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nmz-archiv
nmz 2004/06 | Seite 40
53. Jahrgang | Juni
Rezensionen
Kurz vorgestellt - CD
Guillaume de Machaut: Motetten; Hilliard Ensemble.
ECM 1823 (4724022)
Auch wenn sich beim Hilliard Ensemble die Stilistik des Singens
in den letzten Jahren etwas verhärtet ist es doch immer wieder
ein Ereignis, diese so abgeklärten, so sehr zwischen neutraler
Klarheit und höchster ausdrucksmäßiger Anteilnahme
changierenden Darstellungen alter Musik zu hören. Und Machaut
ist ein Komponist, der in seiner abstrakten, aber so beschwörend
nahegehenden Musik mit dieser Haltung nahezu deckungsgleich ist.
Schubert-Epilog – Luciano Berio: Rendering; Aribert Reimann:
Metamorphosen über ein Menuett von Schubert; Hans Werner Henze:
Der Erlkönig, Orchesterfantasie; Hans Zender: Schubert-Chöre;
Kurt Schwertsik: Epilog zu „Rosamunde“; Bamberger Symphoniker
(und Chor der B.S.), Jonathan Nott.
Tudor 7131
Franz Schubert hat gerade in den letzten Jahren viele Komponisten
angeregt, seinen Klang, vor allem die ins Offene gehenden harmonischen
wie formalen Konzeptionen der letzten Jahre fortzudenken. Hier
findet sich ein schönes Spektrum, von Berios so luziden Restaurierungen
der Skizzen zur letzten Sinfonie in D-Dur, über Aribert Reimanns
Verflechtungen eines Menuetts, Hans Werner Henzes erregt motorischer,
glänzend instrumentierter Erlkönig-Fantasie, Hans Zenders
so fremdartig nahen Chor-Orchesterfassungen bis hin zu einem nachdenklichen
Fortspinnen der „Rosamunde“ mit bitter abbrechendem
Schluss des Österreichers Kurt Schwertsik.
Klaus Lang: sei-jaku für Streichquartett; Arditti Quartet
ed RZ 4005
Klaus Langs Kompositionen sind Erkundungen der Stille und des
freien Klingens. Das etwa 40-minütige Streichquartett ortet
Zonen fragil gepresster Klänge, Schleifspuren mit kurzen
Spiccato- oder Zupf-Konturen, die sich wie Wellen aus der Fläche
der Ruhe leise erheben. Die konzentrierte Spannung, auch die Ardittis
werden in ganz andere Regionen neuen Spiels gerückt, bleibt
atemberaubend bestehen.
Charles Ives: Universe Symphony; 2. Symphony; RSO Saarbrücken,
Michael Stern (und Assistenten)
col legno WWE 1CD 20074
Spannend ist natürlich vor allem die Realisierung einer
rekonstruierten Fassung (Larry Austin 1974–1993) der „Universe
Symphony“ von Charles Ives, die dieser um das Jahr 1911
begann und an der er bis 1951, also bis 3 Jahre vor seinem Tod
immer wieder sehr epigrammatisch schrieb. Wenn auch in Bezug auf
das klingende Ganze durchaus Zweifel angebracht sind, beeindruckt
doch die Konzeption von verschiedenen parallel ablaufenden zeitlichen
Ebenen, die sich in Verdichtung und Formierung zum gleichsam universalen
Klang der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenschließen.
Singuläre Musik oder auch Nicht-Musik! Die Zweite von Ives
(1897–1901), sehr sanft genommen, ist Zugabe.
Vivaldis’s Cello. Cellokonzerte und Bearbeitungen von Vivaldi
(durch Ton Koopman); Yo-Yo Ma, Barockcello; Amsterdam Baroque Orchestra,
Ton Koopman.
Sony SK 90916
Man mag zu den Bearbeitungen (von Arien, von anderen Konzerten)
stehen wie man will: Die kompositorische Brisanz und Dichte Vivaldis,
die schon Bach so sehr schätzte werden in dieser angespannten,
punktgenauen Interpretation (Yo-Yo Ma und Koopman ergänzen
sich vortrefflich!) bestechend hörbar.