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nmz-archiv
nmz 2004/02 | Seite 27
53. Jahrgang | Februar
Deutscher
Tonkünstler Verband
Gute Leistungen hoffnungsvoller Talente
Zum 4. Internationalen Wolfgang-Jacobi-Wettbewerb für Kammermusik
der Moderne
Als einer der ersten deutschen Komponisten, die anspruchsvolle
Werke für das Akkordeon schrieben, ist Wolfgang Jacobi (1894-1972)
bekannt. Er löste das Instrument aus seinen volkstümlichen
Fesseln und führte es in den klassischen Musiksektor ein. Dementsprechend
nimmt Jacobi in der Akkordeon-Literaturgeschichte eine herausragende
Stellung ein. Auch komponierte er gelegentlich für ungewöhnliche
Besetzungen, so im Jahr 1970 die „Phantasie für Flöte
und Akkordeon“. Dieses bedeutsame Werk gehörte zu den
Pflichtstücken des letzten Jacobi-Kammermusik-Wettbewerbs,
der für die Fächer Flöte/Akkordeon und Flöte/Klavier
ausgeschrieben war und der im November 2003 in München stattfand.
Studierende europäischer Musiksikhochschulen sowie junge Musiker
im Alter bis zu 30 Jahren waren eingeladen, an dem Wettbewerb, der
vom Deutschen Tonkünstlerverband e.V. in Verbindung mit der
Hochschule für Musik und Theater München veranstaltet
wurde, teilzunehmen. Zahlreiche Duos aus den verschiedensten Ländern
wie Frankreich, Italien, Japan, Lettland, Russland, Slowenien und
Taiwan folgten mit ihrer Anmeldung dem Aufruf.
Die teilnehmenden Duos brachten allesamt hervorragende Leistungen
und die Punktevergabe fiel entsprechend eng aus. Doch war sich die
mit den Professoren Aurèle Nicolet, András Adorján,
Alfons Kontarsky, Hugo Noth, Konstantia Gourzi und Helmut Rohm hochkarätig
besetzte Jury einig und vergab unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Inka
Stampfl drei Preise: Den ersten Preis erhielt das Duo Elena Hribernik
und Lukas Maria Kuen. Die slowenische Flötistin und der deutsche
Pianist überzeugten mit ihrem virtuosen, höchsten Ansprüchen
genügenden Spiel und gaben zum Abschluss des Wettbewerbs im
öffentlichen Preisträgerkonzert mit Pierre Boulez’
wegweisender „Sonatine für Flöte und Klavier“
(1946) und Alfredo Casellas „Sicilienne et Burlesque pour
Flûte et Piano op. 23“ (1914) Beispiele ihres außerordentlichen
Könnens.
Zweite Preise vergab die Jury an die ebenfalls beeindruckenden
Duos Barbara Steiner (Flöte) und Andrea Carola Kiefer (Akkordeon)
sowie Pablo Goldstoff (Flöte) und Anne-Maria Hollmach (Akkordeon).
Konnten diese ein Preisgeld von je 1.500 Euro mit nach Hause nehmen,
erhielt das Duo Hribernik/Kuen neben einem Preisgeld in Höhe
von 2.500 Euro auch die Zusage für eine Produktion beim Bayerischen
Rundfunk und ein Konzertengagement im Rahmen der Reihe Meisterkonzerte
Neumarkt-St. Veit.
Der zur Erinnerung an Wolfgang Jacobi und zur Würdigung seines
künstlerischen wie pädagogischen Schaffens gegründete
Wettbewerb geht auf eine Initiative von Dr. med. Andreas Ullrich,
dem Enkel des Komponisten, zurück. Erstmals im Jahr 2000 veranstaltet,
fand der Wettbewerb 2003 bereits zum vierten Male statt. Ermöglicht
wurde diese kontinuierliche Ausrichtung durch vielfältige finanzielle
Unterstützung. Vor allem dem Bayerischen Staatsministerium
für Wissenschaft, Forschung und Kunst und der Allianz Kulturstiftung
ist es zu verdanken, dass der Wettbewerb Jahr für Jahr in wechselnden
Ausschreibungskategorien realisiert werden konnte.
Die weitere Finanzierung allerdings ist ungewiss und es bleibt
zu hoffen, dass neue Sponsoren gefunden werden, um dem Wettbewerb
eine Zukunft zu geben. Denn mit dem Ziel, der zeitgenössischen
Kammermusik ein Forum zu verschaffen und jungen Interpreten Anreize
zur Auseinandersetzung mit der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts
zu geben, steht der Internationale Wolfgang-Jacobi-Wettbewerb in
der Wettbewerbslandschaft auf einsamem und gerade deshalb so bedeutendem
Posten.