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nmz-archiv
nmz 2004/04 | Seite 12
53. Jahrgang | April
Rezensionen
Kurz vorgestellt
Hits & Clips
Usher: Yeah
Angesichts des neuen Marktsegments „Klingeltöne”
haben die R&B- und HipHop-Produzenten eindeutig die Nase vorn.
Seit geraumer Zeit geht der Trend deutlich zum trockenen, reduzierten
Beat, über dem sich weniger ein Song formiert als dass sich
vielmehr diverse Soundgimmicks und Vocal-Shouts schichten, mehr
oder weniger geschickt arrangiert.
Und die neue Single des 25-Jährigen R&B-Stars Usher entpuppt
sich als Paradebeispiel. Da gibt es noch die Bassdrum für den
Club oder den Bassbooster im Cabriolet, der Rest ist mehr oder weniger
ein Sammelsurium aus Signal-Motiven in den oberen Frequenzen. Da
wirkt das, was man früher Klangdichte nannte, nun wie die akustische
Kulisse auf einer Teenager-Party oder in einer Schicki-Disco wie
der im wieder einmal völlig übersexten Videoclip: es klingelt
und dringelt im Beat – kann man sich alles aufs Handy laden
–, und Leute quatschen dummes Zeug durcheinander, hier die
Gastvokalisten Ludacris und Produzent Lil’ Jon selbst. Und
die Zeilen von Ushers Gesang drängeln sich für sein Schmuse-Image
erstaunlich kurzatmig dazwischen. Ist aber auch kein Wunder, wenn
sich die Ladies so an einen ranschmeißen.
Enrique Iglesias ft. Kelis: Not In Love
Apropos ranschmeißen. Kelis galt mit ihren ersten Platten
noch als Hoffnung des neuen weiblichen R&B. Das relativiert
sich so langsam. Nach der zwar funkigen, aber inhaltlich eher einem
schmierigen Herrenwitz ähnelnden Single „Milkshake”
sollen nun durch ein Duett mit Soft-Macho Enrique Iglesias die Zielgruppen
gebündelt werden. Das geriet allerdings musikalisch so dünn,
dass dieses Mal auch nicht die übliche Espana-Disco-Soundbeigabe
rettet. Da passt gar nichts zusammen, auch nicht ihre Stimmen, und
selbst im Video wirkt der Flirt zwischen den beiden eher verkrampft.
Was immerhin zum Titel passt.