[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz
2004/09 | Seite 24
53. Jahrgang | September
Musikvermittlung
Rückkehr in den Urwald als König
Lehramts-Studierende lassen Babar spielend tanzen
Kinder für Musik begeistern, das geht nicht nur Eltern und
Lehrer an, sondern auch solche, die es einmal werden wollen: die
Studierenden des Lehramts Musik. Das Fach Musikpädagogik an
der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität
Erlangen-Nürnberg bietet den Studierenden des Lehramts Musik
die Möglichkeit innerhalb des Studiums an verschiedenen Kinderkonzert-Projekten
mit zu arbeiten. Die Initiative KlassicCo – gegründet
von Wolfgang Pfeiffer und Rainer Turba, angebunden an das Institut
für Musikpädagogik an der Universität – bietet
Kindern Begegnungen mit klassischer Musik. KlassicCo kooperiert
mit verschiedenen Künstlern und Ensembles der Region, in diesem
Falle mit den Musikstudenten: neben der Moderation und Gestaltung
von kindgerechten Konzerten mit dem Sinfonieorchester der Universität
entstehen Projekte, die auf verschiedenste Art und Weise Berührungen
mit der Musik und ihren entsprechenden Künstlern erlauben.
Die Geschichte von Babar dem Elefanten von Jean de Brunhoff gehört
auch heute noch zu den Klassikern der Kinderbücher: Der kleine
Elefant Babar verliert im Urwald seine Mutter, lebt dann in einer
großen Stadt und kehrt schließlich in den Urwald als
König zurück. Francis Poulenc schrieb 1917 dazu kleine
Klavierstücke, die die Geschichte erzählen, ein kleines
Juwel der Klavierliteratur für Kinder. Die Klavierklasse von
Frau Jantsch, das sind acht Studentinnen und Studenten des Lehramtes
Musik, ließ sich schnell begeistern, daraus ein Kinderkonzert
zu entwickeln. Die einzelnen Klavierstücke unterschiedlichen
Schwierigkeitsgrades wurden entsprechend ihrem Niveau auf die Studierenden
verteilt. Die Studenten erstellten einen Flyer, der an verschiedene
Nürnberger Grundschulen verschickt wurde.
Vier Wochen vor dem Konzert wurden die Lehrer zu einem Infoabend
in die Universität eingeladen. In einer lockeren Runde wurden
rasch Kontakte zwischen Lehrern und Studenten hergestellt. Die Präsentation
des Projekts durch die Studenten führte die Lehrer in das Werk
ein, ermöglichte Nachfragen und gab Anlass, Methoden zur Vorbereitung
der Schüler zu diskutieren. Informationen zu Poulenc und zur
Entstehungssituation rundeten die Präsentation ab. Damit die
Lehrer die Schüler bereits im Unterricht auf das Konzert vorbereiten
konnten, erhielten sie eine CD mit den wichtigsten Stücken,
die von den Studenten in Eigenregie eingespielt wurde. Die Erstellung
und Produktion einer CD durch die Studenten von der Gestaltung des
Inlays bis zur Aufnahme und Einspielung, bot eine ideale Möglichkeit
zur Verzahnung von Ausbildung und Praxis.
Mit den Einnahmen aus dem Konzert sollte ein sozialer Zweck verbunden
werden: Mit einem Teil des eingespielten Geldes wird eine Schule
in Mali unterstützt. Eine ehemalige Studentin und jetzige Lehrerin
hat den Aufbau der Schule mitorganisiert und sorgt für Unterstützung
für dieses Projekt. Die anwesende Lehrerin stellte die Schule
in Mali vor; über thematische Anknüpfungspunkte im Unterricht
wurde diskutiert.
Die enge Verbindung von Text und Musik, die stilistisch individuell
gestalteten Bilder, das alles ergibt den Gesamteindruck der Geschichte:
damit auch die Bilder von Babar im Konzert präsent werden konnten,
wurden sie von den Studenten digitalisiert und an den entsprechenden
Stellen projiziert.
Die Nachfrage war riesig: In zwei Konzerten konnten insgesamt
900 Schülerinnen und Schüler der Geschichte von Babar
lauschen und sich von Poulencs Musik inspirieren lassen. Zusätzlich
kamen Einladungen, das Konzert an verschiedenen Grundschulen und
Musikschulen weitere Male aufzuführen. Für die Studenten
bedeutete dieses Projekt neben der Organisation insbesondere zwei
Aspekte: den Gewinn an Erfahrungen im Vorspiel vor Publikum und
einen Schritt hin zu ihren späteren „Kunden“: den
Schülerinnen und Schülern.