[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2004/04 | Seite 27
53. Jahrgang | April
Jeunesses Musicales Deutschland
Konzerte für junge Hörer und Musik PLUS
Der deutsche Jugendorchesterpreis 2002/03 – 2004/05
Alle zwei Jahre wird der Deutsche Jugendorchesterpreis der JMD
vergeben. Schirmherrin ist seit dem Jahr 2003 die Bundesjugendministerin
Renate Schmidt. Hauptanliegen des JOP ist es, junge Orchestermitglieder
zu motivieren, Planung und Durchführung musikalischer Projekte
selbst in die Hand zu nehmen. Im Oktober 2003 verlieh die Bundesjugendministerin
Preise und Urkunden an die Preisträger des Jugendorchesterpreises
2002/2003. Ein „Konzert für junge Hörer“ sollten
die Orchester – möglichst eigenständig – realisieren.
Viele gute und höchst unterschiedliche Ideen waren das beeindruckende
Ergebnis. Um die kreative Vielfalt zu verdeutlichen, drucken wir
an dieser Stelle auszugsweise die Laudationes auf die vier Preisträger-Orchester.
1. Preis: Jugendsinfonieorchester Bocholt
Die Initiative zur Teilnahme ging von einem einzelnen Orchestermitglied
aus, aber in kürzester Zeit war das gesamte Orchester Feuer
und Flamme. Die Story, die Deko, die Auswahl der Musik, die Organisation
– einfach alles wurde in Eigenregie gemacht. Selbst der Direktor
der Musikschule und der Orchesterleiter selber hatten lange Zeit
keine Ahnung, dass sich ihr Orchester für diesen Wettbewerb
bei der Jeunesses beworben hatte – und bereits mitten in den
Vorbereitungen steckte. Zuerst waren sie wohl etwas verstimmt, aber
dies wandelte sich schon bald zu erheblichem Stolz. Lange vor den
Konzertterminen waren beide Vorstellungen im Stadttheater Bocholt
restlos ausverkauft.
Ein böser Mensch, der Jugendorchestermusik gar nicht mag,
erfindet eine Maschine und versprengt damit die Mitglieder des Orchesters
auf verschiedene Planeten. Änneken, die Heldin des Stücks,
versucht nun, alle Musiker wieder zusammenzuführen. Zu diesem
Zweck reist sie mit einer Rakete kreuz und quer durchs All und nimmt
das Publikum auf ihrer spannende Reise in die Weiten des Weltraums
mit.
Am Ende steht ein Happy End, nicht nur für Änneken, die
alle Musiker zur Freude ihres Dirigenten wieder auf der Erde vereint.
Nein, das Happy End gibt es auch für das Jugendsinfonieorchester,
welches in allen relevanten Bereichen des Wettbewerbes einfach galaktisch
gut war!
2. Preis: Jugendmusikkapelle Au am Rhein
Die Jugendmusikkapelle Au am Rhein stimmte im Mai 2003 ihre rund
400 Zuhörer auf den diesjährigen Jahrhundertsommer ein.
Passend zum Konzert-Motto „Summer dreaming“ hatten die
30 Musiker die Festhalle Au in eine Strandlandschaft mit Palmen,
Sonnenschirmen und Sandburgen verwandelt. Die jugendlichen Zuhörer
konnten bei karibischem Flair im Liegestuhl Cocktails genießen
und ließen sich von Sommer-Hits wie Mambo No.5, Latin summer
oder Nenas 99 Luftballons begeistern.
Die Initiative zu diesem Konzert ergriff einer der Musiker, als
er zufällig die Ausschreibung zum Jugendorchesterpreis entdeckte
und von der Idee sofort begeistert war. Das Motto „Summer
dreaming“ stieß in der Kapelle auf so große Resonanz,
dass alle Musiker sofort mit der Planung und Organisation loslegten.
Von da an hieß es Sponsoren suchen, Dekorationen herstellen,
Plakate, Handzettel und Programme drucken und natürlich üben,
üben, üben.
Bei ihren Vorbereitungen wurde die Musikkapelle immer wieder von
der lokalen Presse besucht, wodurch das Konzert schon lange vor
der Aufführung Gesprächsthema in Au war und aufgrund der
Preisverleihung immer noch ist.
3. Preis: Jugendmusikkorps Bad Kissingen.
Auf dem Kissinger Theaterplatz treiben sich heute eine Menge exotischer
Tiere herum. Löwen, Elefanten und Zebras, aber auch Scheichs
und bezaubernde orientalische Frauen. Noch schnell fertig geschminkt,
hier ein Schnurrhaar angemalt, da ein Elefantenohr angeklebt und
gleich werden sich die Kinder mit dem Bad Kissinger Jugendmusikkorps
auf eine abenteuerliche, filmmusikalische Reise begeben. Dirigent
Walt Disney lieferte sich ein Stelldichein mit Persönlichkeiten
wie Mini Maus, Kimba, dem bösen Skah, Aladdin und selbst Donald
Duck, alle liebevoll dargestellt von Mitgliedern des Jugendmusikkorps.
Mit Originalstandbildern der präsentierten Filme, einem Zusammenschnitt
von „Fantasia 2000“ und mitreißender Filmmusik
brachten die Kissinger das junge Publikum zu Begeisterungsstürmen
und standig ovations.
In einem großen Organisationsteam wurden die Aufgaben verteilt
und von selbst gebauten Instrumenten bis zu Presse- und Fernsehkontakten
alles aus eigener Kraft erdacht und erarbeitet. „Das Plakat
war eine Affenarbeit“ resummiert ein Orchestermitglied nicht
ohne Stolz für sein Aufgabengebiet.
3. Preis: Blasorchester der Musikschule Neubrandenburg
Gegen seinen Willen wurde der Leiter des Blasorchesters der Musikschule
Neubrandenburg von sämtlichen nicht musikalischen Tätigkeiten
entbunden und die komplette Organisation und Abwicklung des Konzertes
von den jungen Musikern selbst in die Hand genommen.
Die „Jungen Hörer“ standen selbstverständlich
im Mittelpunkt des Konzertes mit dem Titel „Woher weht der
Wind?“ Für ein Blasorchester ein geradezu idealer und
naheliegender Titel. Er zog sich thematisch durch das ganze Konzerterlebnis
der Kinder.
Interaktive Elemente bereicherten das Konzert zusätzlich.
So durften die jungen Hörer nicht nur das Konzert aus der Perspektive
der Musiker im Orchester sitzend erleben, sondern in der Pause auch
verschiedenste Instrumente ausprobieren. Ihre musikalische Flexibilität
stellten die jungen Musiker unter Beweis, als der Dirigierstab in
die Hände eines Kindes übergeben wurde. Als Eintrittspreis
wurde von den jungen Hörern je eine Blume gefordert, die die
Saaldekoration ergänzte. Die jungen Musiker und Organisatoren
begeisterten ihr Publikum über alle Maßen, so dass die
Arbeit mit einem großartigen Konzerterfolg gekrönt wurde.
Die Ausschreibung für den Jugendorchesterpreis 2004/2005 ist
inzwischen versandfertig. Das Thema lautet: Musik PLUS. Eine Kombination
nicht-musikalischer Disziplinen mit Musik soll den Freiraum eröffnen,
mit Musik kreative und neue Welten zu entdecken. Als Beispiele für
mögliche Konzertgestaltungen seien genannt: Musik + Medien,
Musik + Sport, Musik + Umwelt, Musik + Kunst. Aber auch ganz andere
Möglichkeiten sind denkbar. Ausschreibungen gibt es im Generalsekretariat
der JMD in Weikersheim.