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nmz-archiv
nmz 2004/04 | Seite 34
53. Jahrgang | April
Kulturpolitik
„Es gibt eben keine Gerechtigkeit“
Der Deutsche Komponistenverband feiert sein fünfzigjähriges
Bestehen
„Komponisten sind eine verschwindend kleine Minderheit,
die einer Interessensvertretung dringend bedarf.“ In seinem
Grußwort an den deutschen Komponistenverband bringt es Udo
Zimmermann auf den Punkt: Komponisten brauchen eine Lobby gegenüber
Politik und Wirtschaft. Diese Aufgabe nimmt seit 1954 der Deutsche
Komponistenverband war. Sein fünfzigjähriges Jubiläum
beging der Berufsverband am 12. März 2004 in der Rotunde der
Dresdner Bank am Pariser Platz in Berlin.
Die Festansprachen hielten Reinhold Kreile, Vorstandsvorsitzender
der GEMA, und Christian Bruhn, Vorsitzender des Aufsichtsrates der
GEMA. Staatsekretärin Barbara Kisseler von der Berliner Senatsverwaltung
für Kultur und der Präsident des Deutschen Musikrates,
Martin Maria Krüger, richteten Grußworte an die Teilnehmer.
Die Staatssekretärin wies darauf hin , dass allein die Tatsache,
dass es heute wieder einen Deutschen Komponistenverband gebe, nach
den vielen Jahren der Koexistenz zweier Verbände ein Erfolg
sei und ein Grund zum Feiern. „Aber vielen von Ihnen wird
trotz des ‚Runden Geburtstages‘ mög- licherweise
gar nicht so sehr zum Feiern sein. Es wäre sicher zu kurz gegriffen,
allein die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik im Allgemeinen
und der Musikbranche im Besonderen für die derzeitigen Probleme
verantwortlich zu machen. Tatsache ist aber, dass die Ebbe in den
öffentlichen Haushalten und die Umsatzrückgänge in
der Musikindustrie nicht ohne Auswirkung auf die Lebenssituation
von Komponistinnen und Komponisten geblieben sind und bleiben werden.“
Vor dem Hintergrund drastischer Tantiemenkürzungen von Seiten
der Phonoindustrie erinnerte die Staatssekretärin daran, dass
die gesamte Musikindustrie nicht ohne ihre kreativen Kräfte,
also nicht ohne die Komponisten und Textdichter auskomme. Die Musikindustrie
versuche hier unverhohlen, ihre Umsatzeinbußen auf den Schultern
der Urheber ihrer Produkte abzuladen. Sie schloss sich den Ausführungen
Reinhold Kreiles an und bedankte sich für dessen klare Position
gegen diesen Versuch der „Lohndrückerei“.
Kreile betonte in seiner Rede ,dass nach wie vor das „Prinzip
der kollektiven Rechtewahrung den individuellen Schutz der Komponisten
verbürge“. Bei soviel Schulterschluss gegenüber
der Musikindustrie – von deren Seite kein offizieller Vertreter
anwesend war, war die Verleihung der „Medaille für besondere
Verdienste um die deutsche Musik“ des Deutschen Komponistenverbandes
an Reinhold Kreile keine Überraschung. Bisher wurde damit ausgezeichnet
Franz Xaver Ohnesorg, Harald Banter, Dieter Thomas Heck, Erich Schulze
und andere. Ein besonders freundschaftlicher Gruß kam von
Hans Hee, Präsident des Deutschen Textdichter-Verbandes (auf
dem Foto links neben Karl Heinz Wahren). Das Aurora Streichquartett
führte Werke des ersten DKV-Präsidenten (Werner Egk) und
des heutigen (Karl Heinz Wahren) auf. Die U-Musik würdigte
die Chansonette Maria Mallé mit einem Schlagermedley durch
fünf Jahrzehnte Unterhaltungskunst (von „Es gibt eben
keine Gerechtigkeit“ bis „Ich brauch keine Millionen“).
Im Anschluss folgte das, was Klaus Doldinger als wichtigsten Grund
seiner Verbandsmitgliedschaft nannte, nämlich die Chance für
Individualisten – was Komponisten zwangsläufig sind –
Kollegen zu treffen und sich auszutauschen.