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nmz-archiv
nmz 2004/10 | Seite 34
53. Jahrgang | Oktober
Arbeitskreis
Musik in der Jugend
Mit Polizeibegleitung ins Konzert
5. Internationale Jugend-Kammerchor-Begegnung Usedom/29. Juli
bis 8. August 2004
Bereits zum fünften Mal konnte der Arbeitskreis Musik in
der Jugend eine Internationale Jugend-Kammerchor-Begegnung Usedom
veranstalten. In diesem Jahr wurden neun Chöre aus acht Nationen
eingeladen, die während der gesamten Zeit die Gelegenheit hatten,
zusammen in Workshops zu musizieren, sich gegenseitig in Konzerten
zu hören, und sich auch gegenseitig besser kennen zu lernen,
denn alle 270 Teilnehmer wohnten gemeinsam in Trassenheide und Karlshagen
im Norden der Insel.
Chor des Herzog Ernst-Gymnasiums
Uelzen. Foto: AMJ
Die Jugendlichen aus Bulgarien, Estland, Polen, Spanien, Tschechien,
der Schweiz, Ungarn und Deutschland stellten ihr musikalisches Können
in Choir-to Choir-Konzerten (wo jeder Chor jeden anderen hören
konnte) und Gottesdiensten auf der Insel unter Beweis und arbeiteten
auf den musikalischen Höhepunkt des Chortreffens, auf das Abschlusskonzert
am 7. August in der St. Petri Kirche zu Wolgast hin. Unter der Leitung
von Oscar Boada, Spanien, Prof. Christian Grube, Deutschland und
Andreas Lönnqvist, Schweden, probten die Chöre nämlich
in drei Workshops jeden Vormittag ein Programm mit unterschiedlichen
Schwerpunkten.
Daher standen nach der intensiven Workshop-Probenarbeit, die auch
nicht darunter litt, dass manchmal die Nacht von den lebhaften Jugendlichen
zum Tage gemacht worden ist, Magnificat-Kompositionen und zeitgenössische
geistliche Vokalmusik im Mittelpunkt des Abschlusskonzertes. Diese
Werke wurden ergänzt und abgerundet von Einzelvorträgen
der Chöre, die unter anderem verschiedene „Marienvertonungen“
vortrugen, die sich hervorragend in das Gesamtbild der Workshoparbeit
einfügten, da auch in jedem Workshop diese Thematik aufgegriffen
wurde. So hatten die Zuhörer die Möglichkeit, neben dem
Lobgesang Mariens, den „Magnificats“, auch insgesamt
noch sechs verschiedene „Ave Maria“-Vertonungen zu hören.
Dem begeisterten Publikum in der überfüllten Kirche fiel
es deshalb schwer, die Jugendlichen, die zum Abschluss alle gemeinsam
Melchior Franck‘s „Da pacem, Domine“ sangen, auf
den Heimweg zu schicken. Ein Konzert, das sowohl bei den Zuhörern
als auch bei den Beteiligten noch lange nachwirkt.
Ein Festival wie dieses, konnte natürlich nur durch die großzügige
Unterstützung von Förderern durchgeführt werden:
An erster Stelle ist hier das Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend zu nennen, aber auch die Unterstützung
des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommerns
hat zum Erfolg der Chorbegegnung beigetragen.
Das Festival fördert nachhaltig die interkulturelle Jugendbegegnung
und hinterlässt wertvolle (Lebens-)Erfahrungen bei Jugendlichen,
was in diesem ganz speziellen Fall unterschiedlichste Statements
der Teilnehmer belegen. Drei davon sollen hier exemplarisch vorgestellt
werden: Nach der anstrengenden Probenwoche rief eine Sängerin
des Schweizer Chores „Crescendo“ spontan einem Journalisten
zu: „Trotzdem würden wir gern wiederkommen und an so
einem Festival teilnehmen!“
Michael Baumann, Mitglied des Wolgaster Jugendchores des Runge-Gymnasiums,
dessen Chor nun schon zum fünften Mal Gastgeber ist, formulierte
seinen Eindruck so: „Jedes Chorlager ist eine neue Erfahrung.
Wir haben viele Gesangstechniken erlernt und viel Neues kennen gelernt.“
Und der Chor des Herzog-Ernst-Gymnasiums Uelzen beschreibt ein
für ihn unter anderem sehr nachhaltiges Erlebnis wie folgt:
„Mit Blaulicht zum Konzert – das hatte auch der Busfahrer
noch nicht erlebt! Da das Abschlusskonzert der 5. Internationalen
Jugendkammerchorbegegnung mit seinen 270 Teilnehmern in der großen
Petrikirche zu Wolgast stattfinden sollte und am Samstagnachmittag
erfahrungsgemäß sich der Rückreiseverkehr vor dem
„blauen Wunder“, der Hubbrücke über den Peenestrom,
bis zu einer Länge von fünf Kilometern zurückstaut,
hatte die Festivalleitung um polizeiliche Unterstützung gebeten.
Was wir zunächst nur für ein Gerücht hielten, trat
dann tatsächlich ein. Eskortiert von zwei Einsatzwagen mit
Blaulicht und Sirene wurden unser Bus, der estnische Bus und weitere
AMJ-Fahrzeuge an den verblüfften Autofahrern vorbei, meistens
auf der Gegenfahrbahn, sicher und vor allem schnell von Trassenheide
nach Wolgast gebracht. Nach dieser unglaublichen Fahrt musste die
Konzentration erst einmal wieder auf das Musikalische gelenkt werden...“
Die vielen positiven Resonanzen der Teilnehmer, der Insulaner
und der Gäste der Insel, aber auch die der Interessierten an
der Arbeit des AMJ geben Mut, auch in für Organisatoren immer
schwerer werdenden Zeiten, ein Festival wie dieses unbedingt fortzuführen.