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nmz-archiv
nmz 2004/06 | Seite 38
53. Jahrgang | Juni
Rezensionen
Traum von Freiheit
The Beta Band: Heroes To Zeros
Regal/ Labels/EMI
Das Scheußlichste, was man der Beta Band seit ihrem siebenjährigen
Bestehen immer wieder antut, ist das Attribut „verschroben“
in den Rezensionen. Was muss da doch für eine armselige Definition
des Konventionellen vorherrschen, wenn einfach nur ein erhabener
Einfallsreichtum in Struktur und Sound für ein länger
dauerndes Interesse an einer Rock- oder Pop-Platte sorgt, und das
dann schon als bizarr empfunden wird. „Verschroben“
heißt es auch für das neue, offiziell dritte Album (Man
beachte die Zeit, die die vier Schotten sich lassen), obwohl es
sich durchaus dem Konventionellen annähert: in Gestaltung –
mit kämpferischem Comic-Cover; in der Länge – mit
zwölf Tracks, von denen, im Gegensatz zu früher, nicht
einer über 4’40’’ Minuten dauert; im Marketing-Angebot
– mit einer Single („Assessment“), die nicht nur
ordentlich das Album eröffnet, sondern erst mal den Hippie-Rocksound,
den man von der Beta Band erwartet, auch solide etabliert. Das sind
die Äußerlichkeiten. Die Beta Band hat sich gezügelt,
doch nur, um die liebevollen Chaos-Arrangements, die eklektisch
scheinen, aber eine komplett originäre Musik erzeugen, um so
schöner und geheimnisvoller funkeln zu lassen. Man wundert
sich immer wieder, was da zwischen den Polen „weicher Gesang
von Steve Mason“ und „Afro- und HipHop-Beats aus dem
Computer und vom Doppel-Schlagzeug“ alles passiert, wie disparateste
Sounds, dissonante Motive und zarte, eingängige Melodien zusammenfinden.
Und wie sie unter’m Strich tatsächlich nicht weniger
erzeugen als eine große Romantik, einen Traum von Freiheit
und Wahrheit und Witz.