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nmz-archiv
nmz 2004/09 | Seite 10
53. Jahrgang | September
Cluster
Alles OK!
In der Polizeisprache beschreibt das Kürzel „OK“
den Bereich der so genannten Organisierten Kriminalität. Organisierte
Kriminalität hat in der Bundesrepublik Deutschland als Begriff
wie als Phänomen eine herausragende Bedeutung seit den 90er-Jahren.
Seit kurzem kommt ein ande-
rer Bedeutungszusammenhang dazu. „OK“ ist „Organisierte
Kreativität“ und damit eigentlich etwas ganz anderes,
wenn man dem Mitglied des Deutschen Bundestages Steffen Kampeter
glauben muss. „Illegales Kopieren ist kein Kavaliersdelikt.
Dieser Diebstahl gefährdet nicht nur die wirtschaftliche Grundlage
des Geschäfts in der Kreativwirtschaft – auch die Vielfalt
kreativer Ausdrucksformen wird dadurch eingeschränkt. Dies
zeigt die Kündigung von Künstlern bei den Musikfirmen.“
Das ist schlimm, ja sogar sehr traurig im Einzelfall: Armer Manfred
Trojahn, armer Wolfgang Rihm, wenden Sie sich bitte wegen Arbeitslosengeld
II an Hartz IV, in der Sozialstation ihrer Wahl, man wird ihnen
sicher gerne helfen.
Organisierter Kriminalität kann man nur durch Organisierte
Kreativität Herr werden. Nun gut, das was Steffen Kampeter
hier zärtlich-zierlich Kreativwirtschaft nennt, bezeichnete
man bis vor kurzem in den Kreisen der „Organisierten Kulturkritik“
noch etwas düsterer, aber präziser als Kulturindustrie.
Aber mal Ernst beiseite. Wie bei der Organisierten Kriminalität
möchte man auch hier reagieren. Wir müssen das Volk (also
uns) überwachen lassen, wir müssen Bürgerrechte (also
unsere Rechte) abgeben, wir brauchen mehr Rechte für Polizei
und Staatsanwaltschaft. Und das alles nur, um in den Genuss der
Waren aus der so genannten Kreativwirtschaft zu kommen?
Nicht genug damit, dass einen die so genannte Kreativwirtschaft
pausenlos betrügt, sie will dafür auch entlohnt werden.
Für die Müpfigen gilt dane-ben noch immer: Wenns euch
nicht passt, dann geht doch nach drüben.