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nmz-archiv
nmz 2004/09 | Seite 42
53. Jahrgang | September
Noten
Legefrisch und herausfordernd
Neues für den Geigenunterricht der Jüngsten
The Sheila Nelson Ensemble Book, Boosey & Hawkes, Vol.
1 BH 1400586, Vol. 2 BH 1400587
Jedem Violinlehrer ist wohl Sheila Nelson inzwischen bekannt
als nimmermüde Pädagogin, Verfechterin und Komponistin
für den Gruppenunterricht. Nun hat sie wieder gebrütet,
sodass im Verlagsnest neue – garantiert legefrische –
Spielstücke für das Klassenmusizieren liegen, die in
engster Anlehnung an die Melodien und Rhythmen aus ihrer „Elementaren
Streichermethode“ stehen.
Die Instrumente lassen sich auf verschiedenste Weise kombinieren,
sodass die Stücke mit oder ohne Violen vom Quartett bis zum
Streichorchester, oder auch nur mit Solovioline und Klavierbegleitung
spielbar sind. Sheila Nelsons praktische Unterrichtshinweise runden
die Ausgaben ab. Liebe Sheila, bitte weiterbrüten und nach
den Sommerferien noch mehr davon!
Klezmers, arr. v. Coen Wolfgram für Violine und Piano,
De Haske 981359
„Klezmer“ bedeutet im Jiddischen „Musiker“.
Heutzutage wird damit jedoch eher die jüdische Volksmusik
bezeichnet. Die meisten Arrangements dieser Ausgabe findet man
bei den Aufnahmen des Klarinettisten Giora Feidman wieder. Sehnsuchtsvoll,
melancholisch, oder auch überschäumend fröhlich,
tänzerisch, manchmal im Zusammenspiel rhythmisch herausfordernd.
Die Einflüsse aus dem Balkan, der slawischen und Zigeunermusik
sind deutlich herauszuhören. Selten wird die dritte Lage
benötigt, also einfach loslegen und Spaß haben. Wie
sagte mein bayerischer Schüler beim Ausprobieren: „Fetz-mer!“
Rainer Lischka: Tango für zwei – für Violine
und Viola, Hofmeister FH 2763
Rainer Lischka ist Professor für Tonsatz/Gehörbildung
und Komposition an der Dresdner Musikhochschule. Kompositionen
für Kinder und Jugendliche sind ihm ein besonderes Anliegen,
so erhielt er mehrere erste Preise bei internationalen Kinderliedwettbewerben.
Sein Tango für Violine und Viola ist sehr rhythmisch geprägt,
man bekommt fast Lust mitzutanzen. Wer als Geiger schon Doppelgriffe
in mehreren Lagen beherrscht, wird bei diesem humorvollen Stück
sicherlich viel Freude haben. (Liebe Bratscher, am besten einen
entspannenden Fango auf die Tango-Sorgenfalten, nur vereinzelt
dritte Lage!)
Piero Raffaeli-Ferdinand Weiss: Apollon Musagète für
Kinder, Doblinger 18939
Kleine Fragmente für Violine und Klavier aus dem gleichnamigen
Ballett von Strawinsky, didaktisch-scherzhaft aufbereitet, wobei
sich die Klavierstimme nicht an die Vorlage hält, sondern
frei in Anlehnung an Strawinsky erfunden ist. Diese Transkription
richtet sich an Violinschüler, die nur die ersten drei Finger
der linken Hand in der ersten Lage zu gebrauchen wissen. Angesichts
der Schwierigkeiten der Violinstimme wohl methodisch bedenkenswert,
da der Schüler bereits punktierte Viertel, Chromatik, Ablangen
des ersten Fingers, verschiedene Taktkombinationen, Achtelauftakt
und Saitenwechsel beherrschen sollte. (Wird heute noch –
trotz Grenzöffnungen – so unterrichtet, dass der vierte
Finger in einen monatelangen inaktiven Niemandsland-Schlaf versinken
darf?) Einige Nummern können zur Übung auch in der dritten
und vierten Lage gespielt werden. Insgesamt eine gelungene Transkription,
die den Schüler sicherlich neugierig auf das Originalwerk
Strawinskys machen wird.
Alfred Koerppen: Verstohlen geht der Mond auf – Variationen
für Violine und Klavier, Möseler Hausmusik 227
Alfred Koerppen hatte bis 1991 in Hannover eine Professur für
Komposition und Musiktheorie inne. Unter seinen zahlreichen Werken
finden sich Chormusik, Oratorien, Bühnenwerke, Kantaten,
Orchesterwerke, Kammermusik, Klavierstücke, Solowerke und
verschiedene Schriften. Die vier Variationen für Violine
und Klavier basieren auf einem schönen Thema, das schon Brahms
bearbeitet hat. Im Prinzip ist nur die erste Lage erforderlich,
es kommen jedoch verschiedene Spielweisen zur Anwendung, wie Flageolett,
Tremolo, Pizzikato, Doppelgriffe mit leeren Saiten, die meistens
erst später in der Literatur auftreten. In die „Jugend
musiziert“-Literaturauswahl für Streichinstrumente
(Solo-Instrument), Musik des 20. Jahrhunderts, sind diese Variationen
mit dem Schwierigkeitsgrad 1 aufgenommen. Fazit: Es lohnt sich,
verstohlen einen Blick hineinzuwerfen.