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nmz-archiv
nmz 2004/09 | Seite 14
53. Jahrgang | September
Musikwirtschaft
Berufsbegleitend ins Kulturbusiness
Kulturmanager/-in (ebam) – ein Bericht der nmz-Stipendiatin
Marit Schlechte
Die Ausbildung zum Musiker ist in Deutschland auf einem nach wie
vor hohen Niveau. Was jedoch nach wie vor fehlt sind Lehrangebote,
welche die Organisation der selbstständigen künstlerischen
Tätigkeit betreffen. Dazu würden Einführungen in
die Funktionsweise von Verwertungsgesellschaften wie der GEMA gehören,
in das Steuerrecht für Musiker, in Marketing- und Kommunikationsstrategien
– sprich: es fehlen Seminare zum Thema Management für
Musiker.
Musikstudenten und Musiker, welche sich neben dem reinen Musikerberuf
für die organisationstechnischen Fragen des Musikbusiness interessieren,
sei es aus dem Grund, dass sie selber als Veranstalter Konzerte
organisieren oder als Künstler mehr über die Zusammenhänge
im Musikgeschäft und seine Funktionsweisen wissen wollen, müssen
auf das Lehrgangsangebot unabhängiger Fortbildungsinstitutionen
zurückgreifen.
Ein Beispiel dafür ist die „ebam – Business Akademie
für Medien, Event und Kultur“.
Hier können bereits Berufstätige mit Abitur und einer
musischen oder geisteswissenschaftlichen Ausbildung sich in einem
sich über zehn Monate erstreckenden Wochenendlehrgang zum Kulturmanager/-in
(ebam) fortbilden lassen und erhalten hier das erste Know-how für
ihre Tätigkeit im Kulturbetrieb.
Dabei ist nicht entscheidend, ob man den Start in die Praxis bereits
gemacht hat oder ob das notwendige Fundament dafür erst gewonnen
werden soll. Natürlich ist es immer von Vorteil, wenn man bereits
über eigene Erfahrungen verfügt.
Als Musikerin und Organisatorin einer Konzertreihe mit experimenteller
improvisierter Musik, habe ich meine ersten praktischen Erfahrungen
bereits gemacht, bevor für mich im November letzten Jahres
die Teilnahme am Lehrgang Kulturmanagement als Stipendiatin der
nmz begann. Nach einer Zeit des „Erst-mal-selber-Machens“
ergab sich für mich die Notwendigkeit einer Systematik der
Vorgehensweise beim Planen und Umsetzen der Konzerte und auch der
Vergleich mit den Erfahrungen anderer Veranstalter und Organisatoren.
In dieser Hinsicht vermittelt der Lehrgang nicht nur einen brauchbaren
Überblick über alle Aufgabengebiete, welche mit Organisation
im Kulturbereich in Verbindung stehen, sondern ermöglicht es
auch, Fragen an die aus der Praxis kommenden Referenten zu stellen.
Lehrgang und Referenten
Das einmal im Monat stattfindende Seminar umreißt jedes
Wochenende ein spezielles Themengebiet. Die Inhalte sind kaufmännisches
Wissen für den Kulturbetrieb, Recht, Marketing, Planung von
Kulturprojekten, Finanzierung von Kultur, Öffentlichkeits-
und Pressearbeit, Soziale Kompetenz und nicht zuletzt Wirtschaft
und Kultur an einem konkreten Beispiel. Es werden jeweils umfangreiche
Seminarunterlagen und andere wertvolle Skripte an die Hand gegeben.
Die Teilnehmer profitieren von der Professionalität der Referenten:
Alle Informationen und Unterlagen sind (im Unterschied zu manchem
Kulturmanagementstudiengang an einer staatlichen Hochschule) up
to date.
Alle Referenten bringen aus dem eigenen Erfahrungsschatz ihre
Beispiele ein und tragen so zu einem umfassenden Bild von der Tätigkeit
eines Kulturmanagers bei.
Ich möchte nur einige Namen und Beispiele nennen: Harald Schrank,
Jazzmusiker und Diplom-Betriebswirt, referiert für die ebam
sehr konkret über Betriebliches Rechnungswesen und Kaufmännisches
Recht. Das Seminar von Ralf Kitzberger, Ludwigsburger Rechtsanwalt
und Experte für Sport und Kultur, gehört zu den herausragenden
Wochenenden, was Fachkompetenz und Vermittlung der Inhalte anbelangt.
Auch die vielen Fallbeispiele zu speziellen Rechtsfragen im Kulturbereich
sind für alle Teilnehmer von Belang gewesen. Gottfried Zuleger
von ProEvents gestaltete das Thema Projektplanung & -realisation,
welches leider aber zeitlich etwas zu kurz kam, hat doch dieser
kompetente Projektmanager vieles aus dem eigenen Erfahrungsschatz
und an bewährter Methodik weiterzugeben. Gabriele Skarda, international
erfolgreiche Künstleragentin und Promoterin, unterrichtete
zwei Tage zum Thema GEMA und Steuern und hatte einiges an konkreten
und lehrreichen Rechenbeispielen zu bieten.
Eine (fast unkommentierte) Feststellung zum Thema Gender sei mir
an dieser Stelle erlaubt: Die Frauen befinden sich in der Minderheit
auf der Referentenseite. Allerdings sitzen auf der Seite der Fortzubildenden
mehr Frauen als Männer. Im gegenwärtig laufenden Münchener
Kurs sind acht von elf Teilnehmern Teilnehmerinnen im Alter zwischen
25 und 35 Jahren.
Ich würde mir wünschen noch mehr kompetente Frauen im
selben Alter wie ihre männlichen Kollegen, das grob geschätzt
zwischen 33 und knapp 50 Jahren liegt, auf der Ausbilderseite zu
sehen.
Das Ziel
Die ebam-Akademie hat sich zum Ziel gesetzt betriebswirtschaftliche
Grundlagen zu vermitteln und in das systematische Arbeiten mit den
verschiedenen Medien einzuführen. Die Gründer Michèle
Claveau und Georg Löffler denken praxisgerecht und nachhaltig.
Anstelle einer Abschlussprüfung im Sinne des Abfragens von
Inhalten, fertigen alle Teilnehmer am Ende des Lehrgangs eine Projektarbeit
an. Sie arbeiten konkret die Planung und Realisation eines eigenen
Kulturprojekts in schriftlicher Form aus und präsentieren dieses
anschließend vor einem Gremium der ebam. Ist die schriftliche
Ausarbeitung realistisch und gut kalkuliert, und wird das Projekt
in der Präsentation überzeugend dargestellt, erhält
der Teilnehmer das Zertifikat Kulturmanager/-in (ebam).
Die ebam hat ihren Hauptsitz in München, bietet jedoch ihre
Lehrgänge, wie zum Beispiel Eventmanagement und Musikkaufmann/-kauffrau,
in allen großen deutschen Städten und auch in Wien und
Zürich an. Der Lehrgang Kulturmanager/-in kann in München
und in Köln besucht werden.