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nmz-archiv
nmz 2004/02 | Seite 22
53. Jahrgang | Februar
Hochschule
Viel Wind in der Hochschule für Künste Bremen
Ein Bericht über den großen Bremer Blockflötentag
Viele kleine Besucher füllten am 24. Mai 2003 den Flur am
Eingang der Hochschule für Künste in Bremen, um für
einen Tag Musik mit ihrem Instrument ganz anders zu erleben. Erwartungsvoll
nahmen sie die Plaketten mit ihren Namen entgegen und machten sich
auf den Weg in den Konzertsaal.
Währenddessen waren die Studenten der Bremer Blockflötenklassen
bei den letzten Vorbereitungen, Stühle wurden gerückt,
die letzten Wegweiser durchs Haus geklebt und Abläufe geklärt.
Ein lang geplantes Projekt sollte nun verwirklicht werden. Die
Ausgangsidee war auf der einen Seite die Kooperation der Blockflötenklassen
mit den privaten Lehrkräften und den Musikschulen der Umgebung.
Damit soll sowohl eine Öffnung der Hochschule nach außen
wie auch eine Vorstellung junger, gut qualifizierter Lehrkräfte,
die durch solche Erfahrungen bereits für ihren späteren
Alltag gewappnet sind, erzielt werden.
Auf der anderen Seite standen auch interne Interessen wie die
Zusammenarbeit der Blockflötenklassen von Han Tol, Dörte
Nienstedt und Ulrike Petritzki, die Vermittlung von wichtigen methodischen
Lehrinhalten und die fachübergreifende Arbeit mit der Klasse
der Elementaren Musikpädagogik von Barbara Stiller. Und zuletzt
war es auch eine Chance, den Schülern und deren Eltern die
Möglichkeiten der Blockflöte aufzuzeigen und damit Vorurteile
hinsichtlich des Studienfaches abzubauen.
Um diesen Tag möglich zu machen, war eine gute Vorbereitung
notwendig. Angeleitet durch Dörte Nienstedt wurden die Aufgaben
in Arbeitsgruppen verteilt. So mussten die Plakate und Flyer gestaltet,
gedruckt und verteilt werden, das zu erarbeitende Stück arrangiert
und die Stimmauszüge angefertigt werden, die Anmeldungen ausgewertet,
die Stimmauszüge verschickt oder die Raumbesetzung und der
Ablauf für den Tag geplant werden.
Nun war der Konzertsaal mit knapp 90 Teilnehmern zwischen 7 und
14 Jahren gefüllt. Nach der Begrüßung durch eine
Studentin gab es ein Wake-Up von Barbara Stiller mit Bodypercussion,
was musikalisch auf Consort-Blockflöten und auch mitklatschend
von den Studenten unterstützt wurde. Und dann ging es auch
schon mit Intonationsübungen und ersten Proben am Stück
mit Han Tol los. Die Studenten standen den Schülern mit Rat
und Tat zwischen den Reihen zur Seite und spielten schwach besetzte
Stimmen oder in der Nähe von den Jüngsten als Hilfe mit.
Somit hatten alle einen ersten Eindruck vom Stück und dessen
Problemen und verteilten sich dann zu den Stimmgruppenproben, welche
nun von Studenten angeleitet wurden, in die entsprechenden Räume.
Daneben waren auch immer Studenten für Fragen und zur Vorbereitung
der nächsten Etappe ansprechbar. Diese war in dem Fall die
Mittagspause mit Getränken und Leckerei-Buffett, welches dankbar
angenommen wurde, wobei die Studenten auf Reste vergeblich hofften.
Hier ereignete sich spontan ein kleines Highlight. Die einkalkulierte
Pausenzeit war ein wenig zu lang und so brillierte Han Tol als Geschichtenerzähler
und hielt einen anschaulichen Vortrag über die Consort-Blockflöten,
der von den Kindern mit großer Begeisterung aufgenommen wurde.
Gestärkt begann der Nachmittag für die Teilnehmer mit
einem bulgarischen Märchen, das die Studenten der Elementaren
Musikpädagogik aufführten. Die szenische Darstellung von
einem Blockflöte spielenden Hirten mit Zauberkräften mit
den vielen Tänzen, der spannenden Musik wurde mit offenen Mündern
bestaunt und am Ende laut beklatscht. Eltern, die nach dem Wohlbefinden
ihrer Sprösslinge sahen, blieben einfach da und genossen die
phantasievolle Reise ins Märchenland. Nach diesem Ausflug hatten
die Kinder die Qual der Wahl zwischen Ensemblearbeit, Experimenten
mit der Blockflöte und verschieden Klanggeschichten, die übrigens
Semesterschwerpunkt im Methodikunterricht von Dörte Nienstedt
bildeten. Für angemeldete Ensembles gab es die Möglichkeit,
an ihrem Repertoire zu arbeiten.
Die Zeit verging wie im Flug und schon saßen alle wieder zur
letzten Gesamtprobe im Konzertsaal. Da gab es dann die Stellprobe
für das Abschlusskonzert auf der Bühne, die Stühle
wurden für die Eltern wieder zurück in Reih und Glied
gerückt und dann konnte es losgehen. Zu Beginn des Konzerts
gab es eine kleine Demonstration aus der nachmittäglichen Ensemblearbeit.
Dann waren alle Teilnehmer gemeinsam gefragt.
Von Han Tol geleitet erklangen drei von acht Sätzen aus der
„Capriole Suite“ des englischen Komponisten Peter Warlock.
Original für Streichquartett und nach dem Vorbild einer Suite
des 16. Jahrhunderts komponiert wurden nun die „Pavane“,
„Mattachins“ und „Basse Danse“ als siebenstimmige
Blockflötenfassung hörbar. Die Eltern waren sichtlich
hingerissen und die Spieler ganz stolz. Wir Studenten freuten uns
über den durch und durch gelungenen Tag, der in der Vorbereitungsphase
mit einigen Problemen, Ängsten und Unsicherheiten verbunden
war, die wir dann schnell vergaßen. In der Nachbesprechung
gab es dann für alle Beteiligten die Möglichkeit der Zusammenfassung,
des Erfahrungsaustausches, Problembesprechung und auch Platz für
Verbesserungsvorschläge. Dieser Tag hatte uns um die Erfahrung
einer Projektplanung reicher gemacht und verminderte die Hemmungen
vor ähnlichen Projekten in unserer zukünftigen Arbeit
als Blockflötenlehrende.