nmz 2004/05 | Seite 30
53. Jahrgang | Mai
Verband Bayerischer
Sing- und Musikschulen
Den Herausforderungen der Zeit gewachsen sein
Fortbildung für Musikschulleiter in der Musikakademie Schloss
Alteglofsheim
Mit zahlreichen neuen Impulsen und Anregungen für die Teilnehmer
ging die VBSM-Fortbildung für Musikschulleiter in der Musikakademie
Schloss Alteglofsheim erfolgreich zu Ende. „Die Teilnehmer
bescheinigten uns eine Traumnote“, freut sich Wolfgang Greth,
Organisator der dreitägigen Veranstaltung und Leiter der Musikschule
in Unterhaching. Laut einer Teilnehmerbefragung waren die Themen
und Referenten entsprechend der Komplexität der Leitungsaufgaben
gut gewählt.
30 Teilnehmer diskutierten zentrale Themen rund um die Essentials
der Musikschulleitung. Zum Teilnehmerkreis zählten neben Schulleitern
auch interessierte Lehrer mit Leitungsfunktion an Musikschulen und
Mitarbeiter aus benachbarten Musikschulen in Österreich. „Das
große Interesse und die hervorragende Bewertung zeigen die
Notwendigkeit einer solchen Fortbildung“, befand Musikschulleiter
Greth. Schulleiter wollen den Herausforderungen der Zeit gewachsen
sein, sie suchen den Dialog mit anderen Schulleitern und bilden
sich inhaltlich weiter. „Musikschulleiter tragen Verantwortung
für Schüler und Lehrkräfte“, so Greth weiter,
„deshalb gehört es zum Selbstverständnis eines Schulleiters,
sich fortzubilden“. Die Bayerische Musikakademie Schloss Alteglofsheim
bot den geeigneten Rahmen. Die Musikakademie ist bayernweit eine
der zentralen Fortbildungsstätten für die musikalischen
Verbände. „Wir verfügen über das Know-how und
die Logistik, jede Form von Tagung, Kongress oder Fortbildungskurs
durchzuführen“, erklärt Akademiedirektor Frank Ebel.
Über die gute Zusammenarbeit mit dem Verband Bayerischer Sing-
und Musikschulen freut sich Ebel: „Wir laden alle Vertreter
des VBSM ein, auch künftig mit uns Kontakt aufzunehmen.“
Thematisch bot die Fortbildung entsprechend der vielfältigen
Leitungsaufgaben eines Schulleiters ein umfangreiches Programm.
Kulturmarketing erfordert Hirnschmalz
„Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“
– eine der anschaulichen Botschaften, die Dozent Armin Klein,
Professor für Kulturwissenschaft und Kulturmanagement an der
Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, seinen Zuhörern
zum Thema „Öffentlichkeitsarbeit“ mit auf den Weg
gab. Klein stellte klar, dass Marketing ein entscheidender Faktor
zur Existenzsicherung der Musikschulen sei. Er referierte die wichtigsten
Bausteine des effektiven Marketings für nicht-kommerzielle
Kulturbriebe. So hätten sich Musikschulen in Zeiten knapper
Kassen im kommunalen Leben zu positionieren – erkennbar, interessant,
wertvoll. Richtig verstandenes Marketingmanagement soll den Wert
der Musikschularbeit erkennen, Argumente für die Dienstleistung
Musikschule finden, sie strukturiert aufbereiten und Zielgruppen-gerecht
vermitteln. Zentraler Punkt aller Überlegungen dabei sei, so
Klein, „verstärkt den Nutzen-Effekt zu kommunizieren“.
Eltern sollten wissen, welchen Nutzen sie davon tragen, ihre Kinder
in die Musikschule zu schicken. Die Entwicklung des Marketingkonzepts
für eine Musikschule sei in erster Linie keine Kostenfrage:
„Es erfordert kein Geld, sondern Hirnschmalz.“ Verschiedene
Methoden und Strategien helfen, die Weichen für erfolgreiches
Kulturmarketing richtig zu stellen. Gefragt sind vor allem Kreativität
und konzeptionelles Denken.
Komplexes Zahlenwerk beherrschen
In Zeiten knapper Finanzressourcen kommunaler Haushalte wird von
städtischen wie auch e. V.- Musikschulen erwartet, „noch
sparsamer als schon immer zu wirtschaften“, erklärte
Klaus Hatting, Leiter der Kreismusikschule Passau. Gemeinsam mit
Wolfgang Greth erläuterten beide in ihrem Seminar das Thema
„Erstellung von Haushaltplänen/Umgang mit Budgetierung“.
Die Dozenten zeigten den Kursteilnehmern die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten
innerhalb eines Haushaltsplanes und die Wechselwirkungen einzelner
Haushaltsstellen auf. Jeder Schulleiter verfolge das Ziel, so Hatting,
das umfangreiche und komplexe Zahlenwerk zu beherrschen und „nicht
von ihm beherrscht zu werden“. Um „willkürliche“
Beschneidungen des Gesamtangebotes einer Musikschule abwenden zu
können – wie auch im Interesse der Qualitätssicherung!
– sollten Schulleiter gut überlegen, inwieweit sich Einsparungsmaßnahmen
tatsächlich auswirken. Werden beispielsweise Unterrichtsstunden
eingespart, verringern sich nicht nur die Personalkosten, sondern
auch die Gebühreneinnahmen. Der anvisierte Spareffekt würde
teilweise „verpuffen“. Im zweiten Seminarteil konkretisierten
die Dozenten die Unterschiede zwischen kommunalen und e.V.-Musikschulen
bei der Erstellung und Umsetzung der Haushaltspläne.
Selbstverständnis von Musikschule prüfen
Das Selbstverständnis einer öffentlichen Musikschule
auf den Prüfstand stellen, war das Anliegen der VBSM-Vorsitzenden
Eva Szameitat. Sie diskutierte zum Thema „Aufgaben von Musikschulen“
den Auftrag und das Angebot öffentlicher Musikschulen. Auf
der Tagesordnung standen die Analyse des eigenen Potenzials, des
Umfelds einer Musikschule, die Beurteilung der Nachfrage und der
Ziele. „Ein weites Feld, das innerhalb von wenigen Stunden
nicht gänzlich ‚beackert‘ werden konnte,“
so Szameitat. Einig waren sich jedoch alle Teilnehmer darin, dass
dieser Themenbereich entscheidend dazu beiträgt, das eigene
Bewusstsein für die „Gesamtkomposition Musikschule“
zu schärfen. Ausgangspunkt der Diskussion war die Verankerung
der Musikschule unter anderem im Bayerischen Gesetz über das
Erziehungs- und Unterrichtswesen, in der Sing- und Musikschulverordnung
und im ersten und zweiten Bayerischen Musikplan. Ausführlich
besprochen wurden die Bayerische Sing- und Musikschulverordnung
und der Strukturplan des Verbandes Deutscher Musikschulen.
Eltern im Alltag der Musikschule
Aktive Elternarbeit – unter diesem Stichwort erläuterte
Heidi Sperber, Vorsitzende der Landeselternvereinigung und Fördervereine
der Sing- und Musikschulen in Bayern, die Bedeutung der Eltern als
Multiplikatoren für die Musikschularbeit vor Ort. Die Einbeziehung
der Eltern in den Alltag der Musikschule und die zuverlässige
Information über Veränderungen und Entscheidungen schaffe
gegenseitiges Vertrauen, weiß Sperber aus eigener langjähriger
Erfahrung zu berichten. Informierte Elternvertreter würden
verstärkt aktiv werden und „sich auf allen Ebenen für
diese – für die Erziehung der Kinder so wichtige –
Bildungseinrichtung einsetzen“, sagte Sperber. Dies beginne
bei der Sicherstellung der Finanzierung einer Musikschule und reiche
bis zur Verstärkung der gesellschaftlichen Akzeptanz. Aktive
Eltern unterstützen die Öffentlichkeitsarbeit und einzelne
Projekte. Sie sind Bindeglied zwischen Eltern, Lehrern, Schulleitung
und Schülern und vermitteln und beraten bei Wünschen,
Anträgen und Problemen. Unschätzbare Dienste leiste auch
ein Förderverein. Denn Personen, die im öffentlichen Leben
stehen, oder ehemalige Schüler und Schülereltern können
Spenden sammeln, Sponsoren und Stifter gewinnen. Und sie vertreten
den Musikschulgedanken in gesellschaftlichen Bereichen, die „nur
mittelbar mit musikalischer Bildung in der Musikschule in Verbindung
stehen“.
Wichtiger denn je: arbeitsrechtliche Fragen
„Auf unsicherem Terrain fühlen sich naturgemäß
viele Musikschulleiter bei Fragen des Arbeitsrechtes“, sagt
Seminarteilnehmer Eberhard Iro, stellvertretender Leiter der Städtischen
Musikschule Rottenburg a.d.Laaber. Entsprechend lang war der Fragenkatalog
der Kursteilnehmer an den Dozenten Dr. Armin Augat, Geschäftsführer
des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Bayern (KAV). Als Vertreter
aus dem Bereich der kommunalen Spitzenverbände im VBSM-Vorstand
ist Augat bestens mit den Schwerpunktfragen der Musikschulen vertraut.
Seine Themen waren das Direktionsrecht und das Kündigungsrecht.
„Arbeitsrecht ist nicht eine Hauptaufgabe der Musikschulleitung“,
beruhigte Augat. Dennoch ist zu fragen, ob Musikschulleiter es sich
noch leisten können, nicht zu wissen, dass ihr Direktionsrecht
Ort, Zeit und Art des Unterrichts umfasst, oder dass eine Dienstanweisung
eine nüchterne, jederzeit änderbare Konkretisierung des
Arbeitsvertrages
ist. Weisungsgebundenheit erfordert Anweisung auch im sogenannten
Bereich der Zusammenhangstätigkeiten.
In Zeiten der Einsparungen werden betriebsbedingte Kündigungen
zunehmen. „Beachten Sie genau die formalen Anforderungen“,
mahnte Augat. Das reformierte Kündigungsrecht hat die Kriterien
der Sozialauswahl auf Alter, Betriebszugehörigkeit, Unterhaltspflichten
und Schwerbehinderung eingegrenzt. Die neue Möglichkeit der
Berücksichtigung besonderer Kenntnisse, Fähigkeiten und
Leistungen kommt hinzu. VBSM-Geschäftsführer Werner Mayer
forderte die e. V.-Musikschulträger auf, „das KAV-Angebot
einer nicht-tarifgebundenen Gastmitgliedschaft zu nützen und
am arbeitsrechtlichen Know-how des KAV teilzuhaben.“