nmz 2004/06 | Seite 30
53. Jahrgang | Juni
Verband Bayerischer
Sing- und Musikschulen
Blas – Musik – Schule
VBSM und MON: Resolution zum Modell „Klassenmusizieren mit
Blasinstrumenten“
Die gemeinsame Fachtagung von VBSM und Musikbund von Ober- und
Niederbayern e.V. (MON) fand im April in der Musikschule Garching
e. V. statt. Die beiden Verbände luden Musikschullehrer und
-leiter sowie Vereinsvorstände und -dirigenten zum Informationsaustausch
ein. Fast 30 Teilnehmer diskutierten Leistungen, Erwartungen und
Möglichkeiten der Vernetzung beider Partner. Am Ende der Tagung
stand eine gemeinsame Resolution zum Modell „Klassenmusizieren
mit Blasinstrumenten“.
Fördern die Zusammenarbeit:
Franz Kellerer, MON-Verbandsdirigent und Klaus Hammer, Fachsprecher
des VBSM-Referats für bläserischen Unterricht
und Blasmusik (v.l.n.r.). Foto: MON
Die Tagung sensibilisierte die Teilnehmer für die vielfältigen
Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Musikschulen und Blasorchestern“,
resümierte Klaus Hammer, Fachsprecher des VBSM-Referats für
bläserischen Unterricht und Blasmusik und Mitorganisator der
Veranstaltung. Erneut haben die beiden Musikverbände bewiesen,
wie gut sich Musikschulen und Musikvereine ergänzen. Die Teilnehmer
stellten ihre Projekte, Arbeitsgemeinschaften und Kooperationen
vor. Musikschulen helfen, die Nachwuchssituation der Blasmusikvereine
zu verbessern. Viele Musikschullehrkräfte leiten Blaskapellen
und sind im Musikbund engagiert. Der Musikbund ermöglicht wiederum
allen Musikschulen die Mitgliedschaft und die Teilnahme an Wertungsspielen
und Leistungsprüfungen.
In Arbeitskreisen diskutierten die Teilnehmer gegenseitige Erwartungen
und formulierten gemeinsame Wünsche. Oberstes Gebot sei Offenheit
bei allen Fragen auf dem Weg zur Zusammenarbeit und zur Beseitigung
bestehender Hindernisse. Wer immer neue Möglichkeiten auslote,
verpasse auch seltener die Chance einer Zusammenarbeit, so Hammer.
Der gemeinsame Erfolg bei der Instrumentalausbildung der Kinder
und Jugendlichen setze vor allem die persönliche Kontaktpflege
von Musikschullehrkräften und Blasmusikern voraus. Im Arbeitskreis
„Wettbewer-be und Fortbildungen“ stand der Erwerb des
Musiker-Leistungsabzeichens (MLAZ) Stufe D1 bis D3 (Bronze bis Gold)
im Mittelpunkt der Diskussion. Da die Zahl der Prüflinge jährlich
steigt, könnten einzelne Musikschulen MLAZ-Prüfungen übernehmen,
um so den MON zu entlasten. Die Ausschreibungen für Wettbewerbe
sollten untereinander ausgetauscht werden. Verbandsdirigent Franz
Kellerer könnte sich eine Zusammenarbeit zwischen Verband und
Musikschule in Form von Bläser-Leistungszentren vorstellen.
In den Zentren könnten Leistungsträger ab D2 aufwärts
gezielt gefördert und für weitere Qualifizierungsmaßnahmen
ausgebildet werden. „Aus den Regional-Zentren würden
wir ein großes Potential schöpfen können“,
so Kellerer.
Welche Ausgestaltung die verschiedenen Formen der Zusammenarbeit
auch haben mögen, Musikschulvertreter und MON-Vertreter sind
sich einig, dass die übergreifende Zusammenarbeit notwendig
für die Qualitätsförderung der musikalischen Bildung
ist.
Mehr Fachkompetenz für Bläserklassen
Zentrales Ergebnis der Tagung ist die Resolution zum Modell „Klassenmusizieren
mit Blasinstrumenten“. Die Teilnehmer halten darin fest, dass
das Klassenmusizieren mit Blasinstrumenten nicht die individuelle
Instrumentalausbildung ersetzen kann. Klassenmusizieren ermögliche
lediglich den Einstieg in die instrumentale Ausbildung. Allgemeine
Voraussetzungen sollen die Qualität des Modells garantieren.
Dazu gehören neben der musikpädagogischen Qualifizierung
der Ausbilder die Schaffung einer entsprechenden Zugangsvoraussetzung
für die Ausbildung zum Leiter im Klassenmusizieren, die regelmäßige
Begleitung der Ausbildung durch qualifizierte fachbezogene Instrumentalpädagogen
und zusätzlicher wöchentlicher Unterricht mit Instrumentallehrern
in einzelnen Gruppen oder Registern. Die Praxis zeige, so Hammer,
dass mancherorts die geforderten Qualitätsstandards nicht erfüllt
sind. Aus eigener Erfahrung weiß der Fachbereichsleiter für
Blechbläser an der Musikschule Schweinfurt, wie Bläserklassen
zum Teil geleitet werden: „Ein Mann für alle. Kompetente
Fachbetreuung für Blechblas-, Holzblas- und Schlaginstrumente
werde zumeist nicht angeboten.“ Die Schüler kämen
ein Mal wöchentlich für eine Unterrichtsstunde im großen
Klassenverband zusammen, da bleibe für spezielle Fragestellungen
und individuelle Betreuung kaum Zeit. Unnötige Haltungsfehler
könnten sich zum Beispiel einschleichen. Deshalb forderten
VBSM und MON, dass neben dem Großgruppengeschehen die Schüler
in kleinen Gruppen von qualifizierten Instrumentalpädagogen
unterrichtet werden. Motivationsprobleme, die durch Kleingruppenunterricht
entstehen würden, kann Hammer nicht erkennen. Im ersten Unterrichtsjahr
stellten sich schnell erste Erfolge ein, die Schüler seien
„heiß auf das Instrument“. Vielmehr gelte es für
die Nachfolgejahre, den Schüler zu binden und ihn für
die Anforderungen eines sinfonischen Blasorchesters fit zu machen.
Hammer sieht den VBSM und den MON in die Verantwortung genommen,
auf der Grundlage der gemeinsamen Resolution zum „Klassenmusizieren
mit Blasinstrumenten“ Lösungswege zu finden und neue
Konzepte zu entwickeln. „Ich bin gegen das pure Ausprobieren
von Modellen, wir unterrichten schließlich Kinder, da hat
man nur einen Wurf.“ Bei allen Aktivitäten müssten
die Verantwortlichen auf fundierter und qualifizierter Nachwuchsbildung
bestehen.