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nmz-archiv
nmz 2004/05 | Seite 42
53. Jahrgang | Mai
Bücher
Heilsame und vorbeugende Fingerspiele
Rezeptfrei erhältlich: Peter Feuchtwangers Klavierübungen
Peter Feuchtwanger: Klavierübungen zur Heilung physiologischer
Spielstörungen und zum Erlernen eines funktionell-natürlichen
Klavierspiels (Notentext und Video), hrsg. von Stefan Blido
und Manfred Seewann, € 65,-
Eine wertvolle Bereicherung für Pianisten, die ihre Technik
trainieren, verbessern oder umstellen möchten, stellt Peter
Feuchtwangers Kombination aus Video und Buch „Klavierübungen
zur Heilung physiologischer Spielstörungen und zum Erlernen
eines funktionell-natürlichen Klavierspiels“ dar, das
im März diesen Jahres erschienen ist. Die Klavierübungen,
deren Druck und Videoaufzeichnung lange auf sich warten ließ
– Feuchtwanger befürchtete zunächst Fehlinterpretationen
und Missverständnisse seiner am besten am eigenen Körper
zu erfahrenen „gelebten Lehre“ – sind als Übhilfe
zu verstehen und geben einen umfassenden Einblick in die Grundsätze
dieser besonderen Klaviermethodik, machen jedoch keinesfalls den
Unterricht mit einem erfahrenen Lehrer überflüssig. Feuchtwangers
Anliegen ist es, mit seinem Werk „gesunden“ Pianisten
eine Basis für physiologisch sinnvolle Bewegungsabläufe
zu bieten sowie – durch unökonomische Bewegungen –
bereits an Sehnenscheidenentzündung oder anderen Beschwerden
erkrankte Musiker durch seine seit Jahrzehnten bewährte Methode
wieder zum natürlichen Klavierspiel zurückzuführen.
Der in München geborene Pianist und Pädagoge Peter Feuchtwanger
beschreibt in Video und Buch durch viele biografische Anekdoten
bereichert, sehr anschaulich seine eigene, erstaunliche Entwicklung
sowie die Entstehung der Klavierübungen. Letztere sind entscheidend
von Größen wie Clara Haskil oder Alfred Cortot geprägt,
die Feuchtwanger noch persönlich kennen lernen konnte. Feuchtwangers
insgesamt 18 verschiedene Übungen werden im Film zunächst
von ihm selbst am Klavier demonstriert und anschließend von
Pianist Frederik Malmqvist jeweils vollständig ausgeführt,
zum Teil auch mit entsprechenden Umkehrungen. Die aus wenigen Grundmustern
und -bewegungen zusammengesetzten Übungen reichen von Anschlagsübungen,
Lagenwechseln der Hände, Trillern und Repetitionen, Tonleiterspiel
– auch mit bewusst ungewöhnlichem Fingersatz –
und Schleuderübungen bis hin zu Übungen für die Flexibilität
des Daumens und des Handgelenks.
Zu jeder vollständig notierten, mit Fingersätzen versehenen
Übung sind im Buch ausführliche inhaltliche Beschreibungen
und didaktische Hinweise vermerkt. Des weiteren enthält der
Notenband bisher unveröffentlichte Fotos von Feuchtwanger zusammen
mit bedeutenden Pianistinnen und Sängerinnen sowie klaviermethodische
Aufsätze von ihm selbst und auch von den Herausgebern. Da das
Video vollständig in englischer Sprache produziert und nicht
immer optimal zu verstehen ist, empfiehlt es sich unbedingt, den
Notenband hierzu in der ebenfalls erhältlichen deutschen Ausgabe
zu verwenden. Obwohl man sich diese Klavierübungen durchaus
selbstständig erarbeiten kann, werden die besten pianistischen
Ergebnisse sicherlich erst durch zusätzliche Teilnahme an Feuchtwangers
Meisterkursen oder aber im Unterricht eines mit seiner Technik bereits
vertrauten Lehrers erzielt. Der Vorteil dieser paral-
lel auditiv und visuellen Methode zur Erschließung von Fingerübungen
kommt auch nur dann ausreichend zur Geltung, wenn man zu Hause über
die entsprechenden technischen Voraussetzungen, das heißt
einen Videorekorder in unmittelbarer Nähe zum Instrument, verfügt.
Fazit: Viele der Übungen lassen sich relativ schnell umsetzen,
die Tonleitern mit unkonventionellem Fingersatz beispielsweise bereiten
jedoch zunächst Schwierigkeiten und bedürfen sicherlich
einer längeren und gründlichen Einarbeitung. Durch die
detaillierten Anweisungen zu jeder Übung – im Buch wie
im Film – hat man aber immer die Möglichkeit zur Selbstkontrolle
und kann falsch eingeübte, bereits schädigende Bewegungsmuster
durch eine langfristige, gezielte Umstellung auf Feuchtwangers Klaviertechnik
verändern.