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nmz-archiv
nmz 2004/06 | Seite 33
53. Jahrgang | Juni
Jeunesses Musicales Deutschland
Neue Musik für Kinder
Uli Wüster als Gast beim Musikmagazin „taktlos“
„Neue Musik für Kinder“ hieß die 77. Ausgabe
des Musikmagazins „taktlos“, die am 5. Mai live aus
der Stuttgarter Musikhochschule übertragen wurde. Moderator
Theo Geißler hatte mit seiner Bayern2Radio-Sendung bewusst
die Grenze ins Nachbarland überschritten, um am Vorabend des
Symposions „Wege der Neuen Musik“ das Thema „Perspektiven
der Musikvermittlung“ auf die Zielgruppe der Kinder zu fokussieren.
Schließlich fand die Tagung, für deren Veranstalter stellvertretend
Musikpädagogik-Professorin Sointu Scharenberg auf dem Podium
saß, im Rahmen des 3. Stuttgarter Musikfestes für Kinder
statt. Außer ihr gehörte zur Gesprächsrunde Philipp
Vandré, einer der Gründer des Kindermusikfestes. Er
leitet unter anderem eine Kompositionsklasse an der Musikschule,
von deren Ergebnissen einige in der Sendung live zu hören waren.
Weitere Gäste waren die Komponistin Charlotte Seither, die
zuletzt als Weikersheimer Stadtkomponistin der Jeunesses Musicales
(JMD) auch aktuelle Zugänge zur Neuen Musik mit örtlichen
Schulklassen realisiert hatte, und schließlich der Generalsekretär
der JMD, Uli Wüster – hatte doch die Jeunesses Musicales,
zu deren Domänen seit 50 Jahren die tatkräftige Förderung
der jeweils zeitgenössischen Musik gehört, mit ihrer Initiative
Konzerte für Kinder das Thema Musikvermittlung bundesweit salonfähig
gemacht.
„taktlos“ –
v.l.n.r. Uli Wüster, Sointu Scharenberg (MHS Stuttgart),
Philipp Vandré, Pianist und Konzertpädagoge,
die Komponistin Charlotte Seither und Moderator Theo Geißler.
Foto: Martin Hufner
Überraschend groß war der Konsens der Podiumsrunde,
die das Thema so gar nicht „taktlos“ angreifen wollte.
Auch der sonst oft provokante Einspielbeitrag von Martin Hufner
wurde von den Protagonisten gern unterschrieben: Kinder sind wirklich
für alle Klänge und Musikerfahrungen offen, für sie
ist alle erstmals gehörte Musik „neu“ – wenn,
ja wenn die Umwelt oder gar die Musikpädagogik ihnen die Ohren
nicht verengt. Auch der kreative Selbsterfahrungsanteil, den Kinder
bei ihren wegweisenden Primärerfahrungen benötigen, wurde
von allen als gleichermaßen weichenstellend angesehen. Ein
gutes Zeichen eigentlich, zeigt es doch, dass es in Deutschland
heute eine aktive Bewegung gibt, die neugierig auf die jungen Ohren
zugeht und versucht, eine noch so gut gemeinte Pädagogisierung
von Musik selbstkritisch zu vermeiden. Der Grat zwischen „Entertainment“
und „Education“ ist freilich sehr schmal, so dass die
Herausforderungen an die Wegeöffner enorm bleiben werden.