheit
unserer Kursarbeit wider.
nmz: Haben Sie auch neue Akzente in der pädagogischen
Arbeit einsetzt?
Weigele: In der Kursarbeit 2004 schlägt sich unser
Profil nieder, alles unter der Maßgabe, den Kursteilnehmern
ein Höchstmaß an Qualität zu bieten. Mir erscheint
es wichtig zu betonen, dass in der Kursarbeit immer eine Verbindung
zur Lebenswelt der Teilnehmer hergestellt werden muss. Erst damit
wird es möglich, die Bezugspunkte in der Arbeit zu setzen,
die für die Umsetzung im Alltag von Bedeutung sind.
nmz: Wie sieht dies konkret aus?
Weigele: Die Arbeit der Akademie ruht auf insgesamt drei
Säulen. Zum einen ist es die fachliche Unterstützung der
Probenarbeit bei einer Vielzahl von Laienmusikensembles während
ihres Aufenthalts in der Landesakademie. Daneben führt die
Landesakademie eine beachtliche Anzahl an Arbeitsphasen im Rahmen
der Begabtenförderung durch. Die dritte Säule der Akademiearbeit
stellt die Lehrerfortbildung und die Aus- und Weiterbildung von
musikalischen Multiplikatoren dar.
nmz: Nun unterhält das Land Baden-Württemberg
eigene Lehrerfortbildungsakademien wie die in Comburg. Tritt Ochsenhausen
dazu in Konkurrenz?
Weigele: Nein. Unsere Akademie deckt zwar mittlerweile
den größten Teil der Musiklehrerfortbildung in Baden-
Württemberg ab, unsere Seminare füllen einen separaten
Flyer. Doch handelt es sich dabei um eine Ergänzung zum bestehenden
staatlichen Angebot. Das Land zieht sich immer stärker aus
dem Bereich der Fortbildung zurück und bietet nur noch für
Multiplikatoren Seminare an. Wir fangen dies auf und gehen mit unseren
Themen gezielt auf den Bedarf der Musiklehrkräfte ein.
nmz: Ihre Akademie trägt den Namenszusatz „für
die musizierende Jugend“. Schlägt sich das auch im Lehrgangsangebot
nieder?
Weigele: Selbstverständlich. Schulen stellen unter
der Woche den überwiegenden Teil unserer Belegung. Doch auch
große Projekte wie das vor einigen Tagen aufgeführte
Rockmusical „Junger Wilder Süden“ oder andere,
auch internationale Projekte wie C.H.O.I.R. oder IRO sind nur für
Jugendliche.
nmz: Was verbirgt sich hinter diesen Abkürzungen?
Weigele: „Junger Wilder Süden“ ist ein
Rockmusical, ein innovatives Projekt, das im Rahmen der 50-Jahrfeier
des Bundeslandes Baden-Württemberg entwickelt wurde. Die Idee
stammt von unserem Dozenten Klaus Brecht.
Diese Beispiele zeigen zugleich die neue Tendenz, die sich in
unserer Kursarbeit niederschlägt: Gefragt sind Projekte, bei
denen sich der Kursteilnehmer kreativ und gestalterisch einbringen
kann. Nicht die Spezialisierung auf einen Stil, sondern stilistische
Vielfalt prägen das Kursangebot, um möglichst vielen Personen
Angebote für die musikalische Weiterbildung zu bieten. C.H.O.I.R.,
das internationale Chorfestival mit jungen Sänger/-innen aus
Baden-Württemberg und seinen Partnerregionen, wird noch durch
den Begegnungscharakter entscheidend geprägt.
Musikalische Begabtenförderung und internationale Jugendbegegnung
treffen auf das Orchesterprojekt IRO, das Interregionale Jugendsinfoniefestival,
ebenso zu. Dieses Jahr steht Till Eulenspiegel von Richard Strauss
und damit ein Meilenstein der Musikgeschichte im Mittelpunkt.
nmz: Alle bisher von Ihnen beschriebenen Projekte fallen
in den praktischen Bereich. Zeichnet sich eine Akademie nicht auch
durch die Weiterentwicklung theoretischer Grundlagen aus?
Weigele: Sicherlich. Der Kongress „Interdisziplinäre
Vernetzung“ vom 30.04. bis 02.05. deckt genau dies ab. Namhafte
Experten diskutieren über Ansätze zur Vernetzung fachlicher
Kompetenzen mit anderen Fachgebieten für den Bereich des Singens
mit Kindern. Es freut uns, neben Professor Kurt Hofbauer und Professor
Karl Adamek weitere Wissenschaftler zur Teilnahme gewonnen zu haben.
Das Thema Singen mit Kindern wird durch uns von allen Richtungen
beleuchtet, neben dem sicherlich fundierten Kongress bieten wir
zahlreiche Lehrerfortbildungen, Stimmbildungs- und Chorleitungskurse
an. Unsere Expertin für diesen Bereich ist Friedehilde Trüün,
die seit vergangenem Jahr bei uns als Dozentin tätig ist.
nmz: Wie beurteilen Sie die Zukunft der Musikakademien Deutschlands?
Weigele: Angesichts leerer Kassen der öffentlichen Träger
wird die wirtschaftliche Situation der Akademien zunehmend schwieriger.
Die bisherigen Hauptträger unserer Akademien sind nicht mehr
so tragfähig wie in den vergangenen Jahren.
Dennoch bin ich zuversichtlich, dass zielgerichtete Kursarbeit
mit gut qualifiziertem Personal, innovativen Ideen und professionellem
Marketing auch in Zukunft die Existenz sichern wird.