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nmz-archiv
nmz 2004/02 | Seite 1
53. Jahrgang | Februar
Titelbild
Schwarz-Weiß
Eine „Clownerie“ nennt der französische Dichter
Jean Genet sein Stück „Les Nègres“ („Die
Neger“) aus dem Jahr 1957. Schwarze spielen für Weiße:
für Weiße im Zuschauerraum und für „Weiße“
auf der Bühne. Die „Weißen“ auf der Bühne
tragen entsprechende weiße Masken, in Wahrheit verbergen sich
dahinter Schwarze.
Foto: Gérard Amsellem
Gespielt werden die Vorstellungen, die sich jede Gruppe von der
jeweils anderen macht. Genet hat ausdrücklich untersagt, dass
weiße Akteure in dem Stück mitwirken. Nun ist die Oper
über „Die Neger“ gekommen: An der Opéra
de Lyon wurden „Les Nègres“ von Michael Levinas
uraufgeführt. Seltsame Verkehrung: Während Genets Schauspiele
heute eher retrospektiv wirken, entdeckt das Musiktheater in ihnen
theatralisch-musikalische Vitalitäten – Peter Eötvös
„veroperte“ 2002 schon Genets „Le Balcon“.
Levinas erfindet für „Les Nègres“ aparte,
auch geschärfte Klänge, rasche rhythmische Repetitionen,
magisch tönende elektronische Klangflächen, auch burleske
Spielfiguren, die der ritualisierten Clownerie einen festen Klang-Raum
geben. Bernhard Kontarsky dirigierte die von Stanislas Nordey und
Emmanuel Clolus inszenierte Uraufführung, aus der unser Foto
eine Szene zeigt.