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nmz-archiv
nmz 2004/06 | Seite 6
53. Jahrgang | Juni
Kulturpolitik
Der unbedingte Wille zur Innovation
25 Jahre Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände
Der Verband hat 1,3 Millionen Mitglieder. Mehr als 18.000 Orchester
sind in ihm organisiert. Trotzdem kennt ihn kaum jemand, und das
ist nun schon seit einem Vierteljahrhundert so. Die Rede ist von
der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände (BDMV), in der
nahezu alle Blasmusiker der gesamten Republik organisiert sind.
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums in Stuttgart
(Forum der Landesbank Baden-Württemberg) waren die Ursachen
für mangelnde Öffentlichkeitswirkung rasch gefunden. Immer
noch identifizieren die Medien offenbar alles, was mit nicht-professioneller
Blasmusik zu tun hat, zuförderst mit Trachtenjanker, Volksfest
und Fassbier.
Erklärte charmant die
Laienmusik zur Kunst: Wolf Wondratschek.
Foto: Stefan Männlein
Zu Unrecht. Denn was hier, ganz überwiegend im Ehrenamt, an
musikalischer Breitenbildung geleistet wird, kann gar nicht hoch
genug veranschlagt werden – einmal ganz abgesehen von jenem
unschätzbaren Wert an sozialen Bindungen, die dem Gemeinwesen
dadurch zu Gute kommen.
Personell jedenfalls ist die Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände
für die nächsten Jahre gut aufgestellt. Mit Stefan Liebing
hat man einen zielstrebig agierenden Generalsekretär, und als
Repräsentanten des neuen Präsidiums fungieren (der frühere
Postminister) Wolfgang Bötsch sowie Gitta Connemann, die als
Abgeordnete des Bundestages zugleich der Enquete-Kommission „Kultur
und Deutschland“ voransteht. Nicht zu vergessen sei schließlich
der in Berlin residierende Minister Rudolf Köberle, der –
wie kein anderes Mitglied der Landesregierung – nun schon
seit Jahren eine ebenso stille wie effektive Förderung der
Musik betreibt.
Der unbedingte Wille zur Innovation wurde denn auch im Festakt
selbst deutlich. Die aus dem Landesblasorchester Baden-Württemberg
hervorgegangenen Ensembles Quattrobones und Woodwinds demonstrierten
Bläserkultur auf höchstem Niveau, und der für den
Festvortrag eingeladene Schriftsteller Wolf Wondratschek adelte
in seiner unvergleichlichen Ironie flugs alle Laienmusik als Kunst
(der im Kulturhimmel mithörende Joseph Beuys dürfte milde
gelächelt haben). Da kann doch, was jegliche Fortschritte ins
Licht der Öffentlichkeit anbetrifft, in den kommenden Jahren
kaum noch etwas schief gehen.