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nmz-archiv
nmz 2004/06 | Seite 34
53. Jahrgang | Juni
GNM
Abschied vom risikofreien Repertoire
Die neu gegründete Frankfurter Gesellschaft für Neue
Musik
„Event“ statt Kulturereignis, Verpackung statt Inhalt:
Der aktuellen Kulturpolitik scheinen marktgerechte Präsentationen
längst wichtiger als ihre Gegenstände. Zu fragen ist,
ob durch solche Strategien das letztlich Stattfindende nicht zunehmend
beliebig wird, solange nur der Eindruck des „Außergewöhnlichen“
gewahrt bleibt?
Die in der Diskussion um eine zeitgemäße Kulturpolitik
vielfach zitierte Rede von der der „erlebnisorientierten Gesellschaft“
vergisst allzu oft, dass die Definition dessen, was Erlebnis sei,
vorrangig von denjenigen propagiert wird, die von seiner Kommerzialisierung
profitieren. Dass urbane Kultur gleichermaßen durch Kontinuitäten,
durch allmähliche Entwicklungen bestimmt wird, die sich der
massenwirksamen Zurschaustellung entziehen, gerät immer offensichtlicher
aus dem Blickfeld der Kulturverwalter, deren vorrangiges Interesse
der maximalen Auslastung ihrer Objekte gilt. In der Sparte Musik
schlagen sich derartige Prioritäten bevorzugt in der unaufhörlichen
Wiederholung eines „risikofreien“ Repertoires nieder.
Entgegen einer beharrlichen, mehr oder minder geschickten Aufbereitung
eines begrenzten Segments aus dem riesigen Feld musikalischer Möglichkeiten
will die Frankfurter Gesellschaft für Neue Musik (FGNM) versuchen,
musikalischen Herausforderungen jenseits der gängigen Konzertprogramme
Raum zu geben. Die im September 2003 gegründete Gesellschaft
setzt sich für die Sammlung und Bündelung kreativer Kräfte
im Bereich der Neuen Musik auf regionaler Ebene ein. Angesprochen
sind Komponisten, Interpreten, Musikwissenschaftler, Journalisten,
Künstlerkollektive, Vereine und Institutionen, die sich um
Produktion, Aufführung und Erörterung zeitgenössischer
Musik bemühen. Zweck der FGNM ist die Förderung Neuer
Musik im weitesten Sinne; sie ist verschiedenartigsten ästhetischen
Ansätzen gegenüber aufgeschlossen und versteht sich als
Forum, auf dem diese Positionen vorgestellt und thematisiert werden
können. Im Rahmen von Konzerten und Gesprächsrunden bemüht
sich die FGNM darum, eine Vermittlung von beziehungsweise zwischen
unterschiedlichsten Erscheinungsformen des zeitgenössischen
Musiklebens zu leisten – vor allem dem der Frankfurter Region.
Die FGNM ist Mitglied in der bundesweit agierenden Gesellschaft
für Neue Musik (GNM), wodurch eine Vernetzung auf nationaler
Ebene sowie der Austausch mit anderen regionalen Untersektionen
der GNM ermöglicht wird. Seit April 2004 realisiert die FGNM
in Zusammenarbeit mit der Abteilung Kunst und Wissenschaft der Dresdner
Bank AG die Konzertreihe „frequenzen“. Im „raum
für kultur“ – einem ungewöhnlichen Veranstaltungsort
in der Zentrale der Dresdner Bank – finden einmal im Monat
Gesprächskonzerte statt, in denen die Arbeit Frankfurter Komponisten
und/oder Interpreten vorgestellt wird.
Frankfurter Gesellschaft für Neue Musik e.V.
c/o Hochschule für Musik und Darstellende Kunst
Eschersheimer Landstraße 29–39
60322 Frankfurt am Main
Robin Hoffmann und Michael Rebhahn, E-Mail: vorstand@fgnm.de