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nmz-archiv
nmz 2004/06 | Seite 33
53. Jahrgang | Juni
Jeunesses Musicales Deutschland
Patenschaften zwischen Profis und Nachwuchs
JMD und DOV unterzeichnen Kooperationsvereinbarung im Beisein
des Bundespräsidenten
„Der heutige Tag ist für die ganze Gemeinschaft der
Jeunesses Musicales in Deutschland, aber auch im internationalen
Raum, ein besonderer Höhepunkt unseres Einsatzes für die
Förderung der musikalischen Jugend“, eröffnete Martin
Christoph Redel als Bundesvorsitzender der JMD seine Rede am 29.
April im Berliner Amtssitz des Bundespräsidenten.
Freuten sich über den
glanzvollen Start einer harmonievollen Initiative: die Vorsitzende
des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien Monika
Griefahn MdB, Prof. Martin Christoph Redel, Bundesvorsitzender
der JMD, Kulturstaatsministerin Dr. Christina Weiss, Bundespräsident
Johannes Rau und DOV-Vorsitzender Hartmut Karmeier. Foto
JMD
Hier in Schloss Bellevue ereignete sich eine für das Haus
sicher routinemäßige, für die Beteiligten jedoch
gar nicht alltägliche Szene: Vertreter der JMD und der Deutschen
Orchestervereinigung (DOV) versammelten sich in einem der Säle,
um die abschließende Unterschrift unter einen Kooperationsvertrag
zu setzen, den beide Organisationen zuvor ausgearbeitet hatten.
Auf Einladung des Bundespräsidenten, der selbst an der Zeremonie
teilnahm, waren rund 50 Persönlichkeiten des deutschen Musiklebens
Augenzeugen dieses vielversprechenden Ereignisses, unter ihnen Kulturstaatsministerin
Christina Weiss, die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für
Kultur und Medien, Monika Griefahn, und der Generalsekretär
des Deutschen Musikrats, Christian Höppner. Die JMD hatte auch
etliche Mitglieder Berliner Jugendorchester auf die Gästeliste
gesetzt. Jeweils ein Bläserquintett des Niedersächsischen
Staatsorchesters Hannover und des Landesjugendorchesters Niedersachsen
gaben der Veranstaltung nicht allein eine dem Anlass entsprechende
musikalische Note – sie waren von JMD und DOV eingeladen worden,
weil sie dem Gegenstand der Vertragsschließung gewissermaßen
reales Leben verliehen: Denn zwischen ihren beiden Orchestern in
Hannover besteht bereits eine funktionierende Partnerschaft. Und
so musizierten sie denn zum Beschluss auch als Doppelquintett in
hervorragender Kollegialität.
Bundespräsident Johannes Rau hat sich seit einiger Zeit wiederholt
und engagiert in der Öffentlichkeit für die Bedeutung
der Musik und der musikalischen Bildung ausgesprochen, was spätestens
seit seinem großen Gartenfest „Musik für Kinder“
im vergangenen September unüberhörbar geworden ist. Damals
eröffnete er auch den Kongress „Musik bewegt“,
mit dem der Deutsche Musikrat eine neue Kampagne für die musikalische
Bildung anstieß. Der Leipziger Kongress „Kinder zum
Olymp“ und der Tag der musikalischen Bildung auf der Frankfurter
Musikmesse waren weitere prominente Anlässe, bei denen auch
die JMD in Erscheinung trat. Die Initiative von Johannes Rau hatte
noch andere Folgen, indem Persönlichkeiten des Musiklebens
durch die Mitarbeit in einem Beraterkreis neue unkonventionelle
Beziehungen im Dienste eines größeren gemeinsamen Ziels
knüpfen konnten. Als Rau erfuhr, dass die JMD und die DOV Pläne
für die Anregung von Orchesterpatenschaften entwickelten, fand
diese Idee sein Interesse. „Wenn es eines weiteren Beweises
bedarf, dass Musik bewegt“, so Rau in seiner Grußnote,
„kann er heute erbracht werden. Wenn die Tinte auf der Kooperationsvereinbarung
trocken ist, ist wieder etwas Neues entstanden, was es bisher nicht
gegeben hat“.
Nach Vorstellung von DOV, die mit rund 13.500 Mitgliedern fast
alle professionellen Orchestermusiker in Deutschland vertritt, und
JMD, die mit circa 230 Jugendorchestern ebenfalls eine Zahl von
etwa 13.000 jungen Instrumentalisten erreicht, sollen Profis und
engagierter Nachwuchs in Form von Orchesterpatenschaften enger zusammen
rücken. „Die Jugendorchester erhalten durch solche Zuwendung
unschätzbare Motivation und Attraktivität“, betonte
Martin Redel vor allen geldwerten Vorteilen, die sich etwa bei Notenbeschaffungen,
Instrumentenausleihen oder gelegentlicher Probenarbeit ergeben könnten.
„Umgekehrt können auch Berufsmusiker durch die Begegnung
mit hoch motivierten Jungmusikern neue Freude und Kraft, vielleicht
neue interessante Aufgaben in und neben ihrem Beruf finden.“
Ganz zu schweigen von dem Marketingnutzen, den eine solche Patenschaft
für das Image und den Publikumsstamm der Berufsorchester haben
kann. Hartmut Karmeier, Vorsitzender des Gesamtvorstandes der DOV,
äußerte sich überzeugt, dass „in den Jugendorchestern
der Grundstein für die hohe Qualität der deutschen Orchester
gelegt wird, denn viele Kolleginnen und Kollegen in den Kulturorchestern
haben ihre ersten Erfahrungen mit Orchestermusik in einem Jugendorchester
gesammelt.“
Beide Verbände haben sich vorgenommen, ihre Mitglieder für
die Idee zu gewinnen und sie aktiv beim Aufbau von Orchesterpatenschaften
zu beraten. Auch auf diesen Seiten wird bald mehr zum Thema zu erfahren
sein. Außerdem haben sich die beiden Musikverbände die
Verleihung eines Preises für besonders vorbildliche Kinder-
und Jugendkonzerte und die Einrichtung einer bundesweiten Zentralstelle
„Netzwerk Musikvermittlung“ vorgenommen. Alle Beteiligten
sind sich darüber einig, dass ihre Allianz nicht allein ein
kulturpolitisch richtiger Weg ist, sondern dass ihre Initaitve auch
einen Impuls geben kann, der das deutsche Musikleben um einige Facetten
bereichern und es vor allem für und mit jungen Leuten attraktiver
machen wird.